Rüffel aus Rom? Thema beim Papst-Treffen sind auch die Rechte von Homosexuellen
Von heute an bis zum kommenden Freitag treffen sich die katholischen deutschen Bischöfe zu eingehenden Gesprächen mit Papst Franziskus in Rom – ein wesentlicher Aspekt dabei dürfte der Reformwunsch einiger deutscher Geistlicher und die strikte Forderung nach Rückbesinnung von Seiten des Papstes sein. Im Mittelpunkt dabei stehen neben mehr Rechte für Frauen auch die Einbeziehung von Homosexuellen. Kenner der katholischen Kirche gehen davon aus, dass der Papst den modernen Stimmen einen Rüffel erteilen wird – eine Absage, die nicht ganz ohne Folgen bleiben könnte; seit diesem Jahr wurde bereits mehrfach darüber spekuliert, ob sich die römisch-katholische Kirche vom Mutterhaus in Rom abspalten und eine eigene Glaubenseinrichtung gründen könnte.
Wunsch nach neuer Sexualmoral
Insgesamt werden alle 67 Bischöfe aus Deutschland in Rom erwartet. Immer wieder war zuletzt bei deutschen Bischofskonferenzen oder auch beim sogenannten “Synodalen Weg“, ein Projekt von Bischöfen und kirchlichen Laien, angestoßen worden, Frauen in den eigenen Reihen aufzunehmen, LGBTI*-Menschen offiziell im Kirchendienst zuzulassen und die kirchliche Segnung ebenso offiziell für homosexuelle Paare zu öffnen. Mehrfach wurden entgegen dem Wunsch aus Rom solche Segnungen bereits in Deutschland vorgenommen, vereinzelt hatten sich auch Bischöfe für das entstandene Unrecht gegenüber Homosexuellen entschuldigt. Über eine generell neue Ausrichtung in puncto Sexualmoral zeigten sich die deutschen Bischöfe allerdings nach wie vor uneins.
Papst will Reformen unterbinden
Papst Franziskus selbst indes hat die Reformbemühungen immer wieder scharf kritisiert und zuletzt erklärt, die deutschen Bischöfe sollten den "religiösen Sinn des Volkes" wiederentdecken, denn dies sei der "Kern der Theologie" und nicht etwa mögliche Diskussionen über eine inhaltliche Erneuerung der Kirche selbst. Dabei mahnte Franziskus auch an, dass eine Abspaltung von Rom nicht gut sein könne, denn in Deutschland gäbe es bereits eine "große und schöne evangelische Kirche" – eine zweite Abspaltung könne daher “nicht so gut sein“ wie die Evangelische. Ein weiteres Thema werden in dieser Woche dabei auch die massiven Missbrauchsvorwürfe sein, denen sich gerade auch in Deutschland die Kirche immer wieder ausgesetzt sieht und die bis heute oftmals kleingeredet oder vertuscht werden – eine tatsächliche inhaltliche Aufarbeitung fand bis heute nicht statt.
Reformgegner in den eigenen Reihen
Bischof Georg Bätzing, einer der Reformer der deutschen Kirche, zeigte sich trotzdem willens, dem Papst die Stirn bieten zu wollen: "Es ist uns Bischöfen ein Anliegen, die wichtigen Texte des Synodalen Weges in die Gespräche in Rom einzubringen, zu erläutern und um Verständnis zu werben." Ferner erklärte Bätzing, dass es „viel Unverständnis zu unserem Weg in Rom“ gäbe. Bätzings Kollege aus Aachen, Bischof Helmut Dieser, will zudem für eine neue kirchliche Sexuallehre werben, um auch “nicht-heterosexuellen Lebensformen“ Wertschätzung zuteilwerden zu lassen. Dazu solle der Papst laut Dieser den Katechismus überarbeiten, so der Bischof gegenüber der Deutschen Welle.
Mit dabei vor Ort werden aber natürlich auch homophobe Reformgegner wie der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sein, der erst letzte Woche nach diversen Skandalen um mögliche Vertuschungen und Machtmissbrauch im Umfeld der Missbrauchsfälle erneut in die Schlagzeilen geriet, weil mehrere eigene ehemalige Mitarbeiter den Bischof der Falschaussage bezichtigten. Woelki streitet auch dies wie immer ab. So zeigen sich am Ende auch die deutschen Bischöfe nicht als einheitliche Front im Kampf um Reformen für mehr Rechte von Homosexuellen. Schlussendlich besteht die Gefahr, dass von dem Treffen nicht viel mehr übrigbleibt als die jedes Mal getroffene Aussage, man fühle sich nach den Gesprächen mit dem Papst “ermutigt und gestärkt“.