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Texas: Queere Jugendliche wieder im Fokus // © IMAGO / ZUMA Wire

Queere Jugendliche wieder im Fokus "Ich glaube, sie versuchen, ein Exempel zu statuieren. Das ist wirklich ein Dilemma."

ms - 25.05.2022 - 13:45 Uhr

Nach dem umstrittenen Urteil des Obersten Gerichtshofs in Texas nimmt das Familienministerium auf Anweisung von Gouverneur Greg Abbott erneut Ermittlungen wegen “Kindesmissbrauchs“ gegen Eltern von trans-Jugendlichen auf. Vor zwei Wochen entschied der Oberste Gerichtshof von Texas, dass Gouverneur Abbott nicht befugt ist, die Familienschutzbehörde anzuweisen, gegen trans-Jugendliche und ihre Eltern vorzugehen – dies liege im Ermessungsspielraum des Ministeriums selbst.

Wie es scheint, agieren die Mitarbeiter dort allerdings auch weiterhin ganz im Sinne des Gouverneurs und ermitteln aktuell gegen rund ein Dutzend Familien erneut, so die Dallas Morning News.

Die juristische Grauzone scheint dabei bis an die Grenze ausgedehnt zu werden, denn nach Auskunft von Bürgerrechtlern bedeute die Entscheidung des Gerichts eigentlich, dass das Familienschutzministerium die Ermittlungen ganz einstellen müsse, da das texanische Recht geschlechtsspezifische medizinische Behandlungen nicht als Kindesmissbrauch ansehe. Diese Behauptung war und ist allerdings die Grundvoraussetzung für die bisherigen Ermittlungen, die zwischenzeitlich von regionalen Gerichten gestoppt worden waren.

 

Nur in einem einzigen Fall hat das Oberste Gericht weitere Ermittlungen explizit ausgeschlossen, dabei handelt es sich um eine Mutter und ihren 18-jährigen trans-Sohn, die gegen das Ministerium geklagt hatten. Resigniert über die neusten Entwicklungen sagte sie: "Ich glaube, sie versuchen, ein Exempel zu statuieren. Ich habe wirklich gedacht, dass die Sache jetzt schnell erledigt wäre oder dass sie es einfach auf sich beruhen lassen würden, aber anscheinend nicht. Das ist wirklich ein Dilemma."

Das Familienschutzministerium (DFPS) erklärte hingegen: "Das DFPS nimmt alle Berichte über Missbrauch, Vernachlässigung und Ausbeutung ernst und wird weiterhin alle Fälle im vollen Umfang des Gesetzes untersuchen."

Sozialarbeiter, Familienorganisationen, LGBTI*-Gruppen und mehrere Anwälte kritisieren indes, dass die Behörde sich lieber endlich um die steigende Zahl von obdachlosen Jugendlichen kümmern sollte, als diesen unseriösen Ermittlungen weiter nachzugehen.

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