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HIV-Selbsttest // © Deutsche Aidshilfe

Fragen und Antworten Selbsttest mit HIV-Selbstest

Anzeige - 03.07.2020 - 10:00 Uhr

Seit Oktober des Jahres 2018 ist es auch in Deutschland möglich, sogenannte HIV-Selbsttests legal zu erwerben. Vorher gab es zwar auch schon Möglichkeiten, diese im Internet aus dem Ausland zu beziehen, diese waren in Deutschland allerdings nicht zugelassen. Was verbirgt sich nun aber hinter diesen Test. SCHWULISSIMO beantwortet die wichtigsten Fragen und macht quasi den Selbsttest beim Selbsttest.

Sicher kennt man das: Man möchte nicht unbedingt mit seinem Hausarzt erst einmal sämtliche intimen Sexerlebnisse erörtern, bevor dieser einen HIV-Test durchführt. Andere wiederrum scheuen sich – unberechtigter Weise – einen HIV-Test zum Beispiel bei einer (schwulen) Beratungsstelle machen zu lassen. Der Selbsttest kann als damit auch Personen den Zugang dazu erleichtern, welche sonst aus Angst, Scham oder anderen Gründen nicht zu einem Test gehen würden. Für andere wiederum stellt er eine Erleichterung dar, so dass sie sich vielleicht häufiger testen lassen. Und ein weiterer Teil lebt vielleicht weit entfernt von einer Möglichkeit, einen Test durchführen zu lassen – und der alte Dorfarzt, welcher einen schon seit Kindesbeinen kennt, erscheint in diesem Falle nicht unbedingt der erste Ansprechpartner der Wahl zu sein. Und gerade hier setzt die Idee dahinter ja an, denn umso eher jemand von einer HIV-Infektion weiß, umso eher kann auch mit einer Therapie begonnen werden. Und wir wissen heutzutage, dass eine solche Infektion ja schon längst nicht mehr ein Todesurteil darstellt. Zudem geht es vor allem auch darum, HIV-Infektionsketten zu unterbrechen, denn es gibt in Deutschland rund 12.000 unentdeckte HIV-Infektionen, so schätzt es das Robert-Koch-Institut. Die Hoffnung vieler HIV-Experten ist dabei, dass sich diese Zahl verringern könnte, je mehr Personen von einer eigenen Infektion wissen und so sich und vor allem auch andere vor weiteren Ansteckungen schützen können.

Wer nun einen HIV-Selbsttest durchführen möchte, sollte sich im Vorfeld aber dennoch einige Gedanken machen. Kann ich mit einem möglicherweise positiven Testergebnis umgehen? Wer kann mir ggf. zur Seite stehen und an wen kann ich mich dann wenden? Wenn man diese Fragen für sich geklärt hat, dann steht einem Selbsttest eigentlich nichts mehr im Wege. Wichtige dabei ist aber, dass man sich nicht allzu früh testet. Wenn man beispielsweise einen vermeintlichen Risikokontakt hatte – also beispielsweise ungeschützten Sex – sollte man mindestens drei Monate warten, denn solange kann es dauern. Bis sich überhaupt Antikörper gebildet haben. Genau diese werden nämlich mit den Tests am Ende nachgewiesen.

Wo bekommt man einen Selbsttest?
Mittlerweile kann man aus einer Vielzahl verschiedener Anbieter auswählen. In der Anwendungsweise unterscheiden sie sich nur unwesentlich voneinander. Allerdings sollte man darauf achten, dass der Test ein CE-Zeichen trägt, denn dieses garantiert, dass es sich dabei um ein in Europa zugelassenes Produkt handelt. Beziehen kann man diese über Apotheken, HIV-Beratungsstellen, Online-Apotheken oder sogar bei Amazon.   

Wie funktioniert der Test?
Für den HIV-Selbsttest sticht man sich mit einer Nadel in die Fingerkuppe – ähnlich wie bei einem Blutzucker-Check. Den Blutstropfen bringt man anschließend in ein Röhrchen oder eine Vertiefung in der Plastikoberfläche des Testkits ein und gibt anschließend eine Trägerlösung hinzu. Je nach Test lässt sich nach ca. 15 bis 30 Minuten das Ergebnis ablesen. Ein Kontrollstreifen zeigt, ob der Test funktioniert hat. Ein weiterer Streifen erscheint, wenn eine Infektion vorliegt.

