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Prince Charmin 2020 - Alexander Schäfer ist auf der Suche// © vvg
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Prince Charming 2020 Alexander Schäfer im großen Interview

vvg - 27.10.2020 - 10:00 Uhr

Der „Prinz“ Alexander Schäfer zeigt ab Oktober in der Fortsetzung der preisgekrönten Datingshow, welcher der 20 Kandidaten in seine engere Auswahl kommt. SCHWULISSIMO traf ihn nach der Aufzeichnung, jedoch bereits vor Ausstrahlung zu einem Interview.                      

Alexander, glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?
Ich habe das zwar noch nie erlebt, aber ich glaube daran, dass man gewisses Potentzial schon beim ersten Blick spüren kann. Ich habe aber auch schon Männer kennengelernt, die meine optischen Vorlieben nicht erfüllt haben und schlussendlich trotzdem mein Herz eroberten.

Im echten Leben hast du deinen Mr. Right bisher noch nicht gefunden. Wie echt ist denn das Leben in einer TV-Show mit 20 Kandidaten? 
Ich glaube, dass dort viele Zickereien, Theater und Zeigefreude wartet, aber man kann auch hinter die Kulissen schauen. In einer nicht so alltäglichen Situation kann man genauer sehen, wie jeder Einzelne drauf ist. Sicher nicht am ersten Tag, aber spätestens, wenn es zum Streit oder zu Problemen kommt. Natürlich ist großes Drama nicht gerade wünschenswert, aber man lernt Facetten eines Menschen kennen, die man sonst vielleicht erst zu spät gesehen hätte.

Und was, wenn es auch dort nicht klappt?
Ich glaube, dass ich meinen Traummann auch im Alltag kennenlernen kann. Das könnte überall passieren – an der Kasse eines Supermarktes zum Beispiel.

Was sind deine Stärken und was hast du für einen Spleen?
Meine Stärke ist auf jeden Fall, dass ich eine gute Menschenkenntnis habe. Ich habe beruflich viel mit Menschen zu tun gehabt und glaube, dass ich schnell erkennen kann, wie jemand drauf ist, sich gibt und sich fühlt. Und mir kommt meine Offenheit sicherlich zu Gute.

Mein Spleen ist die Vorliebe für Ordnung. Ich bin fast schon pedantisch ordnungsliebend, was für mein Gegenüber bestimmt manchmal störend wirkt. Bei mir muss alles ordentlich sein und am richtigen Platz stehen.

Du siehst gut aus, bist sympathisch und 192 cm groß – kommt es bei schwulen Männern doch auf die Größe an? 
(lacht) Ich glaube, meine 192 cm kommen bei den Männern gut an. Ich selbst wollte allerdings keinen haben, der größer ist als ich.

Was war der außergewöhnlichste Ort, an dem du jemanden kennengelernt hast?
Ich finde es heutzutage schon fast außergewöhnlich, wenn man jemanden auf der Straße kennenlernt. Ich habe mal eine schöne Situation erlebt: An der Kasse stand ich hinter jemandem, der unheimlich gut roch. Das habe ich ihm gesagt und gefragt, was er für ein Parfüm trägt. Wenig später wartete er auf dem Parkplatz auf mich und gab mir eine Probe des Parfüms. Aber mehr ist nicht passiert. Er war süß, aber leider heterosexuell.

Was muss dein Traummann haben und was lieber nicht?
Er sollte ehrlich sein und auch den Mut haben, mir Sachen zu sagen, die ich vielleicht gar nicht hören will. Dann kann ich Vertrauen aufbauen und mir sicher sein, dass er keine Geheimnisse vor mir hat. Wichtig ist mir auch Ausstrahlung und Charisma, womit wir wieder zum ersten Eindruck eines Menschen kommen. Und er sollte innerlich noch ein Kind sein können, also einfach mal locker Spaß haben können.
Was gar nicht gut bei mir ankommt, ist Rauchen. Wenn einer gerade geraucht hat wäre es ein No-Go für mich, dann mit ihm zu knutschen. Selbst beim Reden würde mich der Geruch schon stören.

