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Leserumfrage Mein 1. Mal

vvg - 04.07.2018 - 07:00 Uhr

Gemerkt, dass mich Jungens interessieren, habe ich schon im Kindergarten. Als ich merkte, dass ich mehr wollte, war ich ca. 10 Jahre alt. Da habe ich ein Foto von einem damaligen Taff-Fernseh-Moderator ausgeschnitten, auf dem dieser nur mit einer Pelzdecke bekleidet auf einem Sessel saß. Dieses Foto hatte ich in mein Tagebuch geklebt und daneben ziemlich schweinische Sachen geschrieben. Dann mit 14 hatte ich mein erstes Mal. Ich hatte über eine Telefon-Hotline Kontakt zu einem Mann aufgenommen, der, wie sich bei unserem ersten Blind-Date herausstellte, schon 23 Jahre älter war, als ich. Er holte mich an einer Bus-Haltestelle ab und wir sind zu ihm nach Hause gefahren und im Bett gelandet. Er hat zwar nichts gemacht, was ich nicht wollte und er war auch einfühlsam; obwohl er sich im Nachhinein strafbar gemacht hat, weil er ja mein wahres Alter kannte. Aber mit 14 habe ich darüber nicht nachgedacht, da war ich lediglich jung und naiv. Damals war das Erlebnis für mich auch ganz in Ordnung – obwohl es sehr schmerzhaft war. Aus heutiger Sicht wäre mir ein Erstes Mal mit jemandem den man wirklich liebt – also dem ersten Freund – wohl schöner gewesen. Wir haben uns danach auch noch ein paar Mal getroffen, er ließ es sich ja nicht nehmen, das Ganze mit so einem jungen Menschen zu wiederholen. Kurz danach lernte ich übrigens einen noch jüngeren als mich kennen, mit dem er ebenfalls im Bett gewesen war. Er hatte offensichtlich pädophile Neigungen, denn er war ständig auf der Suche nach Frischfleisch. Trotzdem bereue ich die Begegnung aber nicht, ich wollte es ja damals unbedingt wissen. Ich hatte auch kein schlechtes Gewissen; lediglich nur die Angst davor, dass meine Mutter nachfragte, wo ich gewesen war. Ich wollte sie nämlich unter keinen Umständen anlügen.
Andy aus Hürth

Mit 22 hatte ich eine Freundin Nicole; die einen schwulen Freund hatte, den ich nicht kannte, aber auch nicht kennen lernen wollte. Das lag wohl daran, weil ich sehr intolerant erzogen wurde und mit Schwulen nichts zu tun haben sollte. Ich hatte Vorurteile, wofür ich mich heute schäme. Ich sprach mit Nicole sogar von Heirat und Baby, aber sie verlangte, dass ich Mark vorher kennen lernen sollte. Schließlich gab ich nach, wir luden ihn zu mir nach Hause ein. Irgendwann stand er vor der Tür; ein Hüne, blond, durchtrainiert und mit einem Blick, als wollte er mich fressen - er wusste ja, dass ich ihn nicht mochte. Ich war sehr konsterniert, bat ihn aber herein, denn wir wollten zusammen kochen und ich wollte wissen, ob die Schwulette überhaupt Kartoffeln schälen kann. Natürlich haben wir dabei fleißig getrunken. Er war Flugbegleiter und erzählte von seinen Reisen: von den Muskel-Studios in L.A., von der Copacabana und den New York Night, das angeblich dreckigste, was er je gesehen hatte. Ich wurde neugierig und als Nicole zum WC ging, sagte ich vom Alkohol mutig geworden: „Ich glaube dir nicht, dass du schwul bist; das musst du mir erst beweisen!“ Zwei Sekunden später bekam ich den geilsten Kuss meines Lebens, der mir den Boden unter den Füßen wegriss. So etwas hatte ich mit einer Frau nie erlebt. Nicole kam zurück und sagte in der Tonart einer Kampfansage nur „Aha!“ Sie ging, er blieb. Die Nacht war der komplette Wahnsinn, ich habe nur noch Sterne gesehen. Wir waren dann nach seinen Reisen noch ca. 15x zusammen. Dann wurde ich ihm zu langweilig, er brauchte Frischfleisch, etwas Neues. Er brach mein Herz und für mich brach die Welt zusammen, weil er mir zeigte, dass ich austauschbar war. Ich hatte Angst und Erwartungen, weil ich etwas in mir entdeckt hatte, was ich nie zulassen wollte. Aber ich war mutig genug, dass ich dieser Neugierde weiter nachging.
Josef F.


