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Petfluencer stevoo_b mit seinen beiden Hunden Benni und Mira
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Petfluencer stevoo_b „Nur süße Haustierbilder reichen bei weitem nicht aus“

km - 05.07.2021 - 10:00 Uhr

Steffen Brandt, 36 Jahre jung und aus der Nähe von Kassel, wo er seinen Freund kennengelernt hat und mit dem er seit acht Jahren zusammen ist, ist ein so genannter Petfluencer. Eigentlich ist er gelernter pharmazeutisch kaufmännischer Angestellter und in einer Apotheke tätig.
Sein größtes Hobby sind seine beiden Hunde Benni, ein frecher siebenjähriger Chihuahua und die drei Jahre alte Mira – ein aufgeweckter Spitz-Mischling. Zu sehen sind die zwei auf dem Instagram-Kanal stevoo_b, der bereits 28.000 Follower hat. Wie seine Karriere als männlicher Petfluencer begann, was einen Petfluencer ausmacht und noch vieles mehr hat er uns im Interview erzählt.

 

Warum und wie hast du angefangen als Petfluencer?
Das war eher Zufall und so nicht geplant. Nachdem Benni 2013 zu uns gekommen ist, habe ich angefangen, Bilder von ihm zu posten. Das kam immer besser bei den Leuten an und so hat Benni meinen „normalen“ Instagram Account sehr schnell erobert und die Community ist anfangs dann auch sehr schnell gewachsen.

Benni und Mira

Was gehört zum Petfluencer-Dasein dazu? Reichen süße Haustierbilder?
Man teilt private Dinge, besonders über die Hunde. Sie sind der Mittelpunkt des Accounts und fast alles dreht sich um sie. Nur süße Haustierbilder reichen bei weitem nicht aus, in dem Account steckt sehr viel Arbeit drin. Man ist immer auf der Suche nach neuen Locations für Fotoshootings, bearbeitet die Bilder, tauscht sich mit der Community aus, berichtet über aktuelle Themen (z. B. wenn ein Hund krank ist), beantwortet Kooperationsanfragen usw.

Was ist dein Tipp für angehende Petfluencer?
In erster Linie muss man es wollen, viel von sich oder den Tieren mit der Community zu teilen und dabei authentisch sein. Regelmäßig Bilder posten, Storys teilen und sich austauschen, also einfach aktiv sein.

Was war deine wichtigste Lehre in diesem Bereich?
Ich habe gelernt, dass man nicht einfach Influencer sein kann, sondern viel Arbeit dahintersteckt. Außerdem kann es auch bei einem Haustier-Account zu Anfeindungen von fremden Personen kommen, beispielsweise wenn es darum geht wie ich meine Hunde erziehe oder warum ich Werbung für die Firma XY mache. Aber mit der Zeit lernt man damit klarzukommen und gewisse Dinge auch mal zu ignorieren.

Musstest du deinen Hunden das „Posing“ beibringen oder sind die zwei Naturtalente?
Tatsächlich habe ich den beiden das „Posen“ nicht beigebracht und Naturtalente sind die beiden auch nicht wirklich. Die Bilder und das „Posieren“ ist immer eine Menge Arbeit und es gehen dabei sehr viele Leckerlis drauf (lacht).

Benni und Mira "posen" am Strand

Kleine Hunde haben oft das Image sehr giftig zu sein. Was kannst du zu diesem Vorurteil sagen?
Das ist einfach ein Vorurteil. Benni ist zwar hin und wieder etwas frech, aber total lieb, besonders bei fremden Menschen oder Besuch. Einzig bei großen Hunden geht er in Verteidigungsstellung. Mira ist das liebste Wesen überhaupt und ist eher ein zurückhaltender Hund.

Deine Leidenschaften sind Fotografie und Hunde – damit hast du als Petfluencer den perfekten Sweetspot erwischt. Bist du mehr Foto- oder Hundenerd?
Ganz klar Hundenerd, das Fotografieren kam dann einfach mit der Zeit dazu. Ich hätte auch ohne Account Hunde, aber ohne Account würde ich nicht so viel fotografieren.

