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André und Fabian // © Gilead Sciences
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Im Interview André und Fabian

js - 07.11.2018 - 07:00 Uhr

André und Fabian unterstützen die Initiative #nochvielvor von Gilead, weil sie allen Betroffenen zeigen wollen, dass ein ganz normales Leben trotz HIV-Diagnose möglich ist. Wir sprachen mit den beiden.

Wie seid ihr zur Kampagne #nochvielvor gekommen?
Fabian: Mit der Initiative #nochvielvor wollen wir zusammen mit Gilead Sciences über das heutige Leben mit HIV aufklären. Gemeinsam mit anderen Unterstützern wollen wir Aufmerksamkeit für das Thema schaffen. Es gibt leider immer noch viel zu viel Unwissen und Ängste in Bezug auf HIV, deswegen ist es uns so wichtig, offen und aus unserer eigenen Erfahrung darüber zu sprechen. Wir sehen es als Chance, durch die Initiative #nochvielvor, mehr Aufmerksamkeit für das Thema zu erreichen und durch unsere Geschichte das Thema greifbar zu machen und in die Öffentlichkeit zu bringen.

Was wollt ihr mit eurer Unterstützung der Kampagne erreichen?
André: Viele haben noch ein völlig veraltetes Bild von HIV als todbringende Krankheit im Kopf. Das muss sich ändern. Wir wollen mit positiven Bildern und Lebensfreude zur Enttabuisierung von HIV beitragen. Außerdem möchten wir auch die Menschen mit HIV erreichen, die sich dem heutigen medizinischen Stand nicht bewusst sind und ihr Leben deshalb einschränken, sei es in Bezug auf die Partnerschaft, im Job oder in Alltagssituationen. Wir wollen darüber informieren, dass man auch mit HIV ein gutes und erfülltes Leben führen kann, indem man sein Leben wieder in die eigene Hand nimmt. Ich z.B. mache heute viel mehr Sport als früher und fahre über 10.000km Fahrrad im Jahr, die Infektion schränkt mich dabei in keiner Weise ein.

Was tut ihr im Rahmen von #nochvielvor für die Aufklärung?
Fabian: Im Rahmen der #nochvielvor Initiative haben wir unter anderem Video-Statements gedreht, in denen wir über das Thema HIV in der Partnerschaft sprechen und erklären, was Schutz durch Therapie bedeutet und was es heißt „unter der Nachweisgrenze“ zu sein. Das wissen nämlich viel zu wenige Menschen. Mit der Initiative zeigen wir, dass sich unser Leben als Paar gar nicht von dem eines HIV-negativen Paares unterscheidet. Wir machen mit unserer Aktion „Andre’s Ride“ außerdem auf unserer Facebook-Seite (Andre’s Ride), Instagram (_andresride), Twitter (@andresride) und YouTube auf das Thema aufmerksam. Und auf www.nochvielvor.de gibt es weitere Infos zur Initiative und zum Leben mit HIV.

Wie seid ihr am Anfang mit der Diagnose HIV umgegangen?
André: Am Anfang war die Diagnose ein Schock, da wir beide nicht viel über die Infektion wussten. Ich hatte große Bedenken, dass ich auch Fabian angesteckt habe und was die Diagnose für unsere Partnerschaft in Zukunft bedeutet. Fabian hatte im ersten Moment die große Befürchtung, dass die Diagnose ein Todesurteil bedeutet und wir nur noch wenige gemeinsame Jahre haben. Rückblickend hätten wir mit der Situation viel besonnener umgehen können, wenn wir damals schon unseren heutigen Wissenstand gehabt hätten.

Hat HIV eure Partnerschaft verändert?
Fabian: Im Grunde hat das Virus alles verändert – und am Ende doch nichts. Wir sind durch eine schwierige Zeit gegangen und haben diese gemeinsam durchgestanden. Unsere Partnerschaft wurde womöglich dadurch noch weiter gestärkt. Wir haben uns dazu entschlossen, den Kampf gegen die Vorurteile anzutreten und Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen. Würde die Thematik nicht durch unsere Engagements im Alltag auftauchen, hätte das Thema keinerlei Einfluss mehr auf unser Leben und wir würden uns mit anderen wichtigen Dingen beschäftigen, zum Beispiel mit der Frage, wer von uns beiden abwäscht und wer den Müll runterbringt - das machen wir beide nämlich nicht gerne.
 

Wie verlief die Therapie?
André: Die Therapie heutzutage ist sehr unkompliziert. Ich nehme eine Tablette am Tag, die dafür sorgt, dass sich das Virus in meinem Körper nicht vermehrt. Das heißt auch, dass ich das Virus auf keinem Weg mehr weitgeben kann. Außerdem gehe ich halbjährlich zum Arzt, um einen Bluttest zu machen.

André: Bist du in irgendeiner Art und Weise durch die Diagnose HIV eingeschränkt?
André: Anfangs hatte ich die Befürchtung, dass ich durch die tägliche Tablette ständig an die Diagnose erinnert werde und sich meine Gedanken nur darum drehen würden. Mittlerweile ist die Tabletteneinnahme aber einfach zur Routine geworden und gehört zu meinem Alltag dazu. Ich bin mir bewusst, wie wichtig die Pille ist, aber ich assoziiere sie vor allem damit, dass sie mich gesund hält.

Fabian: Habt ihr Erfahrungen mit Diskriminierung machen müssen?
Fabian: In der Vergangenheit ist uns hin und wieder gesellschaftliche Stigmatisierung begegnet und da wir auch gut mit anderen HIV-Aktivisten vernetzt sind, hören wir auch aus unserem Umfeld davon. Das ist auch das größte Problem, dass viele nicht richtig über HIV informiert sind und deshalb aus Angst vor HIV oder weil sie Vorurteile haben, diese Stigmatisierung entsteht. Ehrlicherweise waren wir selbst vor Andrés Diagnose nicht so gut aufgeklärt wie wir dachten. Eigentlich ist das erschreckend, wenn man zum Beispiel bedenkt, dass bereits seit zehn Jahren bekannt ist, dass eine erfolgreiche Therapiebehandlung dazu führt, dass man nicht mehr ansteckend ist.

Gibt es etwas, dass ihr allen HIV-positiven Menschen, oder aber auch der Gesellschaft gerne sagen möchtet?
Fabian: In der breiten Öffentlichkeit möchten wir vor allem die Vorurteile abbauen und Menschen den heutigen Stand der Medizin und dem Leben mit HIV nahebringen. Wenn die Stigmatisierung abnimmt, baut das auch die Barrieren ab, einen HIV-Test zu machen: Wir möchten mehr Menschen dazu ermutigen, sich testen zu lassen und sich vorurteilsfrei mit dem Thema HIV zu beschäftigen. Menschen, die mit HIV leben möchten wir vor allem Mut machen, ihr Leben selbstbewusst zu führen.

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