Apropos Leben Gefühltes Tagebuch: Stark gebaut
Unser Alien erzählt: „Bei meinen maskierten Ausflügen in die nähere Umgebung meiner Wohnung geriet ich in eine Sackgasse. Dort stand ein großer grauer Container. Heraus ragte ein Beinchen. Neugierig näherte ich mich dem Tatort. Es stellte sich glücklicherweise heraus, dass es sich dabei um ein Stofftier handelte. Allerdings fehlte ein Arm. Das versehrte Wesen schaute mich so kümmerlich an, dass ich beschloss, es zu adoptieren. Mit Nadel und Faden verschloss ich das Armloch. Jetzt sitzt der Kamerad bei mir auf dem Sofa - natürlich frisch gewaschen und desinfiziert.“
Eine rührende Geschichte. Im September war ja auch erst Tag des Teddybären - eine gute Tat also. Teddys sind nicht eindeutig männlich. Sie sind von ihrer Gestalt eher gender-neutral. Dem klassischen Stoff-Teddy fehlt die geschlechtliche Zuordnung. Das ist aber kein Nachteil - im Gegenteil: So kann jeder mit ihm glücklich werden. Auch Fragen der politischen Korrektheit sind damit schon beantwortet. Meist mit einem runden Bäuchlein ausgestattet, ist er wohl als füllig zu bezeichnen. Aber sein Körperbau wirkt gleichzeitig auch stark. Und darin liegt seine Funktion: Teddys sind Kumpels und Beschützer - nicht nur für die Kleinen. Auch die Großen finden Gefallen an dem Kuschelbären. Manche trennen sich nie von ihrem starken Freund. Gerade in Krisenzeiten kann so ein haariger Kamerad über Vieles hinwegtrösten. Psychologen haben dieses Phänomen schon unter die Lupe genommen: Es ist eine Sehnsucht nach den Zeiten einer mehr oder weniger beschützten und sorgenfreien Kindheit und Jugend, welche manche Erwachsene auch im reiferen Alter zum Teddy greifen lässt. Seine treuen Knopfaugen, seine offenen Arme und die knuddeligen Stehohren erzeugen Wohlsein, Vertrautheit und ein Gefühl der Geborgenheit. Die Ruhe und Gelassenheit des bärigen Freundes übertragen sich auf den Menschen. Manchmal können die freundlichen Burschen auch sprechen. Beim Drücken des Bauches sagen sie zum Beispiel: „Ich habe dich sehr lieb!“ – wenn das nicht viel Geborgenheit und Sicherheit spendet!
Im Kino hat der Teddy allerdings schon mal ganz andere Seiten aufgezogen. Er ist zwar der Kumpel, aber was für einer! Mit seinem menschlichen Buddy geht er durch dick und dünn, ist allerdings ziemlich spätpubertär und teilweise sogar zynisch.
Was die Entstehung des textilen Buddybären angeht, gibt es mehrere Ansätze und Geschichten. Bei einer davon spielt sogar der frühere US-Präsident Theodore Roosevelt eine Rolle: Der begeisterte Jäger wurde Anfang des vorigen Jahrhunderts Gegenstand einer Karikatur, die ihn mit einem Mini-Bären zeigte. Ein findiger Geschäftsmann griff die Idee auf und produzierte daraufhin wohl die Stofftiere. Der Präsident erkannte deren PR-Wert und erlaubte ihm, seinen Spitznamen „Teddy“ in diesem Zusammenhang zu nutzen. Seiner Popularität tat dies keinen Abbruch, immerhin bekam er kurze Zeit später den Friedensnobelpreis.
Bei einer anderen Version ist es eine deutsche Firma, die auf einer Messe das bärige Spielzeug präsentierte - ebenfalls Anfang des 20. Jahrhunderts. Von dort gelangte es nach Amerika, wo der besagte Präsident sein „Okay“ für die Namensverwendung gab. Doch ganz egal wie es genau war: Die Hauptsache, die kuscheligen Begleiter existieren! Mittlerweile gibt es klitzekleine, riesengroße, bunte und künstlerisch besonders wertvolle Teddys. Manche brummen beim Drücken und manche sind gar keine richtigen Bären. Ach, was wären wir ohne Teddys!