„Sagen, was du nicht unbedingt hören willst“ – wie gehst du mit Kritik um?
Es ist völlig okay, wenn man mir etwas sagt. Dabei kommt es natürlich auch darauf an, wie man das formuliert. Es ist aber etwas sehr Positives, wenn man sich mit seinem Partner auseinandersetzt. Jede Beziehung ist doch auch ein gewisser Kompromiss. Die perfekten Menschen, die perfekt zueinander passen, gibt es nicht, aber ich glaube an das perfekte Match. In einer Beziehung muss man aufeinander eingehen und wenn man das kann, kann auch die Beziehung ein Leben lang halten.

Nenne uns Eigenschaften, die dein Traummann vom Aussehen her haben sollte?
Einen schönen Bart finde ich gut, er kann aber auch bübisch sein. Wichtig ist mir der Kleidungsstil, weil auch er die Persönlichkeit widerspiegelt – Begeisterung für Mode finde ich also gut. Und die Augen eines Mannes sind mir sehr wichtig, es muss aber keine bestimmte Augenfarbe sein. Das Alter ist auch von Bedeutung für mich. Da bin ich aber relativ breit aufgestellt: Volljährig muss er natürlich sein, aber bis Mitte 40 finde ich Männer derzeit interessant.

Was verlangst du von den Kandidaten?
Ehrlichkeit, Respekt gegenüber anderen und dass sie sich selbst nicht allzu ernst nehmen – wir wollen schließlich eine tolle Zeit und viel Spaß zusammen haben. Dass die Jungs immer offen zu mir sind und sagen, was sie beschäftigt. Ich fänd es auch nicht verwerflich, wenn sie sich untereinander gut finden, würde aber verlangen, dass sie dann den Arsch in der Hose haben, mir das zu sagen. Ich reiße deswegen ja niemanden den Kopf ab. Im Gegenteil: Ich würde mich sogar für beide freuen! Es sei denn, einer der beiden wäre ausgerechnet mein Traummann. (lacht)

 

Alexander Schäfer // © vvg

Warum wirst du jemandem die Krawatte abnehmen?
Wenn ich merke, dass derjenige nicht wegen mir dabei ist. Das heißt natürlich nicht, dass er dann ein schlechter Mensch ist. Also wenn einer nur „Party machen“ will oder berühmt werden möchte. Oder wenn er einen anderen Mann interessanter findet.

In vielen solcher Formaten geht es nur um Intrigen, Lügen, Streit, Hass und Diskriminierung.
Sicher gibt es Zuschauer, die solche Situationen erwarten. Es ist ja auch interessant, wenn die Fetzen fliegen. Ich selbst fände es aber schlimm, wenn es einen gäbe, der das Opfer wäre. Davon würde ich mich definitiv distanzieren und selbst wenn dieser eine Unrecht hätte, würde ich mich hinter ihn stellen. Ich verurteile Mobbing.

Wird ein Schlafsaal mit 20 schwulen Männern nachts nicht zu einem Darkroom?
Bei 20 Männern auf engem Raum werde ich schon versuchen herauszubekommen, was dort vielleicht passiert. Ich bin nicht dabei, würde es aber schon ganz gerne wissen.

Du bist hübsch und sympathisch, aber auch du wirst nicht allen gefallen. Wie gehst du mit negativer Kritik um (= einem „Shitstorm“)?
Ich hatte schon vor Prince Charming eine Social-Media-Präsenz. Daher weiß ich, dass ich nicht jedermanns Kerl bin. Ich selbst finde ja auch nicht alles gut und mache keine Sachen, um irgendwie der großen Masse zu gefallen. Was ich nicht gut finde ist, wenn negative Kommentare von anonymen Profilen kommen. Diese Kommentare sind oft so extrem, dass sie großen Schaden anrichten können.