Was mache ich bei einem positiven Ergebnis?
Ganz wichtig: Nicht in Panik verfallen! Denn wie bereits erwähnt bedeutet ein entsprechendes Ergebnis nicht das Todesurteil – und schon gar nicht in kurzer Zeit. Bei einem positiven Ergebnis eines Schnelltestes ist auf jeden Fall ein HIV-Test in einem Labor notwendig. Dieser Bestätigungstest kann beim Arzt, im Gesundheitsamt, direkt in einem Labor oder einem Checkpoint der Aidshilfen gemacht werden. Erst wenn auch dieser Test positiv ausfällt, besteht sicher eine HIV-Infektion.

Da Selbsttest zudem sehr empfindlich bzw. sensitiv eingestellt sind, kann es passieren, dass sie manchmal „überreagieren“. Das bedeutet, sie zeigen ein positives Ergebnis an, obwohl keine tatsächliche Infektion vorliegt. Umso wichtiger ist eben solch ein Kontrolltest!

Einfach und unkompliziert... // © Owen Mumford Ltd.

Unser SCHWULISSIMO-Selbsttest

Für unseren Selbsttest eines HIV-Selbsttests haben wir uns für den Simplitude ByMe-Test entschieden. Dieser kommt in einer schicken hellgrünen Verpackung daher. Zum Inhalt gehört neben dem eigentlichen Selbsttest eine Flasche mit der Testflüssigkeit, zwei ausführliche Anleitungen in deutscher und englischer Sprache, ein Infoblatt mit Kontaktmöglichkeiten zu Beratungsstellen in den verschiedenen europäischen Ländern, ein dezenter Entsorgungsbeutel und sogar an ein Heftpflaster hat man gedacht.  

Die Anleitung ist sehr ausführlich, aber dennoch gut verständlich geschrieben. Auch hier wird nochmal ausführlich auf die verschiedenen Ergebnismöglichkeiten eingegangen und auf den Kontrolltest bei einem möglichen positiven Ergebnis hingewiesen.  

Zunächst einmal wäscht man sich gründlich die Hände und trocknet sie gut ab. Anschließend entfernt man bei dem Testkit eine kleine grüne Umhüllung, welche die innenliegende Stechlanzette schützt. Nachdem man seinen Finger, in den man sich stechen will, ca. 10 Sekunden massiert hat, um den Blutfluss anzuregen drückt man das Kit mit der gräulichen Taste kräftig gegen den Finger bis die Stechnadel ausgelöst wird. Hierbei ist darauf zu achten, dass dieses nur einmalmalig funktioniert! Anschließend drückt man kräftig etwas unterhalb der Einstichstelle, um einen Blutstropfen zu erhalten. Nun soll das Blutentnahmeröhrchen komplett mit Blut gefüllt werden. Sollte hierfür ein Tropfen noch nicht ausreichen, wiederholt man einfach den Vorgang. Aber keine Angst, es wird weniger Blut benötigt, als man vielleicht befürchtet.

Nun hält man den Test gut fest und klappt das Blutröhrchen mithilfe einer kleinen Vorrichtung in die dafür vorgesehene Vertiefung. Dabei sollte der komplette Inhalt des Röhrchens nun in die Vertiefung gelangen. Wenn dieses erfolgt ist, gibt man vier Tropfen der Testflüssigkeit hinzu. Bis hierhin funktioniert dieses alles völlig problemlos. Und was soll man sagen: das war es dann auch schon. Nun heißt es 15 Minuten abwarten, bis das Ergebnis vorliegt.

Unser Fazit: Einfach und unkompliziert in der Benutzung. Auf jeden Fall eine weitere Möglichkeit, sich testen zu lassen, um einer HIV-Verbreitung Einhalt zu gebieten. Denn wer über seinen Status Bescheid weiß, kann sich und andere schützen. Wie heißt auch eine Kampagne so schön? „Know Your Status“.  

Übrigens: Sollte man Probleme mit einem HIV-Selbsttest haben, so bietet das Paul-Ehrlich-Institut (kurz: PEI) auf seiner Webseite ein Meldeformular im PDF-Format an. Das Paul-Ehrlich-Institut ist nämlich für die Sicherheit der Selbsttests zuständig und leitet eingehende Fehlermeldungen zu HIV-Selbsttests an die jeweiligen Hersteller weiter. Apropos Paul-Ehrlich-Institut: Hier finden sich auch die Bedienungsanleitungen zu den angebotenen und zugelassenen Produkten inklusive den dazugehörigen Erklärungsvideos.  

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