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Christlicher Hardliner will Gouverneur werden // © IMAGO / ZUMA Wire

Bisher radikalster US-Republikaner Abschaffung der Demokratie, keine Rechte für LGBTI* gefordert

ms - 25.05.2022 - 11:00 Uhr

Was derzeit im Kulturkampf in den USA geschieht, macht in diesen Tagen immer mal wieder fassungslos – vor allem belegt es aber auch eine systematische Entwicklung, die auch in Deutschland längst immer stärker präsent ist. Es ist die schlichte Frage nach dem einstmals Unsagbaren, eine stille Übereinkunft unter Politikern, wie weit man in Zeiten des Wahlkampfes gehen darf und welche Grenze dabei nicht überschritten werden sollte.

In Deutschland überschreitet die AfD diese Grenze immer wieder und ganz bewusst seit einigen Jahren und wird auch dafür inzwischen vom Verfassungsschutz beobachtet. Doch eines hat die rechte Partei trotzdem bereits geschafft – die roten Linien mit Bezug auf das einstmals Unsagbare haben sich immer wieder verschoben.

Das trifft in besonderem Maße die LGBTI*-Community, auf die sich konservative und rechtspolitische Kreise in Deutschland, Europa wie auch in den USA eingeschworen haben.

In Amerika zelebriert derzeit Doug Mastriano diesen bewussten Bruch mit dem letzten bisschen Anstand – der Mann in den besten Jahren ist der frischgebackene republikanische Gouverneurskandidat in Pennsylvania und hat gute Chancen, das Rennen für sich zu entscheiden.

Ex-Präsident Donald Trump ist ein bekennender Fan des christlichen Nationalisten, der im Januar 2021 bei der Erstürmung des Kapitols dabei war. Mehr noch, er organisierte die Teilnahme von hunderten Trump-Anhängern mit Bustransfers.

Mastriano ist ein christlicher Extremist und Fundamentalist, der im Namen Gottes Homosexuelle vernichten will, die Demokratie zugunsten des Glaubens beseitigen möchte und Amerika zu Christus zurückführen will: "Wir haben die Macht Gottes mit uns. Wir haben Jesus Christus, dem wir hier dienen. Er leitet und lenkt unsere Schritte.“ I

n Mastrianos Welt gibt es keine Unterscheidung zwischen Religion und Staat. Er und seine Anhänger befinden sich in einem heiligen Krieg, mit Gott an ihrer Seite. Jeder, der nicht mit ihnen übereinstimmt, ist ein Feind, der vernichtet werden muss. Das gilt auch für Geistliche, die es wagten, Mastriano zu kritisieren. Der Hardliner ist pensionierter Oberst der Armee und fantasierte bereits in seiner Diplomarbeit an der Führungsakademie der Luftwaffe im Jahr 2007 von einem "Hitlerputsch", der zum Untergang des Landes führen würde.

Durch die "Einführung der Homosexualität in das Militär" sei der Verfall sozusagen vorprogrammiert gewesen. Notiz am Rande: Die Akademie bildete ihn trotzdem weiter aus und machte ihn zum Oberst. 

Nun steht natürlich die Frage im Raum, wie groß sind seine Erfolgschancen wirklich? Die Demokraten in Pennsylvania setzen darauf, dass die Bürger des Bundesstaates so einem Menschen definitiv nicht ihre Stimme geben und sehen das Rennen um das Gouverneursamt daher schon zu ihren Gunsten entschieden. Dabei zeigen sich die Demokraten so siegessicher, dass sie selbst Anzeigen zur Unterstützung von Mastriano schalteten, damit sie gegen den verrückten Außenseiter siegessicher antreten können.

Ob das wirklich eine gute Idee ist? Das letzte Mal, als die Demokraten dachten, sie hätten eine Wahl klar gewonnen, weil der Gegenkandidat zu verrückt ist, war 2016. Der Gegenkandidat war Donald Trump.

 

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