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Affenpocken einmal anders – und bitte frei von Diskriminierung!

Kommentar - Affenpocken? Bitte nicht! Affenpocken einmal anders – und bitte frei von Diskriminierung!

ms - 12.08.2022 - 17:00 Uhr

KOMMENTAR

Endlich können wir in der Community wieder über die wirklich wichtigen Dinge diskutieren – aktuell also um die Frage, ob es nicht zutiefst diskriminierend ist, die Affenpocken auch Affenpocken zu nennen. Immerhin habe das Ganze herzlich wenig mit Affen zu tun. Wie mögen sich also nur die armen Affen fühlen, die jetzt so massenhaft mit einer äußert schmerzhaften Virus-Infektion in Verbindung gebracht werden? Und fühlen sich schwule Affen besonders und mehrfach marginalisiert, immerhin sind auch bei den Menschen außerhalb Afrikas nach wie vor beinahe ausschließlich Homosexuelle davon betroffen.

Auch so ein Fakt, den man nicht nennen soll – oder doch? Der Streit darüber wird seit Wochen mit feuriger Inbrunst geführt. Ist die Nennung einer Tatsache bereits Stigmatisierung? Wie kann man die Risikogruppe, also schwule und bisexuelle Männer, bestmöglich warnen, ohne zu sagen, dass es schwule und bisexuelle Männer sind? Vielleicht brauchen wir einen ganz besonderen verbalen Hanky-Code, also eine Begrifflichkeit, die zugleich nur die Zielgruppe anspricht, aber auf der anderen Seite die Gesellschaft bitte nicht abermals unterbewusst an eine “Schwulenseuche“ denken lässt. Das Wort Affenpocken wird übrigens auch deswegen als diskriminierend wahrgenommen, weil der Name samt einzelner Klassifikationen, aus welchem Teil Afrikas die jeweilige Virusvariante kommt, als Herabwürdigung der afrikanischen Bevölkerung verstanden werden will und die jeweilige Region dadurch Nachteile erfahren würde. Man möchte zurückfragen, ob vielleicht nicht grundsätzlich eine gewisse mental-rassistische Verwirrung vorhanden ist, wenn Menschen bei dem Wort “Affen“ anscheinend eine direkte Verbindung zu “Afrikanern“ ziehen.

Nun überlegt ein dreißigköpfiges Forscherteam eifrig, wie man die Affenpocken also nennen möge, ohne Affen, Afrikaner, Afrika, Homosexuelle oder das Virus selbst zutiefst zu beleidigen. Ein schwieriges Unterfangen. Die Zeit eilt, immerhin sollen bereits erste Affen in Afrika mit Steinen beworfen worden seien – aufgrund der Affenpocken, mit denen sie tatsächlich herzlich wenig zu tun haben. Die Namensgebung erfolgte in den 1950er Jahren, weil man das Virus erstmals beim Affen feststellen konnte. Das Virus nach seinen Infizierten zu benennen, geht also schon einmal gar nicht, sonst wären wir aktuell tatsächlich wieder schnell bei der “Schwulenseuche“ vergangener Tage.

Gewisse Medienkollegen weichen in Deutschland gerne auch auf “Monkeypox“ aus – das ist zwar nichts weiter als die wörtliche Übersetzung, aber es klingt weniger diskriminierend bei all jenen, die der englischen Sprache nicht mächtig sind. Mein Vorschlag: VDAF-NHBA-TDBE-VFAM-SZW. Das kann jetzt wirklich niemanden mehr diskriminieren, oder? Und lieben wir von der LGBTI*-Community nicht einen Buchstabensalat? Die Abkürzung steht übrigens für: Virus-Das-Aktuell-Fast-Nur-Homosexuelle-Befällt-Aber-Trotzdem-Darauf-Besteht-Ein-Virus-Für-Alle-Menschen-Sein-Zu-Wollen. Klar, oder? Gut, die Umbenennung wird weder die weiterhin rasant steigenden Fallzahlen stoppen, noch homophobe Spinner davon abhalten, gegen Homosexuelle zu hetzen, denn dafür findet sich immer ein passender Grund aus deren Sicht. Auch der Impfstoff-Engpass in ganz Europa wird dadurch nicht bekämpft. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sich der schwule Affe an sich jetzt weniger diskriminiert fühlt. Aber immerhin haben wir etwas wirklich Wichtiges gegen das Virus und mit der Zeit eines dreißigköpfigen Forscherteams unternommen. Was sollten die Experten auch sonst tun?

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