Direkt zum Inhalt
© VladOrlov

Leserumfrage Beziehungsweisen

vvg - 05.03.2018 - 07:00 Uhr

Ich habe meinen damaligen Partner kennengelernt, als er bereits in einer langjährigen Beziehung war. Damals sagte er mir, dass er seinen Partner nicht verlassen würde, denn: „wenn ich ihn jetzt für dich verlasse, hättest du keine Sicherheit, dass ich nicht auch dich für einen anderen verlasse.“ Ich habe lang darüber gegrübelt, da ich aber auch seinen Partner sehr gern mochte und verliebt war, habe ich mich auf diese Dreierbeziehung eingelassen. Wir haben allerdings nie zusammen gelebt, sondern lebten alle drei an unterschiedlichen Orten. Das hat 12 Jahre lang sehr gut funktioniert. Zu dritt sahen wir uns relativ häufig, fuhren auch gemeinsam in den Urlaub. Dazwischen gab es aber immer Zweier-Treffen, allerdings nur mit dem einen der Beiden. Die Beziehung zum anderen war rein platonisch. Irgendwann stand der Sex in dieser Beziehung auch nicht mehr im Vordergrund, sondern es wurde eine emotionale Sache, die mit Vertrauen und Zugehörigkeitsgefühl zu tun hatte. Dann habe ich mich in einen anderen Mann verliebt, wollte aber die Dreierbeziehung nicht noch erweitern. Deshalb haben wir unsere exklusive Dreier-Beziehung in eine exklusive Freundschaft umgewandelt. Altersmäßig waren wir jeweils 10 Jahre auseinander, wobei ich das „Kücken“ war. Für unser Umfeld war unsere Beziehungsform nie ein Thema. Ich habe durch diese Beziehungsform viel für mich gelernt. Ich würde meine Beziehungen niemals als offen definieren, ich kann aber mehrere Beziehungen führen, die auch parallel laufen. Als Kind liebt man ja auch beide Elternteile, ohne einem von beiden etwas wegzunehmen. Zwei Personen sind leichter unter einen Hut zu bekommen, bei Dreien muss man sich öfter zurücknehmen und anpassen. Das Wichtigste ist, dass man über alles redet und ausdiskutiert. Polyamouröse Beziehung brauchen ein hohes Reflexionsvermögen, das hat immer mehr als zwei Dimensionen.
Alf S., Köln
 

Axel, Ines Paul und Karentina // © vvg

Wir leben als Lesbe, Transmann und Heteromann mit zwei Mädchen (7 + 9 Jahre) in einer Regenbogenfamilie. Karentina lernte Ines Paul vor 15 Jahren kennen, als diese gerade in der Umwandlung von Frau zu Mann stand. Karentina hatte keine Probleme mit dem Wechsel. Irgendwann äußerte sie den Wunsch nach Kindern, worüber Ines Paul, der nun im neuen Körper weder gebären noch zeugen konnte, zunächst entsetzt war. Allerdings war er sofort bereit, eine Lösung zu finden. Heute sind die Kinder das „ größte Geschenk meines Lebens.“
Der Weg zur Schwangerschaft war nicht einfach, denn Karentina war gegen die Anonymität der Samenbank. Der Samenspender sollte auch die Vaterrolle ausleben. Letztendlich fand man in Axel den Mann, der den Vorstellungen und Wünschen eines Vaters sehr nahe kam. Er erfüllte uns einen Wunsch und wir ihm seinen, denn er wollte Vater sein ohne klassische Beziehung. Wir leben in zwei Haushalten, zwischen denen die Kinder alle 3 - 4 Tage wechseln. Die Mädchen rufen uns Mama, Papa und MaPa oder bei den Vornamen. Fragen gibt es kaum, weil sie es als Selbstverständlichkeit kennengelernt haben. Als Eltern treten wir immer zu Dritt auf - in der Kita, der Schule, im Krankenhaus oder im Urlaub - und wir hatten nie Probleme. Unser Familien-Modell funktioniert, weil wir uns über unsere Bedürfnisse und Grenzen klar sind. Natürlich ist die Kommunikation das Wichtigste. Wir teilen und gliedern unsere Pflichten und versuchen immer alles für einander möglich zu machen, egal ob es sich um Freizeit oder Terminabsprachen handelt.
Die Vorteile der Regenbogenfamilie: Die Kinder haben mehrere Opas und Omas, die unsere Familienkonstellation von Anfang an unterstützt haben. Zu Dritt hat man mehr Zeit, Ideen, Input und Geduld. Die Nachteile: Bei amtlichen Formularen muss jedes Mal hinzugefügt werden, dass wir als Eltern zu 3. zuständig sind. Und es gibt nur Familientickets für 2 Erwachsene mit 3 Kindern und nicht für 3 Erwachsene mit 2 Kindern; daran muss noch gearbeitet werden. :-)
Axel, Ines Paul und Karentina, Regenbogenfamilie Köln

