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Rubrik

Leserumfrage Wohin im Urlaub?

vvg - 08.04.2018 - 07:00 Uhr
Andreas Guhl // © vvg

Für viele ist die Welt heute ein viel gefährlicherer Ort als noch vor wenigen Jahrzehnten, aber Reisen ist enorm wichtig, um informiert zu bleiben, andere Menschen und Kulturen zu verstehen.


Mein klarer Favorit für das Jahr 2018 sind die Kanaren. Hier habe ich keine Befürchtung wegen Terror und noch ein gewisses Gefühl an Sicherheit. Auf meiner Lieblingsinsel Gran Canaria bin ich drei bis vier Mal im Jahr anzutreffen. Nach rund 4 ½ Stunden Flugzeit entfliehe ich meinem Alltag und lasse die Seele bei ganzjährig schönsten Wetter baumeln. Das nächste Mal bin ich im Mai wieder auf der Sonneninsel und werde mit meinen besten Freunden dort wie jedes Jahr auf der Gaypride in Maspalomas anzutreffen sein. Hier kommen jedes Jahr rund 80.000 internationale Besucher auf die Insel und es ist für mich persönlich der Auftakt in die Pride - Saison. Der Urlaub ist für mich ein perfekter Mix aus Strand- und Partyurlaub. Tagsüber kann man die spanische Sonne am Meer oder am Pool genießen, eventuell mal auf einer Poolparty vorbei schauen und abends stürze ich mich dann mit meinen Leuten ins wilde und partyreiche Nachtleben von Playa del Ingles. Hier ziehen wir meistens von Bar zu Bar und trinken mit Freunden und Bekannten ein paar kühle Getränke. Das Thema Sex ist im Urlaub für mich eher nebensächlich, ausschließen kann ich es allerdings nicht als Single J. Ich denke, wenn man entspannt mit dem Thema umgeht macht das Weggehen mehr Spaß. Viel wichtiger ist für mich jedoch ein toller, sonniger Party-Urlaub mit lustigen und meist auch verrückten Erlebnissen mit meinen besten Freunden, denn das wichtigste im Leben ist Spaß. Adiós und wir sehen uns bestimmt auf Gran Canaria
Andreas Guhl, München

Ich fliege von Anfang April bis Anfang Mai zusammen mit einem Freund von Frankfurt nach Ho-Chi-Minh-Stadt, dem ehemaligen Saigon, im Süden Vietnams. Ich war noch nie in Asien, habe mich aber in mehreren Reiseführern und im Internet schlau gemacht und die Flüge dann im November für 640 Euro pro Person gebucht. Das Land wurde mir immer von vielen Besuchern als Reiseziel empfohlen. Die ersten zwei Tage werden wir uns akklimatisieren; danach ist eine 4-tägige Fahrradtour mit festgebuchten Unterkünften durch das Mekong-Delta geplant. Nach der Tour werden wir ein paar Badetage auf der vorgelagerten Insel Puh Quoc mit Unterkunft im Dschungel verbringen. Geplant ist außerdem eine „Easy-Rider-Tour“ von Centralvietnam an die Küste; allerdings als Sozius. In Vietnam ist es nämlich üblich, dass man keine Tour alleine machen kann, sondern immer einen sogenannten Guide mitnehmen sollte; egal ob man Fahrrad oder Motorrad benutzt. Das ist einfach sicherer. Ängste haben wir nicht, wir sind beides keine Angsthasen und Sicherheit gibt es heutzutage nirgends mehr auf der Welt. Als Währung haben wir vietnamesische Dong. Das Leben soll dort wirklich sehr preiswert sein und mit unserem Englisch dürften wir keine Probleme haben. Wichtig sind uns, das Leben und die Kultur kennen zu lernen und wir freuen uns auf Land und Leute. Interessant ist sicherlich auch, wie das schwule Leben dort aussieht, allerdings reisen wir nicht als Schwule und wir werden auch keine Regenbogenfahne vor uns hertragen. Allerdings ist aber als Prinzessin auf jeden Fall ein Besuch in der alten Kaiserstadt Hue Pflichtprogramm. Und eine Wandertour in der Nähe der chinesischen Grenze steht ebenfalls auf unserer Planung. Das ganze wird ein Rucksack-Urlaub, das heißt, wir nehmen außer „Rei in der Tube“ und einer Kamera nur das Allerwichtigste mit. Wir sind auf alles Neue gespannt und lassen uns gerne auf Eindrücke jeglicher Art ein.
Andreas K., Köln

