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Cousin ermordete bekannten aserbaidschanischen Journalisten

Mildes Urteil im Mordprozess?! Hassverbrechen mit äußerster Brutalität erschüttert LGBTI*-Community in Aserbaidschan

ms - 02.08.2022 - 14:00 Uhr

Der Mord an dem schwulen Aktivisten und Journalisten Avaz Hafizli in Aserbaidschan erschütterte im Februar dieses Jahres die internationale LGBTI*-Community. Der Mörder des jungen Mannes (24) war sein eigener Cousin, der bei der Tat mit äußerster Brutalität vorgegangen war – er hatte Hafizli enthauptet und ihm zudem seinen Penis abgeschnitten. Die Richter verurteilten den Täter nun zu einer Haftstrafe von neun Jahren und sechs Monaten. LGBTI*-Aktivisten kritisieren das Urteil als zu milde.

In Aserbaidschan beträgt das durchschnittliche Strafmaß für Mord neun bis zehn Jahre, kann aber bei besonderer Schwere der Tat auf bis zu zwanzig Jahre erweitert werden. Diese besondere Schwere scheint das Gericht nicht erkannt zu haben. Zuvor hatte im Prozess Hafizlis Mutter ausgesagt, wie ihr Sohn offensichtlich im Schlaf mit einem Küchenmesser angegriffen und ihm schlussendlich die Kehle durchtrennt worden war. Die Blutspuren auf der Matratze deuteten darauf hin, dass der schwule Journalist noch verzweifelt versucht hatte, zu fliehen. Nach der anschließenden Enthauptung und Verstümmelung der Genitalien warf ihn sein Cousin in einen Müllcontainer im Hof des Hauses.

Der jetzt verurteilte Amrulla Gulalijew hatte vor Gericht angegeben, dass er seinen Cousin aufgrund seiner Homosexualität getötet habe. Am gleichen Tag zuvor habe er seinen Cousin ein “letztes Mal gewarnt, er möge von der Homosexualität ablassen“. Hafizli hatte dies verneint. Wenige Stunden darauf ermordete ihn Gulalijew. Avaz Hafizli setzte sich Zeit seines Lebens für die Rechte der LGBTI*-Community ein und outete sich auch öffentlich als homosexuell. Immer wieder wurde er dabei bedroht, auch innerhalb der Familie. LGBTI*-Aktivisten äußerten bereits im Vorfeld Kritik an dem Prozess, weswegen sie größtenteils von der Verhandlung ausgeschlossen worden waren – nach dem Urteil bekräftigten sie, dass die wahren Schuldigen am Tod von Hafizli die Gesellschaft sowie die Regierung in Aserbaidschan seien. Jedes Jahres werden mehrere Dutzend Homosexuelle aufgrund ihrer Sexualität ermordet oder auch offiziell hingerichtet – in den meisten Fällen werden auch illegale Tötungsdelikte dieser Art von Seiten der Polizei nicht weiter verfolgt.

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