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Irland stellt sich in puncto LGBTI* gegen Großbritannien // © FG Trade

Konversionsverbot für alle LGBTI*s Scharfe Kritik aus Irland an Premierminister Johnson

ms - 23.05.2022 - 08:45 Uhr

Im Vereinigten Königreich kam es nun zu einem erneuten politischen Paukenschlag: Irland kündigte an, eigenständig ein Verbot von Konversionstherapien durchzusetzen, welches auch trans-Personen einschließt.

Damit geht Irland auf direkten Konfrontationskurs zu Großbritannien, nachdem Premierminister Boris Johnson zuletzt angekündigt hatte, die unseriösen “Heilungsangebote“ nur für homo- und bisexuelle Menschen verbieten lassen zu wollen.

Roderic O'Gorman, der irische Minister für Kinder und Gleichstellung, stellte nun explizit klar, dass die irische Regierung beabsichtige, die Praxis zu verbieten und dabei "niemanden zurücklassen" werde. Sein Ministerium habe bereits eine faktenorientierte Untersuchung der Konversionstherapie in Auftrag gegeben, um eine solide Grundlage für die neue Gesetzesvorlage zu schaffen, so O'Gorman: "Soweit es mich betrifft, ist das Ziel, die Konversionstherapie für alle zu verbieten. Ich glaube nicht, dass man die Unterscheidung, die im Vereinigten Königreich gemacht wurde, logisch begründen kann. Ich denke, das ist eine rein politische Unterscheidung, um einen Streit zu vermeiden - nein, schlimmer noch, es geht darum, sich bei einer bestimmten politischen Gruppierung beliebt zu machen. Das ist aber ganz sicher nicht der Ansatz, den wir verfolgen werden!“

Wie ernst es der Minister damit meint, zeigt auch die Tatsache, dass er sich in den letzten Tagen mehrfach zu intensiven Gesprächen mit trans-Personen getroffen hat. "In diesen Gesprächen erzählten sie von Versuchen, den Kern ihres Wesens zu verändern, den Kern ihrer Identität zu verändern, und für einige hat das ein lang anhaltendes Stigma hinterlassen. Diese Praktiken sind grausam und sie fördern ein tief verwurzeltes Gefühl von Scham. In unserem Land darf es dafür keinen Platz geben“, so Roderic O'Gorman weiter.

Nach Angaben des Irish Independent will die neue Gesetzgebung künftig auch solche Fälle strafrechtlich berücksichtigen, in denen Menschen aus dem Land gebracht worden sind, um dort zu einer Konversionspraktik gezwungen zu werden. Bis zum Sommer sollen weitere Details des neuen Gesetzes vorliegen.

Adam Long von der Nationalen LGBT-Föderation fügte im Rahmen des Dublin Pride  hinzu: "Ich würde sagen, wir sollten uns ansehen, was derzeit in Westminster passiert und genau das Gegenteil tun, denn es ist absolut entsetzlich, wie die britische Regierung mit LGBTI*-Themen im Allgemeinen, aber insbesondere mit Trans-Rechten umgeht."

Großbritannien scheint indes genau in die andere Richtung zu marschieren – nachdem zunächst trans-Personen vom Verbot ausgeschlossen wurden, wurde jüngst laut, dass Konversionstherapien nun doch auch für erwachsene Homosexuelle legal bleiben sollen, wenn die betroffene Person dem unseriösen “Heilungsversuch“ zustimmen würde. LGBTI*-Aktivisten haben wiederholt vor einem solchen Schritt gewarnt und eindringlich erklärt, dass es nicht möglich ist, freiwillig, ohne beispielsweise Zwang aus der Familie oder von Freunden zu erfahren, solchen traumatischen und quälenden Praktiken zuzustimmen.

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