GaymeBoy Color „Wir brauchen mehr queere Streamer*innen“
Gaming ist längst nicht mehr ein Nischenthema und Gamer sind auch keine Supernerds mehr wie man sie sich mit allen Klischees vorstellt. Mithilfe von Streamern über Twitch und YouTube sowie Lets Plays haben es Videospiele in den Mainstream geschafft. Eine Industrie, die viele Jobs schafft, Träume erfüllt und jede Menge Geld verdient. Doch Homosexualität und Videospiele geht noch immer nur schleppend voran. Oft versteckt sich das etwas in Indiegames wie „Life Is Strange“ oder es wird als eine von vielen Option ermöglicht wie bei „Mass Effect 3“ oder „Die Sims“, aber das ein Triple A Titel (also ein Blockbuster unter den Videospielen) mit einer Selbstverständlichkeit dieses Thema beinhaltet und in die Story integriert ist eher selten – wie bei „Last Of Us: Part 2“.
SCHWULISSIMO hat mit einem Gamer aus der Community gesprochen. Joe nennt sich im Internet GaymeBoy Color, natürlich eine Anspielung an Nindendos handlichen Gameboy. Der 32-jährige lebt in NRW und für ihn gehört das Zocken zum Alltag um richtig abschalten zu können. Selbst wenn es aufregende Horrorspiele sind, die er dann spielt.
Was hältst du von der Darstellung von LGBTI* in Videospielen?
Es gibt viel zu wenig LGBTI*-Darstellungen in Videospielen. Wenn es welche gibt, ist es genau wie in den Medien viel zu übertrieben dargestellt.
Gibt es Klischees im Gamingbereich über LGBTI*, die dich nerven?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Gamingbereich einer der wenigen ist, bei dem weder Alter, Geschlecht, Herkunft, Religion, Gesinnung oder sexuelle Orientierung eine Rolle spielen. Daher gibt es für mich, außer der übertriebenen Darstellung von LGBTI*-Charakteren in Games, keine nervigen Klischees.
Welche Spiele mit guten queeren Charakteren fallen dir ein, die du empfehlen würdest?
Spontan fällt mir da leider nur ein Game ein und das ist „The Last Of Us: Part 2“. Ansonsten würde ich mich persönlich sehr freuen, wenn Capcom endlich das für mich lang ersehnte Coming-out von Chris Redfield („Resident Evil“) veröffentlichen würde. Aber das wird wohl leider ein Wunschtraum bleiben...
Wenn du ein Videospiel ohne finanzielle Grenzen in Auftrag geben könntest, wie würde das aussehen?
Als riesiger „Tomb Raider“- und „Resident Evil“-Fan, würde ich einen LGBTI*-Charakter schaffen, der nicht nur einen Helden darstellt, sondern dem Gamer auch vermittelt, dass es völlig egal ist, welche Gesinnung oder Orientierung ein Mensch hat, da wir am Ende des Tages alle mit denselben Alltagsproblemen zu kämpfen haben.
Was muss man als Streamer beachten/können?
Jeder Streamer sollte zumindest ein wenig Verständnis von Technik haben (oder wissen, welches YouTube Tutorial er/sie sich angucken muss, wenn es zu technischen Problemen kommt). Natürlich sollte man auch in der Lage sein, die Zuschauer unterhalten zu können. Ebenfalls ist es wichtig, am Anfang sehr viel Geduld zu haben und Ruhe zu bewahren, wenn im Livestream etwas mal nicht so läuft wie es soll.
Wie ist der Anteil von LGBTI*-Streamern im Bereich Gaming?
Ich kenne zwar viele Streamer die LGBTIQ+ friendly sind, aber nur eine Handvoll die selbst der LGBTI*-Community angehören.
Warum ist die Community so unterrepräsentiert?
Möglicherweise haben die Streamer und Gamer Angst vor Diskriminierung und Ausgrenzung und thematisieren deshalb Ihre Orientierung oder Gesinnung nicht öffentlich.
Was wären Möglichkeiten um der LGBTI*-Community das Gaming schmackhafter zu machen?
Auf jeden Fall durch den Einsatz von LGBTI*-Charakteren innerhalb der Games. Man möchte sich identifizieren und mitfühlen. Das geht natürlich am besten wenn die Figur, die man spielt, emotional oder gesellschaftlich ähnliche Dinge durchmacht wie man selbst.
Was wären Möglichkeiten für die Gaming-Welt mehr Akzeptanz für die queere Community zu schaffen?
Ich würde mich über mehr queere Streamer/Streamerinnen freuen, damit die LGBTI*-Community deutlich sichtbarer und somit „normaler“ in der Gaming-Welt wird. Ein Partner-Programm von Twitch und Co. extra für die LGBTI*-Community wäre dahingehend eine Idee. Also eine extra Förderung oder Plattform, um mehr Sichtbarkeit im Gamingbereich zu schaffen.
Hast du Hass oder Diskriminierung im Chat oder in den Kommentaren erfahren aufgrund deiner Sexualität?
Leider ja. Die Beleidigungen gingen ganz allgemein gegen die LGBTI*-Community. Glücklicherweise kann man solche Kommentare und User direkt blocken. Viele Plattformen benutzen einen automatischen Filter. Das bedeutet, dass Nachrichten, die bestimmte Wörter enthalten, direkt geblockt werden.