Ich habe für dieses Jahr noch nichts geplant. Da ich gerne Tauch-, Kultur- und Badeurlaube mache, war für mich in der Vergangenheit Ägypten ein lohnendes Reiseziel. Aber das geht momentan überhaupt nicht. Es gibt direkt eine Reisewarnung vom Auswärtigen Amt diesbezüglich für Ägypten, weil die dortigen Behörden über diverse Portale, Datingseiten und Apps Homosexuelle herausfiltern. Freunden von mir ist es gerade erst im Januar passiert, dass sie am Flughafen bei der Passkontrolle gestoppt wurden und vom Flughafen direkt die Heimreise wieder antreten durften. Zwar haben sie vom Reiseveranstalter das Geld wieder bekommen, aber es ist ärgerlich, wenn der Urlaub in der Sonne platzt und man in den Winter zurück muss. Auch die Stimmung in Marokko und Tunesien ist gegenüber schwulen Reisenden nicht für eine entspannten Urlaub zu empfehlen.
Angedacht ist eventuell als Ausweichmöglichkeit die Türkei. An den Reisezielen rund um Antalya, Side und Alanya ist die Stimmung von Seiten der Bevölkerung sehr tolerant. In den Hotels ist es kein Problem als Männerpaar einzuchecken. Auch wenn Herr Erdogan in einigen Dingen ziemlich drüber ist, wenn es ums Geld geht ist man tolerant. Und da die Schnäppchen-Reiseziele in der Türkei zurzeit von sparenden Touristen gebucht werden, ist es doch gut, wenn Touristen kommen, die in der Lage sind Trinkgelder zu geben, was ich von Homosexuellen doch annehme. Ich bin zurzeit Single, fahre also entweder allein oder mit Freunden. Einen Urlaubsflirt brauche ich nicht, aber wenn sich etwas Längerwährendes anbahnt, habe ich nichts dagegen.
Bei meinen Reisen achte ich schon darauf, dass ich unbeschadet wieder nach Hause komme. Russland ist da völlig out für mich und in die Staaten unter Trump möchte ich auch nicht fahren. Was mich gar nicht reizt, sind schwule Reiseziele wie Gran Canaria. Was soll ich da?
Dennis aus Leipzig

Anfang August fahre ich noch einmal für 4 Wochen gemeinsam mit meinem Freund und seinem erwachsenen Sohn nach Namibia, wo ich vor 4 Jahren schon mit meinem Sohn und meiner Tochter war. Normalerweise wechsele ich die Urlaubsländer und fahre nie zweimal an denselben Ort. Aber als ich in Namibia war, habe ich mir geschworen hier noch einmal hinzufahren; das war mir schon damals klar. Die Landschaft, die Tiere, die Natur üben eine Faszination aus, die nur schwer zu beschreiben ist. Unser Reiseanbieter hat die Tour für und mit uns geplant, buchte als Mietfahrzeug einen Campingwagen mit Dachzelt, in dem wir schlafen können und einige Übernachtungen in Lodges, damit wir ab und zu eine Dusche haben. Wir werden also selbstständig unterwegs sein. Wir starten in Windhoek, die Tour geht ca. 5000 km quer durch Namibia und zum Abschluss werden wir an den Victoria Falls in Simbabwe sein und von dort zurückfliegen. Gefahren in Namibia fürchten wir nicht, aber es gibt einige Verhaltensregeln: So muss erstens immer einer in Fahrzeugnähe sein zweitens sollte man die ersten 200 km außerhalb von Windhoek nicht anhalten. Als schwules Paar werden wir uns zurückhalten, man ist dort nicht so freizügig wie bei uns. Außerdem soll es ein Abenteuer- und kein „Szene-Urlaub“ sein. Sprachlich verständigt man sich meist auf Englisch, da aber Namibia ehemals deutsche Kolonie war, ist man immer wieder erstaunt, wie viel noch deutsch gesprochen wird. Sehenswert ist die größte Düne der Welt: die Sossusvlei-Düne. Und im Etosha-Nationalpark werden wir auf der Suche nach wilden Tieren sein. Dazu müssen wir schon früh unterwegs sein, tagsüber verstecken sich die Tiere bei der Hitze im Schatten. Badeurlaub macht man in Namibia nicht, der Strand ist zwar wunderschön, aber der Atlantik ist sehr kalt. Dafür angeln wir im Ozean sowie am Fluss Okavanga und Zambezi. Baden können wir ja in den Pools der Lodges.
Hartmut F., Köln

