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Leserumfrage // © filadendron

Leserumfrage BFF = BEST FRIENDS FOREVER

vvg - 11.10.2020 - 10:00 Uhr

Mein bester Freund ist - und das wird er wohl auch immer bleiben - Rodrigue, mein ehemaliger Trapezpartner. Wir haben uns auf der Artistenschule in Berlin kennengelernt. Ich war gerade 17, er nur 15 Jahre alt. Schon am ersten Schultag haben wir uns mit Blicken beschnuppert und wohl geahnt, dass wir beide schwul sind. Ich war damals noch ein Mauerblümchen, zwar in Basel aber nicht in Berlin geoutet. Wir haben dann quasi ein gemeinsames Outing durchlebt: Rodrigues’ Erstes und mein Zweites in Deutschland.

Natürlich gab es anfangs auch sexuelle Reize, aber wir spürten schon in den ersten Tagen so ein großes Urvertrauen zwischen uns, dass wir diese großartige Freundschaft nicht durch Sex aufs Spiel setzen wollten. Trotzdem waren wir beruflich und privat 24 Stunden am Tag zusammen, harmonierten wie ein altes Ehepaar und wirklich jeder dachte, dass wir ein Paar wären.

Wir beide sind unser gegenseitiges Tagebuch, weil wir alles voneinander wissen, absolut ehrlich miteinander sein können und über das Leben des anderen sehr gut Bescheid wissen. Ich kann mit ihm sowohl über negative und positive Dinge als auch über die schönste Nebensache der Welt reden. Allererste Amtshandlung ist immer, ihn anzurufen.

Leider sehen wir uns inzwischen sehr selten, da wir nicht mehr zusammen auftreten. Er lebt wieder in Berlin und ich toure durch Deutschland und die Schweiz.

Heute trete ich mit einem neuen Trapezpartner auf – Rodrigue hat uns übrigens trainiert. Ich vermisse ihn oft und wir telefonieren fast täglich, denn Rodrigue ist mit seiner Ehrlichkeit, seiner wahnsinnig positiven Energie und seiner Loyalität einfach unersetzbar.
Christophe aus Basel

Christophe // © vvg

Mein BFF hat sogar den gleichen Vornahmen wie ich, allerdings schreibt er sich mit „k“. Wir haben uns über Facebook kontaktiert, um uns kennenzulernen, da wir beide in Naunhof (Nähe Leipzig) lebten. Daraus ist tatsächlich eine echte Freundschaft entstanden. Möglicherweise bestand anfangs ein sexueller Hintergedanke, aber das wurde nie zum Thema.

Was unsere Freundschaft ausmacht? Er weiß sofort, wenn es mir nicht gut geht. Er bekommt das mit, ohne dass ich es anspreche. Wir streiten uns nie, lachen sehr viel und ich kann ihm blind alles anvertrauen. Umgekehrt genauso. Ich kenne ihn jetzt seit 7 Jahren. Er arbeitet als Sänger und ist durch seine Arbeit sehr eingebunden. Ich promote ihn, besuche ihn bei seinen Konzerten und sehe ihn mindestens 2 Mal die Woche. Wir tauschen uns, wie viele Frauen das auch machen, ebenfalls über unsere Sexerlebnisse aus. Wenn ich jemanden kennenlerne, schicke ich ihm ein Bild und frage ihn nach seiner Meinung, lasse mich aber dadurch in meinem Befinden nicht beeinflussen. Mit einem besten Freund kann man - im Gegensatz zu einem Partner - offener über Gefühle sprechen. Ein Partner könnte das später mal gegen einen verwenden, ein BFF würde das nie tun. Daher ist es wichtig jemanden zu haben, dem man hundertprozentig Vertrauen kann - auf eine andere Art als bei einem Partner. Wenn ich mit meinem besten Freund verabredet wäre und kurzfristig einen geilen Typen treffen könnte, wäre mir der Freund immer der Wichtigere. Zwischen uns gibt es keine erotischen Schwingungen, wir lieben uns platonisch. Trotzdem können wir uns in den Arm nehmen und auch mal einen freundschaftlichen Kuss geben. Wir gehen sogar zusammen in die Sauna, aber eine Grenze wird nie überschritten.
Domenico aus Leipzig

