Mein schönstes Liebeserlebnis Ab ins Bootcamp...
Urlaub ist so eine Sache. Ich kann mich nicht einfach drei Wochen an den Strand legen und ein dickes Buch lesen. Da komme ich dann ins Grübeln, und das ist nicht gut. Mir fehlt einfach die Geduld, außerdem bin ich Single – da ist man halt mehr mit sich beschäftigt. Auf der anderen Seite muss man ja auch mal Tapetenwechsel haben und die beruflichen Dinge ruhen lassen. Mir gelingt dies am besten mit Aktiv-Urlaub. Also, da hat man ein festes Programm mit Kultur und Natur, Wandern. Allerdings bin ich da vom Alter her noch nicht soweit, denn solche Reisen werden oft von Senioren gebucht. Habe ich ja schon alles ausprobiert, war auch eigentlich ganz nett. Aber abends läuft dann nichts mehr. Und ich bin sehr sportlich eingestellt. Mache jeden Morgen meinen Waldlauf, im Sommer auch mal ins Schwimmbad nach der Arbeit.
„Bootcamp“, da fallen mir gleich ein paar unschöne Dinge zu ein: Militärischer Drill, unfreundliche Kommandos, Leistungsdruck – braucht man das wirklich auch noch im Urlaub? Auf der Website des Anbieters stand dann aber, dass man sich keine Sorgen machen muss. Die sportliche Herausforderung besteht vor allem darin, morgens früh aus dem Bett zu kommen – und das bin ich ja gewohnt. Vier Tage dauert das Stiefellager, schickes Hotel mit Wellness-Abteilung. Vollpension mit gesunder Küche. Das klingt doch gut! Da melde ich mich mal an. Anreise mit dem Pkw in eine ländliche Gegend mit viel Wald. Ein super gut gelaunter Gruppenleiter empfängt uns mit einem breiten Grinsen. „Na, schon die frische Luft geschnuppert?!“, fragt er uns und zeigt wieder seine blitzeblanken Zähne. Besprechung des Programms in der Wellness-Bar in 30 Minuten. Das geht ja schon zackig los. Wir kommen in Trainingsklamotten runter. Der Personaltrainer macht mit uns in einem Fitnessparcour den Einstufungstest: Klimmzüge, Liegestütze, kurze Sprints. Ich kann ganz gut mithalten, manche sind allerdings etwas lahm.
Otto ist mir besonders aufgefallen, er ist ein junger Mann mit Brille, der sich viel Mühe gibt, aber leider nicht viel schafft. Der Trainer erklärt uns das Prinzip des Camps: Es orientiert sich am Ausbildungsprogramm von militärischen Elite-Einheiten. Ich bin etwas erschrocken. Doch dann wird mir klar, dass es nicht um Einzelkämpfer, sondern um gute Teams geht. Keiner wird zurück gelassen – so das Motto. Wir machen vormittags gemeinsam ein Basistraining, um die allgemeine Fitness zu erhöhen. Am Nachmittag folgen dann Challenges, die in gemischten Gruppen zu bewältigen sind. Otto ist in meiner Gruppe. Menschlich verstehen wir uns prima, und ich habe irgendwie das Bedürfnis, ihm ein Erfolgserlebnis zu ermöglichen. Wir gehen die Aufgaben richtig strategisch an, zum Beispiel Hindernisläufe mit gegenseitiger Unterstützung, Räuberleiter und so weiter. Ich merke, wie Otto mir immer mehr vertraut, und das macht mich froh. Schon am zweiten Tag kann mein Kamerad schon viel mehr. Ich glaube, er hat durch das positive Erlebnis seine Kräfte mobilisiert. Abends sitzen wir zusammen im Restaurant und lassen den Tag Revue passieren. Als er zärtlich seine Hand auf meine Schulter legt, geht wohlige Wärme durch meinen Körper. Otto ist nicht schwul, glaube ich jedenfalls. Aber wir sind uns menschlich sehr nahe gekommen. In meinem beruflichen Leben habe ich nicht so viel Verantwortung, und hier kann ich sogar meine Kompetenzen in Sachen Menschenführung optimieren. Das macht Spaß und ist befriedigend. Mit Otto habe ich mich jetzt in sozialen Netzwerken verbunden. Wir treffen uns regelmäßig zum gemeinsamen Sport. Er ist ein Freund geworden, mit dem mich eine liebevolle Beziehung verbindet. Vielleicht kann Otto ja auch mir etwas beibringen, was ich gut gebrauchen kann. Obwohl, das hat er eigentlich schon...
Workout-Urlaub
Für Menschen, die reine Entspannung im Urlaub nicht mögen, bieten sich auch Aktiv-Varianten mit sportlichem Einschlag an. Hier gibt es unterschiedliche Modelle: z.B. individuelle Fitness- oder Wellness-Wochen, mit Trainer und festem Programm von morgens bis abends. Alternativ gibt es auch themenbezogene Freizeitseminare zum Erlernen bestimmter Aktivitäten, wie Yoga oder Pilates. Diese können auch im Ausland stattfinden und so noch einen interkulturellen Aspekt vermitteln. Bei manchen Aktiv-Urlauben steht auch das Gemeinschaftserlebnis im Vordergrund, wenn Challenges in der Gruppe erfolgreich bewältigt werden und so auch zur mentalen Stärkung beitragen.