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Frankreich macht STI-Tests für junge Menschen kostenlos

Geschlechtskrankheiten im Fokus Gesundheitsminister will Zahl der Infektionen massiv senken

ms - 28.09.2022 - 12:00 Uhr

Einen enormen Schritt im Kampf gegen die weitere Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten (kurz STI) hat Frankreich jetzt unternommen. Gesundheitsminister François Braun kündigte an, dass der Zugang zu STI-Tests maßgeblich verbessert und für junge Menschen zudem kostenlos werden soll. Final wird in den kommenden Tagen die Finanzierung des neues Gesetzesvorhabens angegangen, das nach den Plänen von Braun spätestens 2023 in Kraft treten soll.

Konkret sehen die aktuellen Pläne vor, dass ein STI-Screening bis zum Alter von 26 Jahren kostenlos sein soll, unabhängig von der sexuellen Orientierung eines Menschen oder von anderweitig möglichen Risikofaktoren. Braun erklärte dazu: „Junge Menschen gehören zu den am stärksten von diesen Infektionen betroffenen Bevölkerungsgruppen. Der jüngste Anstieg der Fallzahlen ist besorgniserregend. Der Schwerpunkt wird daher auf Prävention und Screening liegen, um so früh wie möglich gegen das Wiederauftreten von Infektionen zu kämpfen." Nach Angaben des Nationalen Referenzzentrums für sexuell übertragbare Krankheiten war in Frankreich zwischen 2020 und 2021 ein Anstieg der STI-Infektionen zu verzeichnen, der zum Teil auch darauf zurückzuführen sei, dass die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen im Jahr 2020 aufgrund der Covid-Pandemie um 30 Prozent zurückgegangen war. Braun räumte zudem allerdings auch ein, dass Frankreich im Vergleich zu einigen Nachbarländern bei der Bereitstellung von Dienstleistungen im Bereich der sexuellen Gesundheit im Rückstand sei. Bisher würden nur zwei Prozent des Budgets in die Prävention fließen, in einigen Nachbarländern wären es drei Prozent und mehr.

Nebst den kostenlosen STI-Tests für junge Menschen will der französische Gesundheitsminister auch die “Pille danach“ als Notfallverhütungsmittel nach dem Geschlechtsverkehr für alle Frauen unabhängig vom Alter kostenlos zur Verfügung stellen. Bisher war die Notfallverhütung nur für Minderjährige ohne Rezept und für Frauen bis 26 Jahre mit einem Rezept kostenlos. Alle Einschränkungen sollen auch hier entfallen. In Deutschland gibt es in puncto STI-Tests keine vereinfachte Grundlage, einige Schwerpunktpraxen, anderweitige Einrichtungen oder auch Gesundheitsämter bieten kostenlose HIV- und STI-Tests an, in anderen Fällen entstehen Kosten zwischen 10 und 25 Euro. Bei Geschlechtskrankheiten übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen zumeist nur dann die Kosten, wenn beispielsweise nach Risikokontakten eine Abklärung vom Arzt empfohlen wird oder wenn bereits Symptome feststellbar sind – gerade letzterer Punkt steht immer wieder in der Kritik, weil viele sexuell übertragbare Krankheiten wie Gonorrhoe oder Chlamydien oft auch lange Zeit oder gänzlich ohne Symptome verlaufen können.

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