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Mary // © Archiv

Im Interview Mary, Gründerin von Just Maryed

js - 29.01.2018 - 07:00 Uhr

"Stress steht bei der Hochzeit nicht auf der Gästeliste"

Wenn die Hochzeitsglocken läuten, aber noch keine Romantik aufkommen will. Der Papierkram überfordert euch, ihr findet absolut keinen geeigneten DJ und die Einladungskarten sehen einfach nur langweilig aus. Ihr macht ständig Überstunden und habt keine Zeit, euch mit der Hochzeitsplanung auseinander zu setzten? Dann wird es Zeit für eine Hochzeitsplanerin, denn Stress steht nicht auf der Gästeliste. In den Vereinigten Staaten gehört ein Weddingplanner mittlerweile zum guten Ton. Mary ist seit 2016 selbstständige Hochzeitsplanerin. Sie ist Gründerin und Inhaberin von „Just Maryed“ und erzählt uns im Interview, wie man die Ringgröße des Partners misst und welche ihre lustigste Erinnerung war.

Ist Hochzeitsplanerin dein Traumjob? Wie bist du dazu gekommen?
Ja, es ist tatsächlich mein absoluter Traumjob. Ich weiß das aber noch gar nicht so lange. Die Hochzeitsplanung ist einfach zu mir gekommen. Meine bisherigen Jobs waren immer gut, die Leute waren nett, aber ich war nie glücklich. Ich habe mir dann immer neue Jobs gesucht mit mehr Aufgaben. Ich war immer unterfordert und das hat mich nie glücklich gemacht. Irgendwann ist man dann in dem Alter, wo alle heiraten und durch mein Planungs- und Organisationstalent habe ich alle unterstützt. Das wurde immer mehr. Dann habe ich von Hamburg aus die Hochzeit einer Freundin in Berlin geplant. Irgendwann habe ich dann gemerkt: Das ist es! Dann habe ich erst als Nebengewerbe angefangen, hatte dann aber die Möglichkeit direkt durchzustarten. Es fühlt sich für mich nicht wie Arbeit an, deshalb ist es das Richtige. Es macht mir überhaupt nichts aus, sonntags mit einer total verzweifelten Braut zusammenzusitzen. Es macht Spaß, es erfüllt mich und natürlich verdiene ich damit mein Geld. Es ist nicht so, dass ich Sonntagabend zu Hause sitze und denke: Oh Morgen ist Montag. Der Montag ist kein Feind mehr.

© Alija

Bist du selbst verheiratet?
Nein, ich bin Hamburgs begehrtester Single. Nein, ich bin tatsächlich ledig.

Du hilfst deinen Kunden auch den Heiratsantrag zu planen. Wie sieht der
perfekte Antrag für dich aus?

Den perfekten Antrag gibt es so nicht. Es ist wie mit der Hochzeit an sich. Das ist für jeden etwas anderes. Ich versuche immer herauszufinden, wer die Person ist, die den Antrag bekommt. Ist es jemand zurückhaltendes, sodass der Antrag eher in einer kleinen Runde stattfindet. Oder ist es eine Rampensau, dass man richtig mit Kamera und Action arbeiten kann. Ich versuche es für beide perfekt zu machen. Man glaubt gar nicht, wie viele Menschen Angst haben, dass der Partner vielleicht doch nicht „Ja“ sagt. Man unterstützt jemanden. Spricht ihm Mut zu, die richtige Entscheidung zu treffen. Der letzte Antrag den ich hatte war im November. Es war ein klares „Ja“. Ich denke dann ist es perfekt. Was will ich mehr? Den meisten, denen ich helfe den Antrag vorzubereiten, muss ich auch helfen den Ring auszusuchen. Das ist nicht so einfach, weil man den oder die Glückliche ja nicht kennt.

Hast du einen Tipp, um die Ringgröße herauszufinden?
Ja, sicher. Wenn derjenige einen sehr festen Schlaf hat, dann ist das ganz simpel. Einfach einen Faden nehmen und um den Finger legen. Den muss man gar nicht festziehen. Mit diesem Stück Faden kann jeder Juwelier etwas anfangen.

Hast du auf den Hochzeiten dann immer noch sehr viel zu tun oder kannst du dich auch mal hinsetzten?
Es kommt darauf an. Es gibt auch Hochzeiten, wo man selbst gar nicht mehr gebraucht wird, weil die Trauzeugen den Rest übernehmen sollen. Das ist sehr unterschiedlich, aber eigentlich gibt das Brautpaar einem schon die Gelegenheit ab und zu mal zu sitzen und zu verschnaufen.

Wie läuft das jetzt bei gleichgeschlechtlichen Paaren ab? Dürfen sie auch kirchlich heiraten?
Es kommt darauf an, was das Paar möchte. Aber ja, alleine in Norddeutschland gibt es mittlerweile sieben Kirchen, die offiziell zugestimmt haben gleichgeschlechtliche Paare zu trauen. Wenn ein Paar in einer ganz bestimmten Kirche heiraten möchte, habe ich keine Schmerzen dabei, dort vorbei zu fahren anstatt anzurufen, weil sie einem dann ins Gesicht sagen müssen, warum sie diese beiden nicht trauen wollen. Das macht nämlich keiner mehr. Die Kirchen öffnen sich immer mehr. Es gibt auch noch die freien Trauungen nach dem Standesamt, die sehr beliebt sind. Dort kann jeder tun und lassen, was er möchte. Dort kann ein Trauredner oder aber auch die beste Freundin reden. Dieser Schwur gilt wirklich nur für die beiden und die Familie und hat gar nichts mit Papierkram zu tun. Dann kann man auch Rituale anders ausleben. Heidnische oder andere religiöse Rituale. Einfach, was man eben gerade möchte. Gerade im Sommer ist das sehr beliebt. Allerdings ist die standesamtliche Trauung, die einzige vor dem Gesetz gültige.

