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Werden Kinder zu “politischen Schachfiguren“?
Regional

Angst im LGBTI*-Kulturkampf US-Eltern zeigen sich tief besorgt und wollen keine Politik im Klassenzimmer

ms - 26.09.2022 - 17:00 Uhr

Eine neue Umfrage unter US-Eltern zeigt nun klar auf, wie sehr Mütter und Väter aktuell Angst davor haben, dass ihre Kinder im Kulturkampf rund um die LGBTI*-Community immer mehr zu "politischen Schachfiguren" werden und dieser Missbrauch in Verbindung mit der immer schärfer werdenden Rhetorik an Schulen sowie in der Politik selbst dauerhaft der jüngsten Generation der US-Amerikaner schaden könnte. Bei der repräsentativen Umfrage wurden landesweit über 1.300 Eltern befragt.  

Die Ergebnisse der Ipsos-Umfrage, die im Auftrag der gemeinnützigen Eltern-Organisation Parents-Together entstanden ist, zeigen deutlich auf, dass vor allem die politischen Debatten immer mehr auch an den Schulen zu Zerwürfnissen führen – auch innerhalb von Schulgemeinschaften, in Klassenzimmern so wie auch zwischen Lehrern und Schülern. Es entstehe so nach und nach auch ein Umfeld, in dem kaum noch jemand dem anderen vertrauen würde, denn immer steht für einen Lehrer beispielsweise wie in Texas oder Florida die Gefahr im Raum, durch die Benennung von LGBTI* von den Eltern angeklagt werden zu können. An vielen Schulen herrsche eine Art von undefiniertem Hintergrundrauschen, eine ständig präsente Gefahr. "Der Zweck der Umfrage war es, dieses Rauschen in einen größeren Zusammenhang zu stellen. Und der Kontext ist, wie ich denke, dass die Umfrage deutlich macht, dass die meisten Eltern sich nicht so sehr für einige dieser sehr politisierten Themen interessieren und sich viel mehr darauf konzentrieren wollen, sicherzustellen, dass ihre Kinder im Großen und Ganzen erfolgreich sein können", so Chris Jackson, Senior Vize-Präsident bei Ipsos.

Die Mehrheit der Eltern mache so eindeutig klar, dass politische Grabenkämpfe und eben auch der immer radikaler werdende Kulturkampf in den Klassenzimmern Amerikas nichts zu suchen hat. Ganz zu schweigen von Aktionen in einzelnen Bundesstaaten, in den inzwischen ganze Themenpaletten rund um LGBTI* verboten werden oder Bücher mit LGBTI*-Inhalten vernichtet oder verbrannt worden sind. Von den Befragten sind 73 Prozent der Eltern der Meinung, dass gewählte Beamte und politische Gruppen am meisten für die jüngsten Unstimmigkeiten verantwortlich sind. Ein anderer massiver Streitpunkt nebst der LGBTI*-Thematik ist der Umgang mit dem Thema Rassismus in den USA. Nur 30 Prozent der Eltern stimmen zu, dass "staatliche oder lokale gewählte Beamte Einfluss auf die Lehrpläne der Grundschulen haben sollten" – stattdessen sollten Lehrer und Eltern die bevorzugten Verantwortlichen für diese Entscheidungen sein. Doch das Gegenteil ist offensichtlich derzeit der Fall, aktuell gibt es in 42 Bundesstaaten Gesetzesvorhaben, die Lehrer künftig in den Themen Rassismus, LGBTI* oder Sexualkunde beschneiden sollen. Für die Mehrheit der Eltern (68 %) ist klar: Diese Gesetze werden von Politikern vorangetrieben, “um ihre Karriere zu fördern". So ist es auch für drei Viertel der Eltern (74 %) eindeutig, dass "Politiker die Kinder in der Schule als politische Schachfiguren benutzen" würden.

 

"Eltern durchschauen diese politischen Agenden und wollen nicht, dass Politiker Bücher verbieten oder eine ehrliche Bildung zensieren", so Ailen Arreaza, Co-Direktorin von Parents-Together. Politiker sollten sich auf die wichtigen Probleme des Landes konzentrieren, anstatt sich ständig auf geschlechts- und rassenbezogene Fragen einzulassen, so die Eltern weiter. Die Kernaspekte dieser Aussagen werden auch durch zwei weitere Studien aus diesem Jahr inhaltlich untermauert. Zudem zeigen die Ergebnisse auch auf, dass der Kulturkampf, der in die Klassenzimmer hineingetragen wird, auch vermehrt zu Problemen bei der psychischen Gesundheit von Schülern führen kann.

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