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Ministranten gegen Woelki
Regional

Ministranten gegen Woelki Hunderte Ministranten demonstrieren gegen Kölner Kardinal

ms - 11.10.2022 - 11:00 Uhr

Bei der achten diözesanen Ministranten-Wallfahrt des Erzbistums Köln nach Rom und Assisi kam es jetzt zu einem Protest der bisher einmaligen Art – mehrere hundert der rund 2.000 Ministranten standen auf und drehten sich während der Gottesdienst-Ansprache von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki bei der großen Eröffnungsmesse in der Basilika St. Paul vor den Mauern in der Stadt Rom demonstrativ um. Sie kehrten dem äußert umstrittenen Kardinal damit nicht nur symbolisch den Rücken zu. Woelki ist seit Monaten immer wieder massiver Kritik ausgesetzt, nebst seinen stark homophoben Aussagen ist vor allem seine Hinhalte- und Verschweige-Taktik im Umgang mit dem hundertfachen Missbrauch von Minderjährigen im Kölner Erzbistum immer wieder Ausgangspunkt für Diskussionen. Woelki selbst versucht offenbar, jedwede Kritik auszusitzen.

Nebst der Aktion selbst schwenkten einige Ministranten auch Regenbogen-Flaggen während der Messe von Woelki, wie das Domradio berichtet. Insgesamt rund 200 junge Ministranten beteiligten sich an dem stummen Protest gegenüber dem Kardinal. Woelki selbst unterbrach daraufhin die Predigt und erklärte, Jesus habe niemals einem Menschen den Rücken zugekehrt, er habe stets den Menschen offen sein Gesicht gezeigt, das "Gesicht des Vaters, der jeden Menschen annimmt und liebt“ – seine treuen Anhänger applaudierten daraufhin, während die protestierenden Jugendlichen weiter schwiegen. Anschließend wurde der Gottesdienst wie geplant fortgesetzt. Gegenüber dem Domradio erklärte der Kölner Kardinal anschließend, die jungen Ministranten hätten "das sicherlich aus ihrer Perspektive heraus gut gemeint und haben jetzt geglaubt, dass sie für Wahrheit und Gerechtigkeit eintreten. Es ist aber schade, dass man den Gottesdienst dafür nutzt. Es ist natürlich auch eigentlich genau das Gegenteil von dem, was wir dort feiern, nämlich dass Gott sich uns Menschen zuwendet und dass gerade die Eucharistie die Feier der Einheit und des Friedens ist. Und das ist dann ein bisschen schwierig. Aber wie gesagt, ich denke, es sind junge Leute und die haben sicherlich geglaubt und waren der Überzeugung, etwas Gutes zu tun. Es ist jetzt so gewesen und jetzt müssen wir das so hinnehmen."

Nach wirklicher Einsicht klingen Woelkis Worte einmal mehr nicht, eher nach Schuldverschiebung in Verbindung mit dem allseits bekannten Aussitzen der Problematik. Die Ministranten selbst betonten auf Rückfrage, sie wollten ein Zeichen setzen und klarstellen, dass in Rom nicht alles "Friede, Freude, Eierkuchen" sei. Da Ministranten an sich "keine Stimme, keinen Verband" haben, sei dies die einzig mögliche Form des sichtbaren Protestes gewesen. Andere, Woelki-treue Ministranten indes erklärten, sie hätten sich durch die Aktion gestört gefühlt. 

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