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Katar bleibt stur!

Katar bleibt stur! Deutscher Sportstudent legte sich mit Sicherheitskräften an

ms - 28.11.2022 - 13:00 Uhr

Trotz aller Bekundungen, dass die katarischen Sicherheitsbehörden gegenüber Touristen während der Fußballweltmeisterschaft friedlich bleiben würden, brechen die Berichte über besorgniserregende Erfahrungen nicht ab – am vergangenen Wochenende wurden zwei Männer aus Deutschland aufgefordert, ihre regenbogenfarbenen Schweißbänder sofort abzunehmen.

Massive Drohungen gegenüber Touristen

Der Vorfall ereignete sich laut CNN am Samstag im Vorfeld des WM-Spiels zwischen Frankreich und Dänemark. CNN-Journalisten wurden Zeugen davon, wie mehrere katarische Sicherheitskräfte das Paar in der Metro-Station Msheireb in Doha aufforderten, die Schweißbänder sofort abzunehmen. "Sie kamen wie aus dem Nichts. Sie packten meinen Freund ziemlich aggressiv am Arm und schoben ihn von der Menge weg und sagten ihm, er solle die Armbinde abnehmen. Kurz darauf packten sie mich und drohten mir: 'Du nimmst sie jetzt ab und wirfst sie in den Mülleimer, oder wir rufen die Polizei'", so der 23-jährige Kölner Sportstudent Bengt Kunkel gegenüber CNN.

Spießrutenlauf bis zum Stadion

Schlussendlich erklärten die Sicherheitskräfte, die beiden jungen Männer gehen zu lassen, wenn sie die regenbogenfarbenen Schweißbänder in den Mülleimer werfen würden – Kunkel und sein Freund Jan weigerten sich aber. Die Sicherheitskräfte ließen allerdings doch von dem Paar ab, nachdem diese ihre Schweißbänder in eine Tasche gesteckt hatten. Vor dem Fußball-Station zogen die beiden Männer die Schweißbänder wieder an und wurden daraufhin insgesamt vier weitere Male angehalten, bevor sie an im Stadion Platz nehmen durften.

FIFA bekräftigt freie Kleiderwahl

Die FIFA bekräftigte einmal mehr, dass Fans freistehen würde, sich so zu kleiden, wie sie das wollen, solange ihre Kleiderwahl “bescheiden ist und die Kultur respektiert". Diese Aussage definieren die katarischen Sicherheitskräfte wohl nach wie vor auf ihre ganz eigene Art. In Katar traf sich auch Innen- und Sportministerin Nancy Faeser inzwischen mit Kunkel und bekräftigte die freie Willensentscheidung des Sportstudenten aus Deutschland. Gegenüber der Rheinischen Post erklärte Kunkel zudem, er sei nach Katar gereist, um sich den Traum einer Weltmeisterschaft zu erfüllen und um vor Ort ein Zeichen zu setzen: „Vor allem, wenn die FIFA sagt, dass im Stadion die Regenbogenflagge erlaubt ist, aber dann nicht zu ihren Worten steht“, so Kunkel.

Für ihn gehe es darum, den homosexuellen Menschen eine Stimme zu verleihen und sie sichtbar zu machen. „Dass die FIFA sich jetzt mit Nachdruck dazu entschieden hat, die Regenbogenflagge zu erlauben, das zeigt, dass unser Protest vor Ort richtig ist und nicht ungesehen bleibt. Das ist tatsächlich ein schönes Gefühl.“

Viele Zwischenfälle

Seit Beginn der WM in Katar war es immer wieder zu Zwischenfällen diesbezüglich gekommen. Der amerikanische Journalist Grant Wahl und die ehemalige walisische Kapitänin Laura McAllister waren eine halbe Stunde lang festgenommen worden, weil sie Kleidung mit regenbogenfarbenen Mustern trugen. Zuvor war walisischen Fans der Zutritt zu den Stadien verweigert worden, weil sie regenbogenfarbene Eimerhüte bei sich hatten. Abermals bekräftigte die FIFA, dass solche Kleidungsstücke bei den Fans erlaubt seien. Die jüngsten Erfahrungen, die Kunkel gemacht hat, deuten jedoch darauf hin, dass es nach wie vor eine große Diskrepanz zwischen den FIFA-Aussagen und dem, was vor Ort tatsächlich passiert, gibt. Kunkel dazu gegenüber CNN abschließend: "Es ist so ärgerlich, dass sie das tun. Das ist keine politische Frage, es geht um grundlegende Menschenrechte."

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