And The Oscar Goes To... SCHWULISSIMO Tipp

2018 finden die mittlerweile 90. Academy Awards® – besser bekannt als die Oscars® – statt. Am 4. März werden in Los Angeles wieder die von allen begehrten Goldjungs verliehen. Am 23. Januar wurden die Nominierungen verkündet und es gab durchaus einige Überraschungen. Aus deutscher Sicht war es sehr enttäuschend, dass der bereits vielfach prämierte Film „Aus dem Nichts“ des Hamburger Regisseurs Fatih Akin nicht als Bester fremdsprachiger Film nominiert wurde. Auch bei den Darsteller-Oscars® wundert man sich ein wenig, dass beispielsweise James Franco für seine Rolle in „The Disaster Artist“ nicht berücksichtigt wurde – obwohl dieses sicher eine der besten Darstellungen Francos seit seiner Rolle in „127 Hours“ ist. Doch hier spielen sicher auch einige politische Gründe eine Rolle. Nachdem schon die Golden Globes in den Strudel um die #metoo-Kampagne gerieten, wollen es sicher auch die Macher hinter der Oscarverleihung nicht auf mögliche Kritiken ankommen lassen. Wenn man bedenkt, dass es auch gegen Franco solche Vorwürfe gibt, erscheint diese „Nichtnominierung“ durchaus in einen fragwürdigen Licht. Und auch eine Tradition wird in diesem Jahr wohl gebrochen werden, nämlich die, das die Vorjahresgewinner im Folgejahr an das jeweils andere Geschlecht den Oscar® überreichen. In diesem Falle betrifft es Casey Affleck, welcher vergangenes Jahr den Oscar® als Bester Hauptdarsteller für seine Darstellung in „Manchester By The Sea“ erhielt. Auch gegen ihn gibt es Vorwürfe von Übergriffen. Ansonsten ist man auch in diesem Jahr wieder sehr um „Diversity“ bemüht. Immerhin ist erstmals in der Oscargeschichte mit Rachel Morrisson eine Kamerafrau für ihre Arbeit an dem Film „Mudbound“ nominiert worden. Auch unter den Nominierten im Bereich Beste Regie findet sich wieder einmal eine Frau: Greta Gerwig, die mit „Lady Bird“ einen durchaus sehenswerten Film vorgelegt hat. Erfreulich aus LGBT-Sicht: Der Film „Call Me By Your Name“ wurde insgesamt vier Mal nominiert, darunter als Bester Film, Bester Hauptdarsteller und Bestes adaptiertes Drehbuch.

Moderiert wird die diesjährige Verleihung – wie bereits in vergangenen Jahr – wieder von Jimmy Kimmel.

Favorit ist in diesem Jahr der Film „Shape of Water – Das Flüstern des Wassers“ von Regisseur Guillermo del Toro mit insgesamt 13 Nominierungen, darunter Bester Film, Beste Regie und Beste Hauptdarstellerin. Hätte der Film auch eine Nominierung für den Besten Hauptdarsteller erhalten, hätte er es schaffen können, alle „Big Five-Kategorien“ zu gewinnen. Als „Big Five“ werden bei den Oscars® die für einen Film wichtigsten fünf Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller, Beste Hauptdarstellerin sowie Bestes Drehbuch bezeichnet. Beim besten Drehbuch wird dabei nicht zwischen den Kategorien Originaldrehbuch und adaptiertes Drehbuch unterschieden. Nur drei Filme konnten bisher in allen fünf Kategorien den Oscar® gewinnen. Dieses sind „Es geschah in einer Nacht“ (1935), „Einer flog über das Kuckucksnest“ (1976) und letztmals „Das Schweigen der Lämmer“ im Jahr 1992. Zu den weiteren Favoriten in diesem Jahr gehören „Dunkirk“ mit sieben Nominierungen, gefolgt von „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ mit sechs Nominierungen. Kleiner Fakt am Rande: Auch in diesem Jahr heißt es erneut: „Und jährlich grüßt das Murmeltier“, in diesem Falle in Form von Meryl Streep. Sie erhielt ihre mittlerweile 21. Oscarnominierung. Gewonnen hat sie bisher drei Mal, einmal als beste Nebendarstellerin und zweimal als beste Hauptdarstellerin.

Was verrät uns nun aber ein Blick auf die aktuelle Nominierungsliste? Wer kann sich Chancen ausrechnen, und wer gilt als Außenseiter? Bei den Hauptdarsteller-Oscars® scheint es in diesem Jahr zu einem Rennen zwischen gleich drei Darstellern zu kommen. Da wäre zum einem Daniel Day Lewis in „Der Seidene Faden“, gefolgt von Gary Oldman in seiner Rolle als Winston Churchill und überraschender Weise der Jungdarsteller Timothée Chalamet mit seiner Rolle in dem Drama „Call Me By Your Name“. Da Day Lewis allerdings bereits drei Oscars® sein Eigen nennen kann und Chalamet noch reltiv jung ist, wird am Ende wohl Gary Oldman als Gewinner seinen ersten Goldjungen in Empfang nehmen können. Bei den Hauptdarstellerinnen hingegen scheint alles auf Frances McDormand hinauszulaufen. Ihre Darstellung in „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ ist einfach göttlich.