Mein „Erstes Mal“ geschah mit einer Frau, da war ich ungefähr 18 Jahre alt. Nach dem Trennungs-Aus - das aber nichts mit meinem Outing zu tun hatte - habe ich mich zunächst drei Jahre später in einen heterosexuellen Zivi verliebt, der mir zugeteilt war. Er war das Erste, an was ich beim Aufstehen dachte und der Letzte, an den ich dachte, bevor ich einschlief. Das tatsächlich wirklich „Erste Mal“ bei meinem „Ersten männlichen Date“ hatte ich dann 2001 mit einem gleichaltrigen Mann, den ich über das Internet kennen gelernt hatte. Er wohnte etwa 40 km von mir entfernt und wir verabredeten uns bei ihm. Ich wollte nicht, dass jemand zu mir kommt; ich wollte ja praktisch etwas ausprobieren und wenn notwendig, konnte ich mich dann jederzeit wieder verabschieden. Wir haben zuerst mindestens vier Stunden lang gequatscht und gelacht, bevor es dann endlich auch aufregend, spannend und schön wurde. Allerdings hatte ich mir ja fest vorgenommen, danach auf jeden Fall wieder nach Hause zu fahren, obwohl er mit allen Mitteln versuchte, mich zum Bleiben zu überreden. Auf meiner Heimfahrt nachts um 3 Uhr fuhr ich wohl langsam und unsicher, weil ich den Weg zur Autobahn nicht fand. Plötzlich wurde ich von einem Polizeiauto angehalten, ein junger Polizist kam auf meinen Wagen zu und forderte mich zu einem Alkoholtest auf. Als er dabei fragte, wo ich herkäme, überlegte ich kurz, antwortete dann aber schmunzelnd, dass ich eben freiwillig das gemacht hätte, was er gerade beruflich von mir eingeforderte; nur eben in fleischlicher Form. Worauf er auch grinsen musste. Er lotste mich danach sogar noch zur Autobahn, was ich echt nett fand. Was aus meinem ersten Date geworden ist? Wir sind jetzt inzwischen seit 17 Jahren zusammen. Nach ungefähr einem Jahr sind wir zusammen gezogen und vor 8 Jahren haben wir geheiratet. Wie man sieht, hat er damals alles richtig gemacht; mein erstes Date hat sich also auf jeden „Phall“ gelohnt.
Kai – Hilde Wernersen aus Hamburg
 

Beim meinem ersten Mal war ich 20. Es war gar nicht so spektakulär, weil es eigentlich dem gegenüber nachrangig war, dass ich überhaupt mit meinem ersten Freund zusammen war. Wir hatten uns auf einer christlichen Jugendfahrt kennen gelernt, wo auch schon ein wenig gefummelt wurde. Es war für mich aber schon so prägend, dass er für mich zur Projektions-Figur wurde. Dann haben wir uns sechs Jahre aus den Augen verloren, bis wir uns zufällig beim Zivildienst wiedertrafen. Ich hatte allerdings meinen Zivildienst gerade beendet, er begann den seinen und so bin ich freiwillig und ehrenamtlich mehrere Monate auf meiner Zivildienststelle geblieben, um das Ganze zu arrangieren. Das alles passierte ja noch vor den Gayromeo-Zeiten, so dass es gar keine andere Chance gab, anders irgendwie zusammen zu kommen. Ich wusste ja nicht einmal, ob der Mann, in den ich mich verliebt hatte, überhaupt schwul war. Auf jeden Fall hatte er mich aber wieder erkannt; allerdings war es ein schwieriger Prozess, denn er wusste ja von mir auch recht wenig. Ich besorgte mir in einem lesbischen Buchladen einen Regenbogenaufkleber, den ich auf eine Mappe klebte und bei unseren gemeinsamen Freizeitaktivitäten beiläufig platzierte, um ihm so zu signalisieren, dass ich schwul bin. Bei einem gemeinsamen Filmabend ist es dann irgendwann zum ersten Mal gekommen und endlich war der Drops gelutscht. Es war sehr vorsichtig und bedächtig, zärtlich und romantisch, hatte aber durch unsere ganze Geschichte keinen wirklich großen Stellenwert. Wir waren dann insgesamt 3 ½ Jahre zusammen, haben aber heute immer noch sporadisch freundschaftlichen Kontakt. Alle meine späteren Beziehungen waren anders, aber die Jahre mit ihm haben mich am meisten geprägt.
Manuel H. aus Wuppertal

