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Spaltung der LGBTI*-Community? // © Olga Kurdyukova

Spaltung der LGBTI*-Community? Non-binäre Kandidatin kämpft gegen schwulen Abgeordneten

ms - 23.05.2022 - 15:05 Uhr

In Großbritannien wird bereits offen darüber diskutiert, auch in Deutschland gibt es bereits erste Bestrebungen, jetzt zeigt der Fall Alabama, dass sich die LGBTI*-Community erstmals sehr konkret aufspaltet. In den USA sorgt das aktuelle Beispiel für Aufsehen, weil die Frage im Raum steht, ob damit schrittweise ein landesweiter Trend losgetreten werden könnte – eine Entwicklung, die die einen als Stärkung einzelner Gruppen innerhalb der Community verstehen, während die anderen befürchten, dadurch im Kulturkampf gegen die Republikaner immer weiter an Boden zu verlieren.

Im konkreten Fall geht es um die nicht-binäre Brit Blalock als Auslöser der Kontroversen, die gegen den einzig offen schwulen Abgeordneten in Alabama, Neil Rafferty, bei den Vorwahlen der Demokraten in dieser Woche antritt. Die Tatsache, dass zwei Menschen aus der LGBTI*-Community teilweise sehr rabiat gegeneinander antreten, hat auch zu Kontroversen innerhalb der demokratischen Partei in Alabama geführt und diese tief gespalten.

Der schwule Rafferty hat in den letzten zwei Jahren massiv gegen die queerfeindliche Gesetzgebung seines Bundesstaates gekämpft und setzt sich vehement ehrenamtlich für AIDS Outreach ein, die nicht-binäre Blalock will den Posten indes mit sich selbst neu besetzen und gegen den „weißen, gleichgeschlechtlichen, männlichen Amtsinhaber“ kandidieren. Sie wolle, so erklärte Blalock, ihre eigene Vision verfolgen.

Einige Spender der Demokratischen Partei sehen den Kampf zweier LGBTI*-Menschen sehr skeptisch und haben daher explizit ihre Spende für die nicht-binäre Kandidatin zurückgezogen. Der homosexuelle ehemalige Marinesoldat Rafferty erklärte nach Anschuldigungen, er hätte der queeren Kandidatin von einer Kandidatur abgeraten: "Ich würde niemals eine LGBTI*-Person davon abhalten, für ein Amt zu kandidieren, denn das steht im Gegensatz zu meinen Grundüberzeugungen und meiner Vision für die Zukunft unserer Bewegung. Ursprünglich hatte ich gehofft, dass die Neueinteilung der Wahlbezirke es uns ermöglichen würde, in getrennten Bezirken zu kandidieren, sodass wir die Chance hätten, die LGBTI*-Vertretung in der staatlichen Legislative zu verdoppeln. Als ich erfuhr, dass sie im selben Bezirk wie ich kandidieren würde, machte ich klar, dass ich ein sauberes Rennen führen würde, was ich auch getan habe."

Aus der Demokratischen Partei war indes mehrfach zu hören, dass ein Aufreiben verschiedener LGBTI*-Kandidaten der gesamten Bewegung schaden würde. Andere dagegen betonten, dass dies ein deutliches Zeichen dafür sei, dass die politischen Ideen und Grundsätze auch innerhalb der queeren Community immer verschiedener werden würden und werteten dies als erstes Signal für eine Aufspaltung nicht nur bei den Demokraten, sondern auch in der amerikanischen LGBTI*-Community.

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