Bei den Nebendarstellern hingegen ist kein eindeutiger Favorit auszumachen. Interessant hierbei ist, dass Christopher Plummer hier für eine Rolle nominiert wurde, die eigentlich schon mit Kevin Spacey abgedreht wurde. Hier hatte man bei dem Film „Alles Geld der Welt“ nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen ihn alle Szenen mit ihm mit eben Plummer neu gedreht. Den Golden Globe in dieser Kategorie erhielt übrigens Sam Rockwell für seine Rolle ebenfalls in „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“
 

In der Kategorie der besten Regisseure findet sich erneut eine sehr illustre Liste. Da gibt es beispielsweise Christopher Nolan, welcher „Dunkirk“ in Szene gesetzt hat. Die ebenfalls nominierten Ridley Scott und Steven Spielberg gehören dabei sicher zu der alten Garde der ganz großen Regisseure. Vervollständigt wird die Runde durch den bereits erwähnten Guillermo del Toro und Martin McDonagh („Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“).

Bei den Drehbüchern, sowohl denen, die auf einer Vorlage basieren, als auch den Originaldrehbüchern finden sich all die Filme wieder, die in den vergangenen Monaten von Kritikern und auch Publikum gelobt wurden. Hier buhlen u.a. „Call Me By Your Name“, „The Disaster Artist“, „Lady Bird“, „Die Verlegerin“ sowie „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ und „Shape of Water – Das Flüstern des Wassers“ um die Gunst der Jury.

Auch die musikalischen Kategorien sind wieder bunt gemischt. Bei den Original-Scores finden sich gleiche mehrere alte Hasen auf der Liste: Angefangen bei John Williams („Die Verlegerin“) über Alexandre Desplat für „Shape of Water – Das Flüstern des Wassers“ zu der deutschen Oscarhoffnung Hans Zimmer für „Dunkirk“. Vervollständigt wird diese Riege von Carter Burwell („Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“) und Jonny Greenwood („Sicario“). In der Kategorie „Bester Original Song“ finden sich in diesem Jahr Songs aus „Call Me By Your Name“, dem Animationsfilm „Coco“, aus „The Greatest Snowman“ sowie aus „Mudbound“ und „Marshall“. Zu den Interpreten gehören dabei u.a. Mary J. Blidge und Sufjan Stevens.

Die vom Board of Governors der Academy of Motion Picture Arts and Sciences bestimmten Ehrenpreisträger wurden am 11. November 2017 bei den neunten Governors Awards ausgezeichnet. Die Preisträger sind: Der Schauspieler Donald Sutherland, die belgische Regisseurin Agnès Varda, der Kameramann Owen Roizman sowie die Filmemacher Charles Burnett und Alejandro G. Iñárritu. Erstmals seit 20 Jahren wurde dabei an Alejandro G. Iñárritu für sein VR-Projekt Carne y Arena wieder ein Special Achievement Award verliehen.

Die Tipps aus der SCHWULISSIMO-Kinoredaktion:

Bester Hauptdarsteller:
gewinnen sollte: Timothée Chalamet („Call Me By Your Name“)
gewinnen wird: Gary Oldman („Die Dunkelste Stunde“)

Beste Hauptdarstellerin:
gewinnen sollte: Frances McDormand („Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ )
gewinnen wird: Frances McDormand („Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ )

Bester Nebendarsteller:
gewinnen sollte: Sam Rockwell („Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“)
gewinnen wird: Sam Rockwell („Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“)

Beste Nebendarstellerin:
gewinnen sollte: Octavia Spencer („Shape of Water – Das Flüstern des Wassers“)
gewinnen wird: Allison Janney („I, Tonya“)

Bestes Drehbuch nach einer Vorlage:
gewinnen sollte: „Call Me By Your Name“
gewinnen wird: „Call Me By Your Name“

Bestes Original-Drehbuch:
gewinnen sollte: „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“
gewinnen wird: „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“

Beste Regie:
gewinnen sollte: Martin McDonagh für „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“
gewinnen wird: Guillermo del Toro für „Shape of Water – Das Flüstern des Wassers“

Bester Film:
gewinnen sollte: „Call Me By Your Name“
gewinnen wird: „Shape of Water – Das Flüstern des Wassers“

Info
Live-Übertragung der Verleihung in der Nacht vom 4. auf den 5. März ab 23:30 Uhr mit dem Countdown und ab 0:45 Uhr Live aus L.A. auf ProSieben


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