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Immer schneller und immer häufiger depressiv

Generation Z und die Depression LGBTI*-Menschen sind oftmals doppelt betroffen

ms - 03.10.2022 - 12:00 Uhr

Eine Umfrage im Auftrag der Versicherungsgruppe Swiss Life zeigt nun auf, dass vor allem jüngere Arbeitnehmer besonders stark und häufiger unter Depressionen leiden, wobei sich rund 22 Prozent dieser Generation Z als Mitglied der LGBTI*-Community definiert. Die Zahlen decken sich mit anderen Studien der letzten zwei bis drei Jahre, demnach besonders in der queeren Community die Zahl der jungen Menschen mit Depressionen teilweise um rund 60 Prozent zugenommen hat (Quelle: anyway Köln).

Die Ergebnisse der jüngsten Studie von Swiss Life zeigt auf, dass jüngere Altersgruppen im Spielraum zwischen 18 und 54 Jahren bereits zu 40 Prozent unter Depressionen gelitten haben, bei den Arbeitsnehmern über 55 Jahren war dagegen im Schnitt nur rund jeder Dritte davon bisher betroffen. Für LGBTI*-Mitarbeiter stellen sich dabei mit Blick auf Depressionen besondere Probleme, da oftmals eine Mehrfachbelastung eintritt, je nachdem, ob ein queerer Mensch bereits geoutet am Arbeitsplatz ist oder nicht. So kann bei ungeouteten Arbeitnehmern der Druck durch das Versteckspiel immer weiter ansteigen, was oftmals wiederum auch Depressionen fördern kann. Zudem: Auch beim Thema Depressionen wird bis heute noch immer mehrheitlich gerne geschwiegen. Nur eine Minderheit von zwei Prozent derjenigen, die schon einmal depressiv waren, hat mit Kollegen oder dem Vorgesetzten über die Krankheit gesprochen, alle anderen verschweigen es. Zwei Drittel (68 Prozent) der Arbeitnehmer erklärten direkt, dass ein offener Umgang mit Depressionen schädlich für die Karriere sei. Auch dieses Stigma trifft oftmals LGBTI*-Menschen doppelt, gerade auch, wenn sie noch ungeoutet sind oder wenn sie beispielsweise als schwuler Mann dem Klischee des “weinerlichen oder emotional nicht gefestigten“ homosexuellen Menschen entgehen wollen.

Auch die internen Zahlen der Versicherungsgruppe bestätigen diese Entwicklungen: Nebst der Zunahme von psychischen Leiden als Begründung für eine Krankmeldung sind Depressionen inzwischen die häufigste Ursache für ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Berufsleben und der Inanspruchnahme einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Und selbst nach einer überstandenen Depression weigern sich viele jungen Arbeitnehmer nach wie vor, über die Krankheit zu sprechen, jeder Dritte wechselt daraufhin lieber direkt seine Arbeitsstelle. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung erklärte so auch Stefan Holzer, Mitglied der Geschäftsführung von Swiss Life Deutschland: "Leider treten Depressionen mittlerweile bereits sehr früh im Leben auf und beeinflussen dann auch oft den beruflichen Werdegang." Das Umfrageinstitut YouGov befragte für die repräsentative Studie im Juni 2022 insgesamt rund 2.900 Männer und Frauen ab 18 Jahren.  Die Zahlen decken sich dabei auch mit einer Studie der DAK, demnach in die Zahl der Fehltage im Job aufgrund von Depressionen einen neuen Höchststand in Deutschland erreicht hat.

 

Hier gibt es Hilfe

Die Berichterstattung über Suizid oder Depressionen ist ein überaus sensibles Thema. Wir möchten es in KEINSTER Weise glorifizieren oder romantisieren. Viele Menschen die durch Suizid sterben, leiden an einer psychischen Erkrankung. Wenn es dir nicht gut geht oder du daran denkst, dir das Leben zu nehmen, versuche mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen du dich melden kannst. Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222. Weiterhin gibt es von der Telefonseelsorge das Angebot eines Hilfe-Chats. Außerdem gibt es die Möglichkeit einer E-Mail-Beratung. Die Anmeldung erfolgt – ebenfalls anonym und kostenlos – auf der Webseite. Informationen findest du unter: www.telefonseelsorge.de. Auch der Verein COMING OUT DAY bietet via E-Mail und einem App-Messenger Beratung an, mehr unter www.coming-out-day.de

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