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Gut gelaunt zum CSD Die tägliche Lachportion

rb - 01.07.2018 - 07:00 Uhr

Gelacht haben wir Menschen schon, bevor wir sprechen konnten. Es ist eine der ältesten Ausdrucksweisen – lange entstanden, bevor unsere Stimmbänder Sätze formen konnten. Babys grinsen, wenn es ihnen gut geht – gelernt haben sie das nicht. Lachen steckt also tief in uns, ein Erbe unserer Primatenart. Lachen ist ansteckend – Spiegelneurone im Gehirn sorgen dafür, dass wir uns gemeinsam in geselliger Runde köstlich amüsieren können. Umso ernüchternder fallen die neuesten Erkenntnisse der Lachforschung aus. Die Gelotologen haben festgestellt, dass wir im Schnitt nur noch ein Drittel so viel lachen, wie unsere Altvorderen in den Fünfzigern des vorigen Jahrhunderts. Dabei liegen doch die Vorteile einer satten Lachportion am Tag auf der Hand: Lachen ist Stressabbau, Genuss und sogar ein Aphrodisiakum. Denn die zwerchfellerschütternde Ganzkörperverlautbarung wirkt sich sowohl psychisch heilend als auch sexuell stimulierend aus: Der Beckenboden wird bei den Lachsalven ordentlich durchgerüttelt, das wirkt durchblutungsfördernd auf die Genitalien. Dabei ist es egal, ob man gerade über den Witz vom Kollegen oder den Komiker im Fernsehen lacht. Lachen ist gratis Anti-Aging (von Lachfalten mal abgesehen), senkt Cholesterin und Blutdruck und stärkt das Immunsystem – was will man mehr?

Aber im Ernst: Lachen ist auch Ausdruck von Anarchie und Selbstbestimmung. Sind wir also in den letzten Jahrzehnten immer mehr zu Duckmäusern geworden? Lachen wir nur noch sparsam aus Berechnung oder wenn es vielleicht mal gruppendynamisch angebracht ist? Die Ergebnisse der Lach-Experten könnten dies nahelegen: Kinder sind klar im Vorteil, mit mehreren Hundert Brüllern am Tag. Erwachsene bekommen mittlerweile nur noch fünf Prozent davon an komikbedingter Hechelatmung zustande. Lachen trainiert viele Hundert Muskeln im ganzen Körper, bringt in ein paar Sekunden mehr Fitness als minutenlanger Ausdauersport. Ein Grund mehr in unserer, auf Gesundheit erpichten Zeit, die Lachmuskeln in Bewegung zu setzen. Doch das Problem liegt tiefer. Lachen kann man nicht erzwingen. Auch mit dem Weltlachtag (am ersten Sonntag im Mai wird um 14:00 Uhr für drei Minuten für den Weltfrieden gelacht), Lachclubs und Lachyoga-Kursen kann Lachen nicht wirklich flächendeckend verordnet werden. Lachen ist lustbetont und keine moralische Instanz. Also haben wir wohl weniger zu lachen. Ein Blick in die Runde bei der morgendlichen Fahrt zur Arbeit in öffentlichen Verkehrmitteln bestätigt diesen Eindruck, leider. Lachen ist immer auch ein Ausdruck eines Konflikts zwischen dem, was „normal“ und „wünschenswert“ ist und dem, was man gerade an freiwilliger oder unfreiwilliger Komik erlebt. Die Wissenschaftler nennen das Kontrastwahrnehmung. Sehen wir also alles nur noch Grau in Grau? Heißt das, dass wir quasi immer mehr mit Scheuklappen durch die Welt gehen, anstatt mit der Humorbrille die sogenannten „ernsten“ Dinge des Alltags auch lächerlich finden können und so auch dem Alltag eine witzige Perspektive abgewinnen?

Die Menschen reden immer weniger persönlich miteinander, sondern kommunizieren zunehmend nur noch per Handy oder schriftlich per Internet. Dabei entfallen Aspekte wie Körpersprache und Mimik, die wesentlich zum lustigen Miteinander beitragen. Also müssen z.B. bei Emails die Emoticons herhalten, damit man überhaupt weiß, wie das wohl gemeint sein könnte. Ironie, also Doppelbödigkeit im Humor, bleibt da natürlich auf der Strecke. Lachen ist hemmungslos. Sind wir also Kontrollfreaks geworden, die sich menschliche Regungen, besonders die angenehmen, selbst verbieten? Forscher haben festgestellt, dass man in schlechten Zeiten besonders gerne und viel lacht. Sind wir vielleicht übersättigt und können wir uns nicht mehr über die kleinen Dinge freuen, die noch dazu völlig kostenlos sind? Etwa auf dem Weg zu emotionslosen Zombies in einer Wohlstandsgesellschaft, die sich nur noch über den Konsumvergleich Befriedigung verschafft? Das wäre sehr traurig und gar nicht amüsant.

Lachen ist die einzige Sprache, die überall auf der Welt verstanden wird. Lachen kann damit auf simple Weise kulturübergreifend Probleme lösen, ist uns schlichtweg angeboren und erzeugt auch noch gute Gefühle. Gehässigkeit und Schadenfreude allerdings – stets Ausdruck von schlechtem Selbstwertgefühl – sind destruktive Formen des Lachens, die in manchen Kreisen überhand genommen haben. Es ist also bezeichnend für eine Person und die Gesellschaft ganz generell, über was besonders gerne gelacht wird. Humor und Lachen sind auch Ausdruck von Zeitgeist – wenn wir heute beim Fremdschäm-TV über vorgeführte „Loser“ lachen, dann sagt das viel über uns aus. Wollen wir uns damit vielleicht einfach besser fühlen, freuen wir uns darüber, dass es Leute gibt, denen es noch dreckiger geht als uns? Die Fernsehmacher mancher Sender verdienen damit jedenfalls einen Haufen Geld. Ob wir uns allerdings über diese Lachkultur freuen sollten, bleibt dahingestellt.

Auch wenn uns mal weniger zum Lachen zu Mute ist, können wir schon mit dem Versuch viel für unsere Gesundheit tun. Denn die Forschung hat festgestellt, dass lediglich das Heben der Mundwinkel bereits positive Wirkungen hat. Beim sogenannten Biofeedback registriert das Gehirn die Muskelbewegungen, die typisch für das Lachen sind. Es stellt sich daraufhin auf diese „Tätigkeit“ ein und schüttet auch entsprechende Hormone aus. Somit ist das „Keep Smiling“ – auch in schwierigen Lebenslagen – eine sinnvolle Maßnahme, um gut drauf zu sein. Und ein Lächeln ist ja ansteckend. Vielleicht wird dann ganz schnell ein echtes Lachen daraus.

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