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RTL buhlt um LGBTI*-Publikum // © IMAGO / Panama Pictures

RTL buhlt um LGBTI*-Publikum Woche der Vielfalt soll junge LGBTI* ansprechen

ms - 26.05.2022 - 09:00 Uhr

RTL ist bis heute einer der umsatzstärksten Privatsender in Deutschland – doch das Image des einstmaligen Senders für die Zielgruppe bis 49 Jahre bröckelt ganz massiv. Seit Jahren sinken die Quoten der eigenen TV-Formate – eine Entwicklung, die nebst dem teilweise sehr bildungsfernen Programm vor allem auch mit einer generellen Veränderung zu tun hat: Immer weniger Menschen schauen überhaupt noch lineares Fernsehen, gerade jüngere Menschen konsumieren beinahe ausschließlich Filme, Serien und Dokumentationen via Stream.

RTL scheint dabei bereits 2021 für sich festgehalten zu haben, dass die Jugend durch diese Entwicklung nicht mehr zu halten ist, weswegen der Sender sich seitdem verstärkt um ein Publikum jenseits des 49ten Lebensjahres bemüht. Weg mit den Trash-Formaten und den Produkten, die auf billige Effekte beruhen und niedrige Instinkte triggern sollen. Ein Grund, warum Dieter Bohlen kurzfristig aus der einstmaligen Hit-Sendung “Deutschland sucht den Superstar“ gekickt wurde.  Pöbeln und beleidigen war gestern, nun will der Sender seriös werden.

Und nicht nur das – der nächste Schritt im Kampf um Quoten, Werbegelder und Bedeutsamkeit ist das direkte Ansprechen der LGBTI*-Community. RTL plant mit verschiedenen Neuerungen die queere Szene fester an sich zu binden, ein erster Schritt soll im Juni die “Woche der Vielfalt“ sein. Dabei sieht RTL die TV-Woche als Startschuss für die hauseigene Initiative “Vielfalt verbindet“, die künftig regelmäßig Aufmerksamkeit für Diversity-Themen schaffen soll und natürlich laut Presseerklärung „für eine offene Gesellschaft eintritt“.

RTL reitet damit erfolgreich ebenso mit bei dem Trend, dass wer heute nicht queer ist, direkt out ist. Highlight der Themenwoche soll so die Show „Viva la Diva – Wer ist die Queen?“ sein, eine Art “Masked Singer“ mit Prominenten in Drag-Outfits, präsentiert von Tim Mälzer. Wir stellen fest: Blackfacing (Gesichtsschwärzung zur Darstellung schwarzer Menschen) ist menschenverachtend und rassistisch wie zuletzt im Bayerischen Rundfunk scharf kritisiert, Dragfacing samt der witzigen Zurschaustellung von Drags ist scheinbar am Puls der Zeit. Für das dringend benötigte Niveau soll dann auch noch eine „Nachtjournal-Spezial“-Ausgabe sorgen, die den Umgang mit der LGBTI*-Community in Katar kritisch beleuchten soll – natürlich wie üblich ab Mitternacht, damit andere RTL-Zuschauer nicht zu sehr von der RTL-Vielfalt verschreckt werden.

Die Vielfalt soll dann auch in bekannten RTL-Formaten Einzug halten – von GZSZ bis “Unter uns“. Wenn der halbe Schauspielercast inzwischen schwul, lesbisch oder queer ist, vielleicht gar keine schlechte Idee. Da heißt es dann thematisch, “das Leben ist bunt“, anderenorts will man queer rappen. Bei Vox (gehört zur RTL Gruppe) verpasst man dem sowieso schon sehr schwulen Format “Shopping Queen“ sowie auch dem “Promi Dinner“ und dem “perfekten Dinner“ gleich ein Gay-Special.  

War noch was? Ach ja, beim konzerneigenen Streamingdienst RTL+ will man die queere Jugend damit ködern, schon vorab die zweite Staffel der lesbischen Dating-Show „Princess Charming“ ansehen zu können. Das wird die Netflix- und Amazon-Prime-verwöhnte LGBTI*-Jugend sicherlich in Scharen zu RTL+ treiben. Wer braucht schon internationale queere Serien und Filme, wenn er auch bei einem deutschen Streaminganbieter einmal im Jahr ein kleines Häppchen Vielfalt bekommt. 

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