Wir haben uns im November 2012 auf Gran Canaria, ganz klassisch, über Grindr am Strand Nr.7 kennen gelernt. Ich hatte Roman angefragt, ob er auch am Strand sei – er lag 5 Meter neben mir, der eine mit Blick zu den Bergen, der andere mit Blick Richtung Meer. Nach dem Gelächter haben wir persönlich kommuniziert. Roman hatte sich nicht getraut mich anzusprechen, da er einen Bekannten für meinen Freund hielt. Eigentlich waren wir beide auf der Insel, um den Kopf von vorherigen Beziehungen frei zu bekommen. Das war wohl nix: Uns sollten drei gemeinsame Tage und Nächte gegönnt sein, bevor Roman wieder nach Hause flog. Tagsüber erkundeten wir die Insel und machten im Bereich des Nationalparks eine kleine Knutschpause. Doch dann löste sich etwa 100 Meter vor uns ein Felssturz inklusiver Schlammlawine und versperrte den Weg. Hätten wir den Kuss-Stopp nicht eingelegt, wären wir womöglich in den Schlammmassen begraben worden. Nach dem Schreck schaufelten wir uns den Weg frei und setzten die Fahrt fort. Abends machten wir das Yumbo in unseren Sportswear Outfits unsicher. Im Darkroom im Mykonos hatten wir den ersten Sex. Zwei Tage später, am letzten gemeinsamen Abend auf der Insel haben wir uns dann gestanden, uns ineinander verliebt zu haben. Nach dem Urlaub pendelten wir alle zwei Wochen zwischen Bad Hofgastein und Köln hin und her; 3 Monate nach unserem Kennenlernen bewarb ich mich in Österreich, um dort einen Job zu bekommen. Nach 7 Monaten Fernbeziehung zog ich nach Bad Hofgastein: Zwei Großstädter auf dem Land. Wir lieben uns nun 5 Jahre, die Beziehung hat sich gefestigt. Die ersten 2 Jahren lebten wir monogam, dann öffneten wir uns für Dreier und Vierer. Seit etwa 8 Monaten führen wir eine offene Beziehung und daten auch getrennt. Wir vertrauen einander, ohne Vertrauen geht das nicht. Unser Projekt 2018: wir bauen in der wunderschönen Bergregion im Gasteinertal unser erstes gemeinsames Haus.
Stephan & Roman, Österreich

Heute bin ich 23 Jahre alt, mein Erstes Mal ist vor 7 Jahren passiert. Da kann ich mich gar nicht mehr so genau daran erinnern, anscheinend war es nicht so toll. Mit 13 war mir schon klar, dass ich schwul bin. Ich habe mich damit beschäftigt und mich durchs Internet informiert, damit ich nicht ganz unvorbereitet war. Das erste Mal war mit einem gleichaltrigen Kumpel, den ich übers Internet kennen lernte. Er war an einer anderen Schule und wir haben uns einige Zeit - etwa zwei Monate - nur geschrieben, ehe wir uns zu einem Treffen verabredeten. Typ und Profil waren identisch. In dem Alter muss man ja noch nicht faken. Ich war schon sehr aufgeregt, er sicher auch, denn es war für uns beide das erste Mal. Ich bin da nicht mit so vielen Erwartungen rein und fand es o.k.; mir fehlte ja auch der Vergleich. Wir haben uns in der Stadt getroffen und sind dann zu ihm gegangen, da er eine sturmfreie Bude hatte. Es war spannend, sehr gediegen; ich hatte aber im Nachhinein schon ein komisches Gefühl, fuhr nach Hause und tat so, als wäre nichts gewesen. Ich war zu der Zeit ja auch noch nicht geoutet. Es war schon schön, war aber nichts Besonderes und ich hatte nun auch keine Zweifel mehr daran, dass ich wirklich schwul bin. Da es für uns beide das erste Mal war, Sexerfahrungen zu sammeln, kann es auch nicht der Große Kick gewesen sein. Wir haben uns danach noch ein paar Mal zum Sex getroffen, haben heute immer noch Kontakt und sind gute Freunde geblieben. Ich lebe inzwischen in Düsseldorf und er in Frankfurt. Wir haben uns versprochen, wenn wir beide mit 30 noch Single sind, kommen wir wieder zusammen.
Thorsten aus Aurich

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