Peter und Waldemar sind schon seit 37 Jahren ein Paar und haben vor Jahren 7 geheiratet. Nach einer gewissen Zeit hatten sie sich geeinigt, eine offene Beziehung zu führen, was für beide kein Problem war. Vor ca. einem Jahr lernte Peter dann auf einem Weinfest Ben kennen, zwischen den beiden war direkt eine innere Verbindung. Als Waldemar Ben wenige Wochen später Anfang des Jahres zum ersten Mal traf, gab es auch zu ihm die gleiche Zuneigung, wie es schon zu Peter war. Es war allerdings anders als bei Dreiern, die sie bisher kannten. Es gab zwischen allen dreien sehr starke Emotionen, Zuneigungen und Liebe. Lange war es für die drei unklar, welche Bezeichnung sie ihrer Beziehung geben würden. Ben stammt aus Gelsenkirchen, studiert derzeit in Köln, sodass er die meiste Zeit bei Peter und Waldemar sein kann und sie miteinander viel Zeit verbringen können. Er wäre gern immer bei ihnen, was momentan leider nicht geht. Zwischen uns gibt es eine starke Zuneigung keinerlei Eifersucht und kaum Streit. Lediglich über unser Beziehungskonstrukt gab es Diskussionen, die durch dieses Interview nun aber geklärt sein dürften. :-) Keiner von uns hatte sich zuvor Gedanken über eine Dreierbeziehung gemacht; es passierte einfach und das war gut so. Was andere über unsere Beziehung denken, ist uns egal, wir empfinden sie als vollkommen legitim. Es ist doch schöner, zu dritt glücklich zu sein und eine Konstante zu haben, als sich einen wechselnden Dritten für einen Abenteuer zu suchen. Für Peter und Waldemar hat sich durch Ben ihre Beziehung verfestigt und gerade Waldemar, der durch seine Arbeit viel gefordert ist, wirkt seitdem sie zu dritt sind, viel ausgeglichener. Neben den normalen Freizeitaktivitäten haben sie ein gemeinsames Hobby: sie sind leidenschaftliche Zigarrenraucher und mittlerweile Mitglieder in einem Zigarrenclub.
Ben (33) , Peter (64) & Waldemar (53), Köln und Gelsenkirchen

