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Die verbale Gewalt nimmt weiter zu – Dunja Hayali wehrt sich!

Hass und Hetze gegen queere Journalistin Die verbale Gewalt nimmt weiter zu – Dunja Hayali wehrt sich!

ms - 15.02.2022 - 12:50 Uhr

Es ist ekelhaft und widerwertig, mit welchen Hass-Triaden sich die lesbische Journalistin Dunja Hayali in diesen Tagen abermals beschäftigen muss. Leichtfertig könnte man sagen, dass die Moderatorin des ZDF-Morgenmagazins die rassistischen, frauenfeindlichen und homophoben Verbal-Attacken seit langer Zeit gewohnt ist – aber macht es das wirklich besser? Jetzt veröffentlichte die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes einen besonders boshaften Brief auf Instagram, den sie zugeschickt bekommen hatte.

In dem orthographisch „kreativen“ Schreiben beschimpft sie ein selbsternannter „Tierarzt“ und „Arzt für Votzenleckerheilkunde“ als „Nazi-Impfvotze“, „elendes Saustück“, „Jugo-Fresse“ und „hergelaufenes Drecksstück“. Im weiteren Verlauf erklärt der Schreiber, Hayali habe sich beim ZDF „hochgevögelt“ und solle besser Klofrau werden, da sie dank ihrer Liebe zu ihrem Hund wohl auch „Kötermilben“ habe. Des Weiteren hat der Verfasser mit dem sehr freien Umgang mit der deutschen Sprache wohl auch eine Schwäche für Fäkalbegriffe, besonders gerne sinniert er über die „Scheiße“ beim Geschlechtsverkehr.

INSTA HAYALI
© instagram.com/dunjahayali

Wie immer bei solchen Hass-Schreiben steht gerade für prominente Gesichter die Frage im Raum, ob eine solche Veröffentlichung nicht genau das ist, was der Schreiber damit bezweckt – eine mediale Aufmerksamkeit. Oftmals verschwinden solche Texte daher schnell im Mülleimer oder beim Rechtsanwalt. Dunja Hayali hat dies oft getan, erklärt sich aber nun folgendermaßen: „Nachdem ich gestern an der Schule meiner Nichte war, über Zivilcourage, Rassismus, Hassrede & Co gesprochen habe – also über Schwäche, Stärke und Charakter, über Reden und Handeln, über zeigen und aufzeigen, über Schmerzgrenzen und Abstumpfen, über verbale und non-verbale Verletzungen, über Hilfe und Heilung… wie sich das alles anfühlt, was jeder von uns tun kann, kam einer der Schüler auf mich zu und fragte, warum ich den Brief, über den wir zuvor sprachen, nicht veröffentlichte. Ich sagte ihm, dass das eine Aufwertung des Schreibers sei, und dass man sich vielleicht eher auf konstruktive Kritik und die Anständigen konzentrieren sollte. Dann schlug er mich – im besten Sinne – verbal mit meinen eigenen Waffen, die ich zuvor lang und breit erläuterte. Hingucken, nicht schweigen, aufmerksam machen, auch darauf, wie viele so einen Dreck abbekommen, verbinden, verbünden und sensibilisieren.“

Ihre Follower zeigen sich auf Instagram erschüttert und fassungslos, mehrere tausend Kommentare bekundeten der Moderatorin und Journalistin ihren Beistand, darunter auch Moderatoren-Kollegin Ruth Moschner: „Was das Veröffentlichen angeht, ich bin dafür. Nicht permanent. Aber ab und zu muss das sein! Damit Außenstehende wie wir hier schreiben können, dass der Verfasser ein gutes Beispiel für gesellschaftlichen Bodensatz ist, den man weder dulden muss noch soll. Und ja, natürlich liest man in jedem einzelnen falsch geschriebenen Wort seine persönliche Armseligkeit heraus. Aber das ist sein Problem. Sie auf andere zu übertragen, ist eine Straftat.“

Dunja Hayali ist in verschiedenen Fernsehformaten des ZDF immer wieder zu sehen, die meisten Zuschauer kennen sie seit 2007 als Moderatorin des ZDF-Morgenmagazins. Die lesbische Journalistin setzt sich immer wieder lautstark für einen offenen Dialog und gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Hass im Internet ein. Bei der Preisverleihung der Goldenen Kamera 2016 thematisierte sie bereits den Hass und sagte: „In einem Land, in dem die Meinungsfreiheit so ein hohes Gut ist, darf und muss jeder seine Sorgen und seine Ängste äußern können, ohne gleich in die rechte Nazi-Ecke gestellt zu werden. Aber: Wenn Sie sich rassistisch äußern, dann sind Sie verdammt nochmal ein Rassist.“

Mit ihren Erfahrungen steht sie dabei nicht alleine, jeder zweite queere Mensch hat bereits Angriffe und Hass im Internet erfahren, so die European Union Agency for Fundamental Rights (FRA). Das Bundeskriminalamt rechnet aufgrund des neuen Netzwerkdurchsetzungsgesetzes (NetzDG) gegen Hass in sozialen Netzwerken mit rund einer Viertelmillion Meldungen jährlich sowie rund 150.000 neue Strafverfahren pro Jahr. Seit Februar ist dafür die Zentrale Meldestelle für strafbare Inhalte im Internet (ZMI) mit rund 200 Beamten unter dem Dach des BKA zuständig. Der aktuelle Kommentar der Journalistin endet dabei mit augenzwinkernd ironischen Worten, die sie direkt an den Verfasser der Hass-Zeilen richtet: „Und beim nächsten Mal bitte umweltfreundliches Papier und digitale Briefmarke. Danke!“

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