Ich plane im Mai wieder einen Kurzurlaub in der Türkei; ich glaube, ich war mittlerweile schon das sechste Mal dort. Die Türkei ist ein schönes Land in dem man gut shoppen und preiswert Urlaub machen kann. Im Mai 2017 hatte ich für ein Superangebot: eine Woche mit Flug, Hotel und Frühstück unter 100 Euro, da kann man doch nicht „Nein“ sagen. In diesem Jahr möchte ich zusammen mit einem Freund fliegen. Letztes Jahr hatte er wie viele andere Bedenken in die Türkei zu fliegen. Warum? Darunter leidet doch nur die Bevölkerung. Ich habe ein gutes Hotel, mache die Ausflüge mit einer Gruppe; ansonsten gibt es überall Taxis; was soll da groß passieren? (Außerdem „passieren“ kann doch jederzeit überall auf der Welt etwas.) Ich habe aber nicht vor, dort schwul auszugehen; das brauche ich im Urlaub nicht. Wenn es mir irgendjemand ansieht, mache ich das nicht extra, um zu provozieren; so bin ich eben. Vor Jahren war ich allerdings schon in Szenekneipen, besonders in Istanbul konnte man damals gut ausgehen. Dieses Mal habe ich vor, in der Nähe von Side einen entspannten Badeurlaub zu genießen. Ich gehe da ganz optimistisch ran und bin nur nach der Kälte in Deutschland auf der Suche nach der Wärme, die man am türkischen Mittelmeer sicher haben wird. Von Side aus kann ich je nach Lust auch Ausflüge nach Marmaris an der türk. Riviera oder in das zauberhafte Kappadokien unternehmen. Sollte mein Freund dieses Mal wieder nicht mitkommen, habe ich keine Probleme, die Woche alleine zu verbringen. Ich bin ein relativ offener Mensch: im Januar war ich schon in Ägypten, auch da war ich nie lang allein. Wenn man auf die Leute zugeht, findet man überall Kontakt. Warum ich nicht in mein Heimatland Marokko reise? Ich finde, die Türkei ist im Gegensatz zu Marokko offener. Ich lerne gerne andere Länder kennen. Wenn ich Urlaub in meinem Heimatland mache, hat das meist den Grund, dort die Familie zu besuchen.
Mounir aus Braunschweig
 

Ich mache auf jeden Fall keinen schwulen Urlaub. Was mich nervt, dass Schwule immer im Rudel zu mindestens sechs Mann auftreten und dann immer sehr laut und tuckig sind. Gran Canaria oder auch die schwulen Kreuzfahrten wären für meine keine Urlaube. Wo kann man überhaupt hinfahren? Die Türkei kommt momentan nicht in Frage, in die USA ebenso; obwohl ich schon gerne mal wieder nach NY fliegen würde. Die asiatische Welt ist nicht meins und Länder wie Ägypten, Tunesien und Marokko sind nicht nur für schwule Touristen zu gefährlich. Da kann man ohne Führer kaum aus dem Hotel gehen.
Ich bin überzeugter Single und brauche keinen Mann an meiner Seite; ich liebe mich selber, Beziehungen nerven, weil man sich dann ständig rechtfertigen muss. Wenn ich urlaube, fahre ich gerne mit einer Freundin zusammen. Viele Schwule haben ja eine „Gaby“, meine Freundin heißt tatsächlich so. Sollten wir dieses Jahr noch verreisen, geht es wie immer nach Italien, wo ich schon ca. 20 Mal war - voraussichtlich im August in die Toscana. Ich liebe das Essen, den Wein, die italienische Musik und die gutgekleideten Italiener. Die sind immer chic angezogen, da können sich die Deutschen eine dicke, fette Scheibe abschneiden.
Mit Gaby urlaube ich schon seit 10 Jahren gemeinsam. Ich benutze sie aber nicht als Alibifreundin, hinter der ich mich als schwuler Mann verstecke. Ich finde, mein Schwulsein kann ich eh` nicht verstecken, das sieht man mir doch schon an. Und wenn sich mal ein Flirt oder ein amouröses Abenteuer ergibt, reicht ein Blick. Gaby versteht das, sie ist ja auch kein Kind von Traurigkeit.
Ich gönne mir aber sehr oft sogenannte Städtereisen. Am liebsten sind mir da Berlin, Hamburg und Köln. Offene, tolerante Städte, in denen man jederzeit mal für ein paar Stunden das Single-Leben über den Haufen werfen kann. Das reicht danach aber auch schon wieder.
Tom aus München
 

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