Dieter, Wolf und Günther // © vvg

Wolfgang war 21 und Günther 17 Jahre alt, als sie sich vor 42 Jahren in Köln kennen lernten. Die Beiden wohnen seit 36 Jahren in Herzogenrath an der holländischen Grenze. Im Jahr 2001 verpartnerten sie sich als 11. Paar in Köln. Den Dritten im Bunde, Dieter, lernten sie vor 17 Jahren auf einer Geburtstagsfete kennen. Zunächst wurden Telefonnummern ausgetauscht, man wollte mal sehen, was daraus werden sollte. Da Wolfgang durch eine Erkrankung schon Rentner war, hatte er mehr Zeit für Dieter. Als Wolfgang und Günther zwei Wochen darauf in den Urlaub fuhren, baten sie Dieter, in dieser Zeit auf das Haus aufzupassen – seitdem leben Wolfgang (als „Papa“), Günther (als „Mama“) und Dieter (als „Sohnemann“) in einer Dreier-Beziehung. Die Aufgaben sind gerecht verteilt: Jeder erledigt seinen Part, keiner lässt sich bedienen. Jeder akzeptiert den anderen, wie er ist und jeder macht den Teil, den er am besten kann. Die Drei ergänzen sich. Eifersucht gibt es nicht, wir reden sehr viel miteinander und gehen ehrlich miteinander um. Wenn es mal Streit gibt, sind das banale Dinge. Bevor wir in unser gemeinsames Bett gehen, ist der Streit aus der Welt geräumt. Wir haben relativ gemeinsame Interessen und sollte mal einer eine bestimmte Sendung im Fernsehen nicht ansehen wollen, gibt es auch kein Problem: wir haben drei Fernseher, so dass jeder das sehen kann, was er gerade möchte. Unser größtes Hobby sind unsere Hunde: einen Pointer Podenko und zwei Gordon Setter. So verbringen wir auch, alleine schon wegen der Tiere, unsere Urlaube gemeinsam in unserem Wohnmobil. Langeweile kennen wir grundsätzlich nicht: zu tun ist immer etwas: wir wohnen in einem großen Zwei-Etagen-Haus mit einem traumhaften und gepflegten Ziergarten mit zwei Teichen und gemütlichen Sitzecken. Die Vorteile in unserer Dreier-Beziehung? Ganz klar: man ist nie alleine und jeder ist für den anderen da.
Wolfgang (Jahrgang 1954), Günther (’58) und Dieter (’69), Herzogenrath

Gordon und Frank // © vvg

Wir sind seit vierzehn Jahren zusammen. Obwohl für uns beide reine Monogamie nie ein ernsthaftes Thema war, brauchten wir, als wir frisch verliebt waren, keine andere Person. Erst nach zwei Jahren haben wir uns sexuell geöffnet; man kann ja auch nicht nur ständig das gleiche Gericht verspeisen. Das hat sich einfach eines Tages ergeben: Wir waren im Harlekin, einem schwulen Lokal in Duisburg, hatten etwas getrunken und trafen auf einen sympathischen Mann, den wir dann mit zu uns nach Hause genommen haben. Das war sozusagen ein nettes Zubrot. In den Jahren darauf haben wir solche Geschichten oft wiederholt und auch sehr genossen. Das steigerte sich und manchmal war auch die Anzahl der teilnehmenden Personen bei Drei nicht zu Ende. Einmal gab es im Düsseldorfer COC mal so eine Situation, wo mehr als zehn Personen gleichzeitig involviert und am Spiel beteiligt waren. Das war schon eine ziemlich aufregende Situation. Wenn wir einen Dreier machen, ist das Alter unwichtig – jüngere sind allerdings außen vor – die Person sollte männlich sein, Ausstrahlung und Sympathie muss stimmen; der Typ muss einfach passen. Wenn sich herausstellt, dass einem von uns beiden die dritte Person nicht zusagt, aus welchem Grund auch immer, zieht sich derjenige dezent aus der Situation zurück, ohne die anderen zu stören: Man muss schließlich gönnen können! Von den sexuellen Zwischenspielen und Abenteuern einmal abgesehen, sind wir wie ein altes Ehepaar: Wir haben über die Jahre ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, was uns kein anderer mehr geben kann. Da würde auch keine dritte Person reinpassen. Das bringt Gordon treffend auf den Punkt: „Ich kann zwar mit 100 Männern vögeln, aber nur mit einer Person leben. Und das ist und bleibt Frank, der ist sozusagen mein Hafen!“
Gordon & Frank, Duisburg
 