Seit 2012 bist du auf Instagram unterwegs, was hat sich auf Socialmedia für dich geändert? Es ist mittlerweile fester Bestandteil meines Alltags und einfach nicht mehr wegzudenken, früher war das noch lange nicht der Fall. Ich denke, dass es vielen Leuten so geht, für die jüngere Generation ist es mittlerweile selbstverständlich, sich online zu zeigen und zu kommunizieren.

Benni, nicht so giftig wie kleinen Hunden oft vorgeworfen

Deine Fotos sind sehr hochwertig und sehen sehr aufwendig aus. Wie sieht der Arbeitsprozess aus, bis das fertige Bild + Text auf Instagram erscheint?
Ich beschreibe im Folgenden den Regelfall, es kann immer mal Abweichungen dazu geben (z.B. eine Kooperation mit einer Tierfotografie samt Shooting).

  1. Gedanken über die Bildidee machen.
  2. Vorbereitungen treffen: Welche Location ist geeignet, welcher Hund passt besser dazu oder vielleicht sogar beide?
  3. Perfekten Zeitpunkt festlegen: Wetter und Stand der Sonne beachten und dann auch Zeit haben.
  4. Das Shooting vorbereiten: Utensilien (Kamera, Handy, Handtuch, Spielzeug für den Hund, Produkt bei Kooperationen) und Leckerlis einpacken. Anschließend mit Hund zur Location fahren und/oder laufen.
  5. Location vorbereiten: Genauen Ort finden, Störstellen (z. B. Grashalme) entfernen, Hund platzieren und ausrichten, Arbeitsaufteilung (was macht mein Freund und was mache ich?).
  6. Fotos schießen: Hier kann es wirklich sein, dass wir mehrere hundert Bilder machen, um ein Bild für ein Posting zu haben.
  7. Im Anschluss zu Hause eine Bildauswahl treffen, das kann manchmal sehr lange dauern. Ich bin oft besonders kritisch und schließe meist 99 % der Bilder für ein Posting gleich aus.
  8. Das ausgewählte Bild bearbeiten bis man wirklich zufrieden ist.
  9. Thema für den Text finden und anschießend etwas Schönes schreiben. An dieser Stelle bin ich leider etwas untalentiert, deswegen muss mein Freund dies immer für mich übernehmen.
  10. Bild posten und fertig.

Wieviel Stunden investiert du pro Post?
Die Frage kann ich nicht wirklich beantworten, da ich nicht auf die Uhr schaue. Mal geht es ganz schnell, manchmal dauert es Stunden.

Benni und Mira © Britta Rausch

Mit deiner Reichweite hast du auch schon die ein oder andere Anzeige geschaltet. Auf welche Kriterien achtest du bei Werbepartnern und Kooperationen?
Das Produkt muss zu uns passen, die Firma muss seriös sein und die Kommunikation sollte angenehm ausfallen.

Die Frage, die vielen zuerst in den Kopf kommt, wenn sie das Wort Influencer in irgendeiner Form hören ist: Kann man davon leben oder sogar gut leben oder ist das „nur“ ein netter Nebenverdienst?
Ich kann nur von mir sprechen. Davon leben kann ich noch lange nicht und ein wirklicher Nebenverdienst ist es auch nicht. Man hat eher viel Arbeit (z. B. auch mit der Steuer) und es bleibt kaum etwas übrig.
In erster Linie stehen der Spaß und das Hobby im Vordergrund. Ein Traum von mir wäre aber tatsächlich, dass etwas mehr hängen bleibt und man in Zukunft davon leben kann.

