Direkt zum Inhalt
LGBTI*-Studenten flüchten zu queerpositiven Hochschulen // © :ajr_images

Jeder dritte queere US-Student will weg Mobbing und Hass bleibt trotzdem für 33 Prozent Alltag

ms - 23.05.2022 - 08:30 Uhr

Eine neue Studie des Williams Institute, einer Denkfabrik an der UCLA School of Law in den USA, belegt, dass der Kulturkampf in den Vereinigten Staaten von Amerika und der direkte Angriff auf queere Menschen bereits deutliche Veränderungen bei LGBTI*-Studenten bewirkt hat: Queere junge Menschen wechseln viermal häufiger zu einer Hochschule außerhalb ihres Heimatlandes, um dort in einem queerfreundlichen und akzeptierenden Umfeld studieren zu können. Die aktuelle Auswertung zeigt, dass diese Entwicklung bereits seit einigen Jahren zu beobachten ist, sie sich aber durch die aktuelle US-Politik noch weiter verstärkt hat. 

Exemplarisch berichtet BBC News von dem jungen schwulen Studenten Chris DeSett, der sich erst richtig zu Hause fühlte, nachdem er in ein Wohnheim an der American University in Washington D.C. gezogen war: "Der Grund, warum das für mich so wichtig war, ist, dass ich nicht auf Ablehnung gestoßen bin. Dieses bestätigende Umfeld hat mir das Selbstvertrauen gegeben, meine Identität wirklich zu erforschen und dann zu dem Schluss zu kommen: 'Ich bin ein schwuler Mann, und ich bin sicher, dass ich das weiß. Ich weiß, dass ich für das, was ich bin, geliebt werde.'"

Inzwischen arbeitet DeSett für die US-Bundesregierung.

Die Zahlen im Detail: Rund 22 Prozent der amerikanischen LGBTI*-Studenten haben eine Universität in einer anderen Stadt oder einem anderen Bundesstaat gewählt, um in einem queerfreundlichen Klima studieren zu können. Heterosexuelle Studenten vollzogen diesen Schritt nur in 4,8 Prozent aller Fälle. Sogar ein Drittel der LGBTI*-Studenten (rund 33 Prozent) gingen diesen Schritt auch, um von ihrer homophoben Familie wegzukommen. Glücklich mit ihrer Entscheidung sind die allermeisten queeren Studenten, rund 72 Prozent gaben an, an ihrer neuen Hochschule ein Gefühl der Zugehörigkeit zu verspüren.

Trotzdem belegen die Fakten auch, dass bei weitem noch nicht alles optimal für queere US-Studenten läuft: Fast ein Drittel (33 Prozent) der LGBTI*-Personen, die ein vierjähriges College oder eine Graduiertenschule besuchten, gaben an, dass sie Mobbing, Belästigung oder Übergriffe erlebt haben. Heterosexuelle Studenten erlebten Anfeindungen deutlich seltener (rund 19 Prozent).

Mehr als ein Drittel (35 Prozent) der LGBTI*-Studenten gab zudem an, dass ihre psychische Gesundheit während der Zeit ihres Studiums deutlich gelitten habe. Die Mehrheit der LGBTI*-Studenten (60 Prozent) bestätigte auch, dass sie sich gegenüber Lehrkräften oder Mitarbeitern nicht als LGBTI* geoutet hatten.

Auch Interessant

Konversionstherapien

Scheitert das Reformvorhaben?

Die Ampel-Koalition wollte das Verbot von Konversionstherapien in Deutschland nachbessern. Scheitert das Vorhaben? Die FDP lehnt einzelne Ideen ab.
Machtkampf in Australien

Religion vs. LGBTI*-Menschenrechte

Klare Kante: Ein Ende der LGBTI*-Diskriminierung an religiösen Schulen fordert jetzt die australische Reformkommission. Gelingt das der Regierung?