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Gedenken an Stonewall-Aufstände von 1969

Internationaler LGBT Pride-Day Dank an die LGBTI*-Veteranen, Mahnung vor einem Sinneswandel

ms - 28.06.2022 - 14:00 Uhr

Am heutigen Tag gedenken zahlreiche LGBTI*-Organisationen und Vereine weltweit der Geburtsstunde der heutigen CSD- und Pride-Veranstaltungen – am 28.Juni 1969 kam es zu den berühmten Unruhen in der New Yorker Bar Stonewall Inn, bei denen erstmals mehrheitlich Homosexuelle gegen Unterdrückung und Ausgrenzung rebellierten. Als “allererste Demonstrantin“ wird heute auch die lesbische Frau Stormé DeLarverie gefeiert, die sich 1969 als erste Person dagegen gewehrt hatte, in ein Polizeiauto gesteckt zu werden, und deswegen die umstehende Menge angespornt hatte, sich zu wehren – der Beginn der mehrtätigen Stonewall Riots. Dem zu Ehren ist der 28. Juni inzwischen zum International LGBT Pride Day erklärt worden.

Die Revolten gegenüber dem diskriminierenden und homophob-gewalttätigen Verhalten der New Yorker Polizei wirkten dabei auch als Motivationsschub weit über die Grenzen des Big Apple und den Vereinigten Staaten von Amerika hinaus und bündelten die Bestrebungen um rechtliche Anerkennung von Homosexuellen und queeren Menschen in vielen Ländern weltweit. Nach dem Stonewall-Aufstand gründeten auch die homosexuellen Einwohner von Greenwich Village verschiedene Aktivistengruppen, um sichere Räume für die Community zu schaffen. Dank ihrer Bemühungen und der Gründung von Organisationen für kollektive Rechte fanden am 28. Juni 1970 die ersten Pride-Märsche in Städten wie New York und Los Angeles statt. In den folgenden Jahren wurden auch in anderen Städten Demonstrationen organisiert, sodass dieser Tag schlussendlich zu einem Tag wurde, an dem Menschen weltweit ein starkes Zeichen gegen hasserfüllte Gewalt, Homophobie sowie Bi- und Transphobie setzen und sich für Gleichberechtigung und Akzeptanz stark machen.

Auch zahlreiche Regierungsgebäude setzen heute mit Regenbogenflaggen ein klares Zeichen für die LGBTI*-Community. Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, erklärte via Twitter: „Heute vor 53 Jahren begann die Geschichte der CSD. Mit einem Aufstand gegen Unterdrückung. Und mit Solidarität gegen Diskriminierung, aus der eine politische Bewegung entstanden ist für gleiche Rechte und Akzeptanz. DANKE an unsere mutigen Vorkämpfer*innen!“ In Berlin startet zu Ehren des Internationalen LGBT Pride Tages heute der Berliner Pride Month – vier Wochen lang thematisiert ein breit gefächertes Kulturprogramm die Lebenssituation von LGBTI*-Menschen: „Wir haben den Pride Month vom CSD Verein aus ins Leben gerufen, um Berliner*innen und Berlin Besucher*innen mehr Raum für LGBTQIA*-Themen und Begegnungen in und mit den queeren Communitys Berlins zu geben. Wichtig ist uns vor allem auch, auf das Thema Mentale Gesundheit aufmerksam zu machen“, so der Vorstand des CSD-Vereins.

Ein anderer Themenschwerpunkt, der heute anderenorts immer wieder diskutiert wird, ist der enorme Anstieg von Hass und Gewalt gegenüber LGBTI*-Menschen. Studien unterschiedlicher Länder – von Österreich, der Schweiz, Deutschland und Großbritannien bis in die USA – zeigen klar auf, dass Hasskriminalität hier teilweise um bis zu 50 Prozent binnen eines Jahres zugenommen hat. Je mehr Sichtbarkeit die LGBTI*-Community erfahre, je mehr gerate sie auch in den Fokus konservativer Hardliner. Auch neue Gesetzesvorhaben beispielsweise aus dem Bereich trans befeuern die Gräben zwischen den einzelnen Lagern aktuell noch mehr. Sven Lehmann appelliert in diesem Zusammenhang immer wieder an die Solidarität in der LGBTI*-Community, nur gemeinsam seien Verbesserungen für alle möglich. Schwul-lesbische Interessengruppen wie die LGB Alliance befürchten hingehen, dass die Stimmung der Mehrheitsgesellschaft immer mehr kippen könnte und sich dann gegen die LGBTI*-Community richten werde.  

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