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Nina Vorbrodt // © VVG

Im Interview Nina Vorbrodt

vvg - 04.06.2020 - 10:00 Uhr

„Ich lebe sehr im Hier und Jetzt, weil es jederzeit vorbei sein könnte.“

 

Nina Vorbrodt ist Schauspielerin und begann ihre Karriere mit 16 Jahren in der „Lindenstraße“. Nach drei Jahren als Freundin von Benny Beimer erreichte sie ihren nationalen Durchbruch mit der Comedy-Staffel „Sechser-Pack" (2003 bis 2010). 2019 erhielt sie eine Nominierung für die beste Nebenrolle im Tatort „Der gute Weg".

 

Wie hast du die letzten Wochen überstanden?

Mir ist überhaupt nicht langweilig geworden. Es war sehr angenehm, für Dinge Zeit zu haben, die seit Jahren auf dem Zettel stehen. Mein Opa hat in Kriegsgefangenschaft ein Tagebuch geschrieben, das habe ich mal genauer gelesen, fotografiert und konserviert, Ich hab die Steuer gemacht, mich um Sprecher-Jobs gekümmert und natürlich Fenster geputzt (lacht). Und ich habe mit meiner Tochter für ihre Abiklausuren gelernt. Bio und Psychologie. Seeehr interessant!

Wie trifft dich Corona als Künstlerin?

Mir sind einige Jobs weggebrochen, wobei aber von zeitlicher Verschiebung gesprochen wird. Im Gegensatz zu vielen Kollegen habe ich Glück. Trotz alledem finde ich es schrecklich traurig und assozial, dass unsere Rolle als Künstler in der Gesellschaft von der Politk so wenig geachtet wird und wir nicht unterstützt werden. Warum wird die Wirtschaft unterstützt und die Kultur völlig außer Acht gelassen?  Kultur ist wichtiger Bestandteil einer Gesellschaft und kein Larifari-Luxus. Das wird oft unterschätzt und nicht anerkannt.

Du hast 800 Bewerberinnen ausgestochen und wurdest als Kornelia Harnisch die Freundin von Benny Beimer in der Lindenstraße? Wie war das damals?

Mein Klassenkamerad Christian Kahrmann war als Benny Beimer seit Beginn der „Lindenstraße“ dabei. Als man eine Freundin für ihn suchte, überredeten mich meine Mitschüler beim Casting mitzumachen. Ich habe mich eher widersträubend beworben: „Wenn ihr mich wollt - gut, wenn nicht, ist das auch o.k.“ Beim Casting selber kamen alle Mädchen aufgestylt mit ihren Müttern. Ich war allein, konnte mit meiner politischen Einstellung und meinem Auftreten im Janosch-Shirt und vielen Probeaufnahmen überzeugen.

Was wolltest du als Teenie werden?

Immer schon Schauspielerin. Ausser in der Grundschule, da wollte ich „Forscherin in alten Schlössern“ werden, um dort Geheimgänge zu finden. Aber da es ein NOCH brotloserer Beruf gewesen wäre, habe ich mich doch für die Schauspielerei entschieden.

Du hast 12-jährig in der Schule Hauptrollen in Märchen-Operetten gespielt. War Sängerin keine Option? 

Meine musischen Talente habe ich sicher von meiner Mutter, die war Musiklehrerin und hat mich immer in meiner Berufswahl unterstützt. Danke, Mama! Singen tue ich lieber nur im Freizeitbereich und belästige sonst niemanden damit.

Nina Vorbrodt // © VVG

Du hast mit dem unvergessenen Dirk Bach etwas gemeinsam…

Bei Walter Bockmeyer gespielt?

Nein, ihr bekamt beide an den Schauspielschulen eine Absage wegen Unbegabtheit.

Also nach den Vorstellungsgesprächen war mir das Urteil der „Experten“ so was von egal. Ich fand sie in ihren Urteilen abgehoben und unecht. Heute bin ich froh, dass die „Lindenstraße“ meine „Schule“ war. Learning by Doing, liebevoll angeleitet von echten alten Hasen (Mutter und Vater Beimer) Mein Vorteil, in diesem Beruf Fuß gefasst zu haben, lag daran, dass es damals nur eine Hand voll Mädels in dem Alter gab, die drehten. 

Du hast in „Tatort“, „Cobra 11“, „Soko Köln“ oder „Die Wache" gespielt, aber auch in Comedyserien wie „Schillerstraße", „Genial daneben", „Ritas Welt“ und „Hausmeister Krause" – Woran liegt es, dass du vor allem in Serien mitspielst?

Ich bin nicht in der Situation, wo ich fünf Drehbücher zu Hause liegen habe und die Qual der Wahl habe. Bekomme ich ein Angebot, was nicht gerade der letzte Schrott ist, dann mache ich es. Man muß auch eine kleine Rolle gut spielen und darf nicht die Leidenschaft am Schauspielberuf drangeben. Meine Nebenrolle im Tatort „Der gute Weg“, wofür ich für die Nominierung „Beste Nebenrolle“ erhielt, macht mich da schon richtig stolz.

Hast du Wunschrollen - lieber ernst oder lieber lustig?