Martin // © vvg

Ich lebe seit 12 Jahren mit meinem Partner zusammen. Wir waren uns beide von Anfang an einig, dass wir eine offene Beziehung leben wollen. Ich habe das Bedürfnis, meine Sexualität ab und zu auch mit anderen Männern auszuleben. Auch wenn es mit meinem Partner super funktioniert und Sex mit Liebe eine ganz andere Qualität hat, ist ja Sex mit jeder Person anders. Ich bin da neugierig und umtriebig, und mache da gerne meine Erfahrungen. Mein Freund sieht das ähnlich. Ich denke auch, dass das in einem Mann schon biologisch drinsteckt: er muss seinen Samen so breit wie möglich streuen. Natürlich ist nicht alles wunderbar und problemlos. Es gibt immer wieder Diskussionen und Eifersucht ist sicherlich auch ein Thema – ein Zeichen übrigens, dass wir uns lieben. Man gönnt sich gegenseitig nette Erlebnisse, aber es tauchen auch Fragen auf, was da wohl mit dem anderen so abgeht. Auch ein klein wenig Neid ist dabei, weil man den Typen auch gerne hätte. Wichtig ist, dass wir darüber reden und alles ansprechen. Wir haben ja einen ähnlichen Männergeschmack und wenn der Dritte auch möchte, kann aus einem Einzeldate auch ein gemeinsames werden. Bei mir ist das aber nicht nur reiner Sex, ich brauche schon das Küssen und Knuddeln. Ob ich deswegen einen anderen Mann lieben kann, glaube ich nicht. Ich habe keinen Bedarf nach einer anderen Beziehung, zumindest nicht in der Form wie mit meinen Partner. Wir halten uns aber an Regeln: Wir haben einen Tag in der Woche vereinbart, an dem Dates erlaubt sind. Ob das in einer Sauna, einem Fetisch-Club oder Privat abläuft ist unterschiedlich; allerdings bei uns zu Hause, läuft nichts ohne den Partner. Natürlich kennen wir auch 3-er und 4-er in den unterschiedlichsten Konstellationen und wir haben beide auch regelmäßige Sexpartner.
Im Prinzip hätte ich nichts gegen eine Dreierbeziehung, ich glaube nur, dass die auf lange Sicht nicht stabil ist.
Martin V., Leverkusen

Auch Interessant

Mario Adrion

Ein neues Bild von Männlichkeit

Wer Mario Adrion noch nicht kennt, hat etwas verpasst – das deutsche Multitalent macht seit einigen Jahren Karriere in den USA.
Ausgequetscht

Niklas Jandusch

arbeitet als Chef-Steward und wurde auf einem Flug von Heidi Klum angesprochen, ob er nicht bei der neuen Staffel von >Germany‘s Next Topmodel< ...
Dennis und Kevin

Pärchen März 2024

Kein Feuerwerk konnte so strahlen wie die Augen dieser beiden: Denn an Silvester funkte es gewaltig zwischen ihnen.
Ausgequetscht

Aaron Knappstein

ist Mitbegründer und derzeitiger Präsident des jüdischen Karnevalsvereins „Kölsche Kippa Köpp vun 2017 e.V.“
Fynn und Polo

Pärchen Februar 2024

Dieses Paar beweist: Liebe kennt keine (Landes-)Grenzen und keine Sprachbarrieren ...
Germanys Next Top Model

Thomas Rath

ist ein bekannter deutscher Modedesigner, Modeunternehmer und Moderator. Deutschlandweit bekannt wurde er unter anderem als Juror bei Germanys Next...
Philipp und Stefan

Pärchen Januar 2024

Auch wenn diese beiden in den entgegengesetzten Ecken der Schweiz leben, fanden sie zusammen und sind ein Herz und eine Seele...
Leonard

60 Jahre - 60 Fragen - 60 Antworten

2024 feiert Leonard seinen 60. Geburtstag. Grund genug, ihm 60 ganz persönliche und private Fragen zu stellen. Leonard kann mittlerweile auf eine ...
Ausgequetscht

Cassy Carrington

ist Sängerin, Schauspielerin, Moderatorin und Songschreiberin. Die 2.10 m große Entertainerin ist ein wahres Multitalent und was lag da näher ...