Domenico // © vvg

Es gibt viele Leute, die mir wichtig sind. Aber eine Person davon ist besonders: Eine türkische Frau, ein paar Jahre älter als ich, ist mein „bester Freund“. Wir sind zeitgleich nach Stuttgart gezogen und haben uns dort bei meinem ersten Deutschkurs kennen gelernt. Weil wir kein Deutsch konnten, haben wir uns zuerst auf Englisch unterhalten, uns jedoch sofort verstanden.

Mittlerweile lebt sie wieder in der Türkei, aber die Verbindung zwischen uns bleibt bestehen. Ich habe sie immer einmal im Jahr in der Türkei besucht. Dieses Jahr konnten wir uns wegen Corona nicht sehen, aber wir skypen oft. Selbst wenn wir monatelang keinen Kontakt hatten - wenn wir miteinander sprechen ist es so, als hätten wir erst gestern den letzten Kontakt gehabt. Sie versucht auch immer mich zu überreden, in die Türkei zu ziehen und da zu leben. Aber als schwuler Mann sehe ich da für mich zu viele Probleme.

Wir sind auf der gleichen Wellenlänge. Sie ist eine Person, die mich versteht. Bei ihr kann ich einfach ich und immer ganz offen sein, und sie akzeptiert mich. Sie hatte auch nie ein Problem damit, dass ich schwul bin. Im Gegenteil: Sie liebt es, mit mir auszugehen. Da können wir, weil wir beide Single sind, immer über die Männer „herziehen“. Einen Freund zu haben bedeutet, jemanden auch in sein Inneres zu lassen, tief emotional, und nicht nur an der Oberfläche zu bleiben.

Ich denke mit Frauen, zu denen man eine platonische Beziehung hat, kann man besser über Gefühle sprechen. Zwischen zwei schwulen Männern liegt immer eine gewisse sexuelle Spannung.
Douglas aus Stuttgart

Douglas // © vvg

Ich habe Evi schon vor über 25 Jahren kennen gelernt. Als Teenager hatten wir den gleichen Freundeskreis, wir waren eine lustige Clique. 20 Jahre später - ich hatte mit meinem Ex-Mann einen Friseursalon und lebte mit meinem Sohn alleine - kam Evi als Kundin in den Laden und wir hatten das Gefühl, als hätten wir uns nie aus den Augen verloren. Wir haben uns daraufhin fast täglich getroffen und zusammen mit meinem Sohn sehr viel unternommen. Evi wurde mein „bester Freund“, ich liebte diesen Menschen einfach. Nach ca. einem dreiviertel Jahr kam die Eröffnung: Evi gestand mir bei einem Picknick mit Musik und Wein, dass sie sich in mich verliebt hätte. Das war zunächst ein großer Schock, mit welchem ich gar nicht umgehen konnte. Bis dahin hatte ich mich nie mit diesem Thema beschäftigt und mit meinem Sohn immer nur über den nächsten möglichen Mann gesprochen. Ich brauchte Bedenkzeit. 

Nach vielen Überlegungen und Fragen (Wie reagiert meine Familie/mein Umfeld? Würde sich nicht mein ganzes Leben verändern?) war mir bewusst: Wenn ich Evi mit einer Absage verletze, verliere ich eine mir sehr wichtig gewordene Freundin.

Ich habe mich für Evi entschieden, weil ich sie wegen dieser Hürde nicht verlieren wollte. Ich wusste:  Für mich gibt es keinen besseren Menschen, mit dem ich mein Leben teilen möchte. Heute ist meine beste Freundin meine Ehefrau - wir haben gerade in diesem September unsere Hochzeits-Party gefeiert und ich bin der glücklichste Mensch auf Erden.

