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Ein Ja für homosexuelle Liebe // © ilbusca
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Ein Ja für homosexuelle Liebe 67 Prozent der Geistlichen stimmt für eine moderne Kirche

ms - 24.05.2022 - 19:00 Uhr

Vor wenigen Wochen hatten bereits erste Andeutungen im Raum gestanden, nun hat die schottische Kirche ihre revolutionären Pläne tatsächlich in die Tat umgesetzt und wird künftig Schwule und Lesben hoch offiziell vor dem Altar trauen. Die Mitglieder der kirchlichen Generalversammlung in Edinburgh stimmten nach jahrelangen Kampagnen für die Änderung des Kirchenrechts. Das Ergebnis der Abstimmung lautete: 274 dafür und 136 dagegen.

Pastor Dr. Iain Greenshields erklärte dazu während der Versammlung: "Die Kirche von Schottland ist eine breit gefächerte Kirche, und unter ihren Mitgliedern gibt es unterschiedliche Auffassungen zum Thema der gleichgeschlechtlichen Ehe. Über viele Jahre hinweg wurde auf allen Ebenen der Kirche eingehend über dieses Thema diskutiert und debattiert, um eine Lösung zu finden, die die Vielfalt respektiert und die Überzeugungen aller wertschätzt. Die Kirche setzt sich dafür ein, dass die Debatten über dieses Thema in einem Geist der Demut und Gnade geführt werden, dass der Ton und der Tenor der Diskussionen zivil sind und dass die Menschen diejenigen respektieren, die andere Ansichten vertreten.“

Gerade diese demütige Haltung auch gegenüber Menschen, die vielleicht noch immer skeptisch auf die Homo-Ehe mit kirchlichem Segen blicken, sorgte bei den allermeisten Mitgliedern der Versammlung für Respekt und Verständnis. So wird es auch künftig keinen Zwang geben, Pfarrer werden eigenständig und wertfrei darüber entscheiden dürfen, ob sie in ihrem Gotteshaus die Segnung von homosexuellen Ehepaaren anbieten wollen oder nicht – die grundsätzliche Erlaubnis von oberster Stelle haben sie nun allerdings dazu.

Gerade auch Aussagen aus den eigenen Reihen hatten viele Geistliche am Ende für eine Öffnung der kirchlichen Institution stimmen lassen. So erklärte beispielsweise der schwule Pfarrer Scott Rennie: "Ich möchte sagen, dass die Ehe eine wunderbare Sache ist. Meine Ehe mit meinem Mann Dave nährt mein Leben und meinen Dienst. Ehrlich gesagt, könnte ich ohne seine Liebe und Unterstützung kein Pfarrer sein.“ Trotzdem gab es natürlich auch Kritik an der jüngsten Entscheidung. Die Covenant Fellowship Scotland, eine Denkfabrik der Evangelikalen innerhalb der Kirche von Schottland, beschuldigte die Kirche, einen "schweren Fehler" begangen zu haben. Die Entscheidung der Kirche sei “unbiblisch und sündhaft“ und widerspreche allem, „was die Bibel über die komplementäre Natur von Mann und Frau sowie über den Charakter und den Zweck der Ehe zu sagen hat.“

Die Schottische Kirche ist dabei nicht die erste im Vereinigten Königreich, die diesen mutigen Schritt wagt, wenngleich auch eine der größten. Im vergangenen Jahr bereits ließ die Methodistenkirche gleichgeschlechtliche Ehen zu. In der Kirche von England und der römisch-katholischen Kirche ist sie weiterhin nicht erlaubt.

Eine der ersten Pfarrerinnen, die sich nach Bekanntwerden der Entscheidung öffentlich freute, war Susan Cord. Die Pfarrerin der Kirchengemeinden Killearnan und Knockbain in der Nähe von Inverness sagte gegenüber der BBC Scotland: "Wir treffen eine Entscheidung auf der Grundlage dessen, was die Heilige Schrift uns sagt. Es wird Kollegen geben, die sich entscheiden, diese Zeremonien nicht durchzuführen, und ich werde das respektieren. Aber für mich geht es um die Wahl, und wenn ein Paar, unabhängig vom Geschlecht, ob Mann und Mann, Frau und Frau oder Mann und Frau, sich lieben und ihre Verbundenheit zeigen wollen, dann möchte ich ihnen dabei helfen.“

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