Es macht mir halt beides richtig Spaß. Nur leider erkennen besonders die Deutschen nicht, dass ein guter Komiker auch gut ernst spielen kann. Umgekehrt ist das nicht immer zwingend der Fall. Die Amis wissen das. Beste Beispiele sind Robin Williams oder Jim Carrey. 

Und wunschmäßig lieber Film- / TV- oder Theaterrollen?

Bühne ist nicht ganz so mein Steckenpferd. Aber als Jürgen von der Lippe mich fragte, mit ihm im Stück „Die wollen nur spielen“ mitzumachen, konnte ich nicht absagen. Ich liebe Jürgen so sehr!

Beim Stück „Mutti“ hat mich die Person Angela Merkels fasziniert. Bei der Charakterstudie musste ich leider entgegen meiner politischen Einstellung manche Dinge an ihr echt cool finden. Hat Spaß gemacht, mir ihre Bewegungsmuster und Mimik anzueigenen.

Ansonsten mag ich die Wiederholung nicht, die ein Bühnenschauspieler jeden Abend auf der Bühne erlebt. Ich brauche die Abwechslung, ständig neuen Input, neue Leute, neues Umfeld und genau das finde ich bei den Medien Film und Fernsehen.

Hast du eine Rolle, die du gern mal spielen würdest?

Nein, die habe ich nicht, aber ich würde gern mal eine fremdsprachige Rolle spielen. Ich spreche Englisch und Französisch sehr gut, Spanisch nicht ganz so perfekt und einen Minihauch Griechisch.

Gibt es Schauspieler, mit denen du gern zusammenarbeiten würdest?

Natürlich wäre erste Wahl Robin Williams, aber das geht leider nicht mehr. Ich finde Thomas Thieme grandios, der z.B. in „Das Leben der Anderen“ so schön fies gespielt hat.

Bei den Frauen ist Meryl Streep nicht nur charakterlich, sondern auch künstlerisch unübertroffen.

Du hast im dritten „Fack ju Göhte“ neben Elyas M`Barek mitgemacht. Kannst du nachvollziehen, warum sowohl Männlein als auch Weiblein auf ihn stehen?

Ich habe mit Elyas schon bei „Doctors Diary“ gespielt. Ein toller Kollege und obwohl er nicht mein Typ ist, kann ich schon verstehen, daß ihn viele attraktiv finden

Nina Vorbrodt // © VVG

Wie sieht der Mann aus, der dir gefällt??

Ich würde nicht behaupten, dass mir nur der Charakter eines Mannes wichtig ist. Er muss mir schon gefallen, aber mir fällt kein Vergleich ein. Ich finde meinen Freund sehr hübsch…

Aber ein „Six-Pack“ gehört dazu?

Also mein Freund hat ein Six-Pack im Speckmantel (lacht) und das finde ich SEHR attraktiv!

Du hast in sieben Staffeln „Sechserpack“ gezeigt, wie unglaublich wandelbar du bist. Woher kommt dein komödiantisches Talent? 

Ich bin halt ein Kölsch Mädchen, ruhe in mir selbst und habe dadurch eben auch den Mut zur Hässlichkeit oder Dummheit. Ich kann über mich selbst lachen, wie z.B. in der Sketchreihe „Liebes Tagebuch". Aber im realen Leben bin ich auch immer gut gelaunt.

Apropos Kaya Yanar – „Was guckst Du?" 

Gar nichts, niemals nicht. Mich selber in Filmen auch höchst selten. Ich gehe nicht ins Kino und habe keinen Fernseher. Ich gehe ab und an mal ins Theater oder Konzert.

Wie kamst du eigenlich zu „Sechserpack“?

Ich war schon mit Shirin bei „Was guckst du?“. Als SONY Sketchcomedy machen wollte, waren wir von Anfang an gesetzt. Emmi fanden wir auch schnell, nur bei den Jungs haben wir gefühlt jahrelang gecastet, ehe wir Thomas, Hanno und Mirko gefunden hatten.

Und bei all den heiter-lustigen Sachen, was macht dich traurig?

Vieles. Wenn alle Menschen in sich ruhen würden, glücklich und zufrieden wären, dann gäbe es keinen Krieg und Hunger, soziale Ungerechtigkeit, keinen Narzissmus und Egoismus. Und wenn ich mitbekomme, wie Kinder gequält oder missbraucht werden, ist das nicht zu ertragen.

Wann hast du zum letzten Mal geweint? 

Als Kind, als mir mein Eis in den Sand gefallen ist. (lacht)

Käme eine Teilnahme „Let‘s Dance" oder „Dschungelcamp“ für dich in Frage?

Dschungelcamp ist für mich die unterste menschliche Schublade. Menschen öffentlich so vorzuführen, daß andere Menschen sich daran aufgeilen, ist mir sowas von fremd und zuwider. Ich habe schon bei „Promidinner“ und „Shopping Queen“ mitgemacht, weil es da um eine Aufgabe geht, die man erfüllen soll. So könnte ich mir auch „Let’s Dance“ vorstellen, weil es da um Leistung und etwas künstlerisch Kreatives geht.

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