Du sagtest uns, dass du als männlicher Petfluencer unterrepräsentiert bist. Spielt es überhaupt eine Rolle, wenn die Tiere im Fokus sind oder folgen die Leute nicht nur dem Tier bzw. Tieren, sondern auch dem Herrchen oder Frauchen?
Es ist definitiv interessant und auch wichtig zu wissen, wer hinter einem Haustier-Account steckt. Die Person erzählt die Geschichten zum Haustier oder mal etwas Persönliches. Einige Accounts verfolge ich ja auch schon seit Jahren und war bei vielen Ereignissen dabei, wie z.B. die Anschaffung eines Welpen oder das Ableben eines Tieres. Grundsätzlich können Hund und Co. keinen Account führen, das muss der Besitzer machen.
Und es ist tatsächlich so, dass es kaum männliche Petfluencer gibt. Auch wenn die Hunde im Vordergrund stehen, bin ich in den Storys sehr aktiv. Dort berichte ich gerne über aktuelle und auch persönliche Erlebnisse aus unserem Alltag. Wenn ich mal einen schlechten Tag auf der Arbeit hatte oder wir uns für einen schönen Abend fertigmachen, lasse ich meine Community teilhaben.

Gibt es etwas, das den männlichen Petfluencer vom weiblichen unterscheidet?
Nein, da der Fokus auf den Tieren liegt, ist es egal, wer hinter dem Account steckt. Ich würde mich jedoch sehr freuen, wenn es noch mehr männliche Petfluencer gibt und diese von ihrem Alltag erzählen. Die Beziehung von einem Mann zu seinem Haustier ist etwas ganz Besonderes. Die Themen können bei Männern anders sein als bei Frauen.

Benni (links) Mira (rechts) © Steffen Brandt - stevoo_b

Wie sieht der LGBTI*-Anteil unter den Petfluencern aus?
Ich würde sagen sehr gering, da mir spontan keiner einfällt.

Man sieht keine Regenboggenflaggen in deinem Feed oder in der Bio. Nicht dass es Pflicht sei, aber trennst du Politisches bzw. Aktivismus klar von dem Petfluencer-Content?
Grundsätzlich kann ich mir schon vorstellen, auf meinem Account auch ein politisches Zeichen zu setzen. Bisher habe ich das aber bewusst vermieden, weil es in erster Linie um die Hunde geht. Mein Freund hält sich bei der Gestaltung des Accounts auch bewusst im Hintergrund, ich erwähne ihn jedoch das ein oder andere Mal und veröffentliche auch mal eine Story, bei der wir zusammen zu sehen sind oder es gibt auch ein paar Postings, wo er unterstützend zu sehen ist. Das Thema ist also durchaus präsent, wenn auch sehr im Hintergrund. Ich wollte die Beziehung zwischen zwei Männern nicht explizit thematisieren, sondern als etwas ganz Selbstverständliches darstellen.
Vielleicht kann das Interview mit euch einen Startschuss darstellen, mehr über das Thema LGBTI* zu reden oder auch deutlich mehr Flagge zu bekennen.

Hast du Projekte und Ideen für die Zukunft? Auf was kann sich unsere Leserschaft freuen?
Aktuell ist das Thema Panini-Album noch sehr präsent, darüber hinaus darf Mira während der Fußball-Europameisterschaft als Orakel für die Deutschland- und Entscheidungsspiele agieren. Durch das Thema Corona sind leider sehr viele Veranstaltungen abgesagt oder verschoben worden, auf die ich mich sehr gefreut habe. Wenn alles gut geht, soll das ein oder andere Event jedoch in diesem Jahr wieder stattfinden, von dem ich dann berichten werde.

Zum Schluss würde ich gerne nochmal darauf kommen, dass ihr im Panini-Stickeralbum vertreten seid. Wie kam es dazu?
Wir sind von der Tony Petfluencer Agency angefragt worden, ob wir einen heiß begehrten Platz im Petfluencer-Panini-Album werden wollen. Wir mussten natürlich nicht lange überlegen und haben zugesagt. Passendes Bild für den Sticker finden und fertig. Es macht mich wirklich stolz, neben weltweit bekannten Accounts, Teil des Projektes zu sein.

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