Apropos Leben Gefühltes Tagebuch: Leselaus
Unser Alien berichtet seinen Vorgesetzten: „Im Gegensatz zu unserer Jugend müssen sich die jungen Leute auf Erden mühsam in der Schule Wissen aneignen. Mit sogenannten Büchern werden die gesammelten Erkenntnisse und Erfahrungen aus vielen Jahrhunderten von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Durch neue elektronische Medien, die vor allem bildbasiert funktionieren, erlahmt mittlerweile das Interesse am Lesen von Büchern. Dies bereitet Manchen große Sorgen.“
Alljährlich wird der Deutsche Lesepreis in verschiedenen Kategorien verliehen. Initiativen und Persönlichkeiten, deren Aktivitäten der Leseförderung dienen, werden dabei ausgezeichnet. Dass dies eine gute Sache ist, zeigt ein Blick in die Statistik: Noch immer tun sich Millionen Menschen in Deutschland schwer damit, Texte des alltäglichen Lebens zu verstehen. Diese funktionalen Analphabeten haben es nicht leicht. Denn Lesen gilt als grundlegende Kulturtechnik, genau wie das Schreiben.
Zum Schreiben mit der Hand läuft gerade eine Diskussion. Es wird gefragt, ob sich denn die Jugend diesem mühsamen Lernprozess noch stellen sollte. Manche sagen, dass schreiben mit der Hand den Lernprozess fördert, andere wiederum finden, dass elektronische Geräte diese Aufgabe besser und schneller erledigen. Lesen und schreiben erfordert Geduld und damit Zeit. Die Aufmerksamkeitsspanne hat sich in den letzten Jahren immer weiter verkürzt, auch durch die elektronischen Medien. Früher wurden Menschen, die sehr viel lesen, mit teilweise despektierlichen Begriffen belegt. „Bücherwurm“ und „Leseratte“ sind Beispiele dafür. Auch hier gibt die Statistik Einblicke: Über die Hälfte der Deutschen liest wohl regelmäßig. Das Papierbuch liegt dabei immer noch weit vorne, gefolgt von E-Books und Hörbüchern. Auch Zeitschriften und Zeitungen werden sowohl in Papierform als auch elektronisch von der Bevölkerung vielfältig konsumiert. Bei all diesen textbasierten Medien stehen inhaltlich Unterhaltung und Information im Vordergrund.
Wer allerdings akademisch Karriere machen möchte, kommt am fleißigen Lesen nicht vorbei. Sonst wird schnell aus dem Numerus clausus ein „Numerus Lausus“. Auch später im Beruf gehört das tägliche Lesen zu den notwendigen Pflichtübungen, zumindest bei allen Bürojobs. Natürlich sollte man seine Lebenszeit nicht nur mit lausigen Texten verbringen - weder privat noch professionell. Und da liegt die Laus im Pfeffer: Lesen kann anstrengend sein. Und schließlich sagt ein Bild mehr, als tausend Worte. Es kann aber auch angenehm von der Realität ablenken.
Der stationäre Buchhandel hat eine starke Konkurrenz im Online-Versand bekommen. Die kleine Buchhandlung um die Ecke gehört zu einer aussterbenden Gattung. Buchverlage versuchen nun, die Bibliophilie neu zu beleben. Um junge Zielgruppen wieder zu begeistern, nutzen die Marketingleute der Verlage soziale Medien. Es geht um Emotionalisierung: Fotos von schicken Buchcovern in coolem Ambiente liegen im Trend. Eingefleischte Puristen können dazu das englische Sprichwort „Don't judge a book by its cover“ vorbringen und auf die Oberflächlichkeit dieser Bemühungen hinweisen. Aufwendig gestaltete Cover können außerdem den Buchpreis in die Höhe treiben und somit eine weitere Hürde bei der Anschaffung aufbauen. Andererseits kann so das Buch wieder zu einem Kultobjekt werden und damit einen Lifestyle-Effekt generieren. Dieser Trend passt damit ja gut in unsere Zeit. Im Übrigen danke ich dafür, dass Sie sich die Zeit genommen haben, diesen Text zu lesen.