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Cancel Culture um Dave Chappelle

Cancel Culture um Dave Chappelle Chappelle zeigt sich verletzt von den Angriffen der trans-Community

ms - 29.07.2022 - 11:00 Uhr

In den hitzigen Diskussionen um Sprech- und Denkverbote wird gerne immer wieder betont, dass es so etwas wie Cancel Culture doch eigentlich gar nicht gäbe – der jüngste Fall um Dave Chappelle legt nun eine andere Vermutung nahe. Nachdem Chappelle sich in diesem Jahr in seinem Netflix-Special „The Closer“ mit Fragen rund um die Anliegen der queeren trans-Community beschäftige, erlebte der erfolgreiche amerikanische Comedian massive Angriffe inklusive Tourabsagen und zuletzt sogar einen persönlichen Angriff mit einer Waffe während einer Bühnenshow, die er unverletzt überstand.

Nun wurde abermals eine große Show des Komikers abgesagt. Einzig aufgrund von Androhungen queere Aktivisten cancelte das First Avenue Theater in Minneapolis in letzter Minute eine ausverkaufte Show des Mimen. Ausschlaggebend war eine Online-Petition auf Change.org – gerade einmal 120 Menschen unterschrieben den Aufruf, doch er reichte für die Theaterbetreiber als Begründung offensichtlich aus. In der Petition wird erklärt: "Dave Chappelle ist eine Gefahr für transsexuelle Menschen, und das First Avenue hat die Pflicht, die Gemeinschaft zu schützen!“ Reumütig erklärte das Theater nach der Absage des Auftritts: "Wir hören euch und es tut uns leid. Chappelles Handlungen halten eine gewalttätige heteronormative Kultur aufrecht und verstoßen direkt gegen den Verhaltenskodex der First Avenue" – warum das Theater den beliebten Künstler zuvor explizit eingeladen hatte, erklärten die Verantwortlichen nicht weiter. Das Varsity Theater ebenso in Minneapolis erklärte daraufhin spontan, die Show bei ihnen stattfinden zu lassen, ohne neue Eintrittskarten zu verkaufen – die Tickets des First Avenue reichten aus.

Der jüngste Fall zeigt, wie zerstritten sich Amerika gerade auch in dieser Frage präsentiert. Chappelle selbst hat immer wieder betont, man möge sein Programm komplett ansehen – es richtet sich nicht gegen trans-Menschen, sondern kritisiert mit den Mitteln der Satire extremistische Forderungen sowie Sprech- und Denkverbote. Die Mehrheit der Bevölkerung scheint dem Comedian zuzustimmen, sein Programm “The Closer“ gehört aktuell nebst Ricky Gervais “SuperNature“, welches sich thematisch auch mit den vermeintlichen Auswüchsen einer queeren Verbotskultur befasst, zu den erfolgreichsten Netflix-Stand-up-Programmen weltweit. Während er an der einen Stelle gecancelt wird, machen sich an anderer Stelle Kreative zudem stark für Chappelle: Studenten der berühmten Duke Ellington School of the Arts im Nordwesten Washingtons wollten das hauseigene Theater in “Dave Chappelle Theatre“ umbenennen. Begründung: "Die Namensgebung erfolgt in Anerkennung seines fortwährenden Engagements und Dienstes für die Schule und seines Einsatzes für die Künste".

Chappelle, einer der berühmtesten Absolventen der Schule, zeigte sich sehr tief bewegt von der geplanten Ehrung, lehnte sie aber vorerst ab. Die Benennung des Theaters nach ihm sei die “größte Ehre seines Lebens", aber vorerst wolle er sie mit Blick auf die Anschuldigungen von Seiten der trans-Community gegen ihn ablehnen, um den Studenten nicht zu schaden oder sie in verletzende Diskussionen zu zwingen. Zu einem späteren Zeitpunkt würde er sich aber über eine Umbenennung sehr freuen. Abschließend betonte er, dass die Kritik an ihm nicht nuanciert sei und auch nichts mit seiner Arbeit zu tun habe: „Die Kritik hat mich aufrichtig verletzt!“, so Chappelle. Die Duke Ellington wurde 1974 mit dem Ziel gegründet, Kindern eine kostenlose, erstklassige Kunstausbildung zu bieten. Sie gilt heute als eine der renommiertesten Kunstschulen des Landes, zieht Schüler aus ganz Amerika an und ist eine der wenigen Kunstschulen, die überwiegend schwarze Schüler ausbildet.

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