Haben gleichgeschlechtliche Paare andere Wünsche für ihre Hochzeit?
Eigentlich nicht. Es gibt bei jedem Paar Unterschiede. Der eine möchte es etwas verrückter, der andere ein wenig ruhiger. Es ist nicht so, dass alle Herren jetzt in rosa Plüsch heiraten wollen. Eigentlich ist da nichts anders.

Du kooperierst mit bestimmten Unternehmen. Wonach wählst du diese aus?
Grundsätzlich sind alle meine Kooperationspartner approved. Ich war mit allen mindestens zwei Stunden essen, Kaffee trinken oder bei ihnen zu Hause. Ich arbeite nur mit Leuten zusammen, wo ich weiß, dass ich die blind auf jeden loslassen kann. Deshalb stelle ich bei meinen Partnern schon vorher klar, dass mir egal ist welcher Religion das Paar angehört, ob sie gleichgeschlechtlich sind oder ob jemand eine körperliche Behinderung hat. Dann habe ich auch schon Partner aussortiert, die dann gesagt haben, dass sie keine gleichgeschlechtlichen Paare möchten. Mit so jemandem möchte ich dann nicht zusammen arbeiten.

© natthawon

Wie entscheidest du welches Unternehmen für welches Paar geeignet ist?
Erstmal gibt es mit den Paaren ein Kennenlerngespräch. Möglichst bei ihnen zu Hause, denn dort fühlen sie sich am Wohlsten und man kann sie am besten kennenlernen. Vielleicht haben sie dann auch schon kulinarische Vorstellungen, dann weiß ich in welche Richtung das gehen soll. Und wenn nicht, probieren wir uns ein bisschen durch. Man findet es zusammen heraus. Es gibt aber auch Paare, die wissen dass sie heiraten wollen, sie wissen auch schon wen, aber dann war es das. Also findet man eben alles gemeinsam raus. Wenn ich höre, dass sie Asien-Reisen lieben, dann höre ich auch raus, dass dann auch das kulinarische in Frage kommt. Durch ein kurzes Kennenlernen, kann man schon sehr viel herausfinden.

Was war der ungewöhnlichste Wunsch, den ein Paar bei der Hochzeit umsetzten wollte?
So sonderlich ungewöhnliche Sachen hatte ich noch gar nicht. Das Paar, deren Hochzeit ich gerade plane, wünschen sich zur Trauung Feuerartisten. Das finde ich sehr spannend.

Geht am Tag der Hochzeit selbst viel schief? Müssen spontan Sachen geklärt werden, auf die man nicht eingestellt war?
Im Prinzip versuche ich dem Brautpaar zu vermitteln, das alles gut ist. Was tatsächlich alles so im Hintergrund passiert, das soll nicht deren Sorge sein. Es gibt Hochzeiten, da denkt man vorher, dass eigentlich nichts schief gehen kann und plötzlich steckt der Caterer im Stau. Es gibt immer mal was, man muss einfach nur gut improvisieren können. Man darf sich nicht stressen lassen. Das einzige, was wirklich schlimm für eine Hochzeit wäre, ist wenn einer von beiden nicht kommt. Alles andere bekommt man hin.

Gibt es eine Erinnerung, die ewig bleiben wird? Ist mal etwas sehr lustiges passiert?
Ich war mal auf einer Hochzeit, die habe ich ein Wenig mitgeplant. Es war die meiner besten Freundin, also war ich Gast. In der Kirche tauchte plötzlich ein nicht geladener Gast auf. Es war der Nachbar, der gerne fotografierte. Dieser junge Mann, etwas korpulenter, kurze Jogginghose und ein Hawaii-Hemd, welches sich nicht mehr ganz schließen ließ, ging nach vorne um ein Foto zu machen. Es ist wirklich kein Scherz, das ist so passiert. Er ist hingefallen, weil seine Hose mit Shorts rutschte. Er lag dann quasi mit blankem Hintern in der Kirche. Ich dachte es gibt jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder das Brautpaar rastet aus oder sie bekommen den Lachkrampf ihres Lebens. Die ganze Kirche hat gelacht. Das Gesicht der Pastorin war Goldwert. Sie war so schockiert und die einzige, die nicht gelacht hat. Es war kein schöner Anblick, aber es war sehr lustig. Warum soll auch immer alles so spießig sein? Ich meine das ist eine Hochzeit, wir feiern die Liebe und das Leben. Da muss unbedingt gelacht werden. Diese Story ist auch immer noch der Running Gag Nr. 1 zum Hochzeitstag.

Hast du noch ein paar Tipps, die du unseren Lesern geben kannst?
Ja, einfach anrufen. Anruf und Kennenlernen kostet nichts. Einfach Nachfragen, hinterfragen und bloß nicht stressen lassen. Ruhig durchatmen. Früh genug anfangen alles zu planen. Am besten ein dreiviertel Jahr vorher. Es geht ausschließlich um das Paar. Wenn die beiden in einem Clowns-Kostüm heiraten wollen, dann hat jeder zu applaudieren, denn es ist deren Hochzeit.

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