„Man kauft die Katze nicht im Sack“ – Wie weit gehst du in der Show mit den Kandidaten?
Ich habe mir vorab nicht vorgenommen, was ich mache und was nicht. Deswegen gehe ich da ganz unbefangen und vielleicht auch blauäugig ran. Es wird alles von der Situation abhängig sein und dann werde ich und auch die Zuschauer sehen, wie weit es schlussendlich geht.

Deutschland ist immer noch irritiert, wenn zwei Männer sich küssen. Willst du da etwas Aufklärungsarbeit leisten?
Als Prince Charming bekomme ich eine Rolle, die nicht ganz unbedeutend ist. Ich fühle mich auch geehrt in dieser Rolle ein Vertreter der Community zu sein. Wünschen würde ich mir, dass jede sexuelle Orientierung als normal angesehen wird – solange sie sich im Rahmen unserer Gesetze bewegt. Viele glauben, dass dies für das Schwul- und Lesbisch-Sein bereits erreicht ist. Das ist aber eben leider noch nicht der Fall. Es braucht nur zwei Männer oder Frauen, die händchenhaltend und küssend über die Einkaufsmeilen der großen Städte gehen, um das festzustellen.

Fühlst du dich durch die erste Sendung vorbelastet?
Nicht direkt vorbelastet, aber ich bin mir wohl bewusst, dass ich in große Fußstapfen trete. Nicolas war ein toller Prince Charming! Durch ihn wurde das Format bekannt und ihm ist es mit zu verdanken, dass die Sendung den Grimme–Preis erhalten hat. Ich nehme mir vor, stets respektvoll und empathisch auf die zwanzig Jungs zuzugehen, um allen gerecht zu werden. Das ist eine der größten Herausforderungen dieses Formats. Ich möchte aber keine Kopie von Nicolas sein.

Wie läuft die Sendung eigentlich in Zeiten von Corona ab?
Gesundheit wird großgeschrieben, auch im Interesse eines jeden Kandidaten. Wir werden in Einzelquarantäne gehen und werden davor und danach getestet. Wenn die harte Quarantäne-Zeit überstanden ist, wird die Belohnung ein fast normales Leben wie vor Corona sein. Wir werden Nähe haben, uns umarmen und ja auch Küssen können.

Kann man als „Prinz“ überhaupt ein Vorbild für andere werden?
Als Vorbild muss man kein „Prinz“ sein. Aber ich werde durch die Sendung eine gewisse Medienpräsenz bekommen und somit wird man eher darauf hören, was ich sage und beobachten, was ich mache. Ich werde meine Rolle aber so gut wie möglich nutzen.

Wie war dein Outing?
Mein Outing war kurz vor meinem zwanzigsten Geburtstag. Ich hatte eine Fernbeziehung, die mich schließlich dazu bewogen hat. Es ging mir so gut mit diesem Freund und wir hatten eine schöne Zeit. Vor meinem Outing hat es mich schon belastet, dass ich in meiner Welt nicht zu 100 % der sein konnte, der ich war. Als ich einmal nach Hause kam spürte meine Mutter, dass etwas nicht stimmt. Und so habe ich mich ihr unter Tränen offenbart. Sie hat dann auch angefangen zu weinen, hat aber gesagt, dass alles gut ist, wie es ist und dass ich ja trotzdem ihr Sohn bleibe, den sie liebt. Wenn ihr Sohn glücklich ist, dann ist sie es auch. Seitdem habe ich sie an meiner Seite und wir besprechen stets viele Dinge, die mein schwules Leben betreffen.

Nach der ersten „Prince Charming“ Ausstrahlung landeten einige Kandidaten bei Trash-Formaten. Wird man dich danach auch in anderen Formaten wiedersehen?
Die Sendung muss erst einmal ausgestrahlt werden. Ich kann noch gar nicht sagen, wie es danach weitergeht. Ich bin aber für Vieles offen.

Und noch ein kleiner Nachsatz: Ich fühle mich geehrt, dass ich im Magazin SCHWULISSIMO interviewt werde. Ich finde es toll, wenn wir der Welt zeigen, wie schön schwules Leben sein kann! (lächelt)

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