Wir kennen uns in- und auswendig und ich liebe diesen Menschen.
Gigi aus Köln

Gigi // © vvg

Mein bester Freund ist mein Arbeitskollege und ich habe ihn auf meiner Arbeitsstelle kennengelernt. Wie ein Arbeitskollege zum besten Freund werden kann, ist leicht zu beantworten: Wir unternehmen sehr viel zusammen. Entweder trinken wir nach unserer Schicht ein „Bierchen“ im Grünen, veranstalten lustige Spieleabende, gehen zusammen klettern oder setzen spontane Ideen um. Ich habe schon sowohl seine Mutter als auch seine Freundin kennengelernt und verstehe mich mit beiden sehr gut. Oft ist seine Freundin dabei, wenn wir etwas unternehmen – wir sind eine tolle Clique. Dass ich schwul bin war ihm von Anfang an klar, aber nie ein Problem. Ich selbst bin glücklicher Single und hatte noch nie eine Beziehung. Ich weiß aber genau: Wenn ich Beziehungsprobleme oder gar Liebeskummer hätte, könnte ich offen mit ihm über darüber sprechen und ihm alles anvertrauen. Ich habe nie davon geträumt oder darüber nachgedacht, dass zwischen uns etwas laufen könnte. Das ist wirklich kein Thema. Es gibt auch keine Berührungsängste zwischen uns, wir nehmen uns sogar jeden Morgen zur Begrüßung in den Arm. Wir kennen uns jetzt schon zwei Jahre und verstehen uns immer besser. Ich hoffe und wünsche, dass es eine Freundschaft für die Ewigkeit ist.

Es ist wichtig einen Freund zu haben der für einen da ist und den man anrufen kann, wenn man Probleme hat. Einen, bei dem man auch nachts mal klingeln kann, wenn man Hilfe braucht oder seinen Schlüssel vergessen hat. Er wäre auch nicht sauer, wenn ich wegen einem heißen Date eine Verabredung mit ihm kurzfristig absagen würde. Dafür hätte er Verständnis.
Marcel aus Köln

Marcel // © vvg

Ich habe gleich zwei gute Freunde: Einen in meiner Heimatstadt Bamberg, mit dem ich seit Kindergartentagen in Freundschaft verbunden bin, und einen in München. Wir wohnen in einer WG und arbeiten gemeinsam in einer Bar.

Beste Freunde zu haben ist wichtig, weil es Menschen sind, denen man alles anvertrauen und sagen kann - in guten wie in schlechten Zeiten. Wenn einem etwas auf der Seele liegt hilft es, wenn jemand da ist, mit dem man sprechen kann. Das ist beruhigend und befreiend.

Beide Freunde sind in meinem Alter, beide sind schwul. Da von Anfang an ein starkes Band zwischen uns war, waren Dinge wie Flirten, Sex und ineinander Verlieben bei uns nie ein Thema. Das würde sowieso nicht funktionieren, da wir unterschiedliche Geschmäcker haben, was den Typ Mann betrifft. Das ist gut so, denn dadurch entstünde nur Stress und Eifersucht. Aber wir erzählen uns alles und berichten auch über unsere sexuellen Abenteuer.

Den Freund in Bamberg sehe ich seltener, aber unsere Freundschaft bleibt auch über die Entfernung bestehen. Bin ich mit einem der beiden verabredet, könnte auch ein kurzfristig entstandenes Date mich nicht aufhalten. Freundschaft ist viel wichtiger, da muss das Date leider mal warten.

Was die Zukunft bringt weiß man nicht. Sollte irgendwann der Mann fürs Leben kommen, möchte ich mit dem sicherlich alleine in den eigenen vier Wänden leben. Trotzdem: Die Freundschaft zu meinen „Best Friends“ wird immer bestehen bleiben.
Tim aus München

Tim // © vvg

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