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Erste non-binäre Hauptfigur im deutschen Fernsehen //© ZDF

ZDF traut sich Nach der ARD erzählt nun auch das ZDF von queeren Menschen

ms - 22.05.2022 - 13:45 Uhr

Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an den berühmten ersten schwulen TV-Kuss in der “Lindenstraße“, ein Skandal, der manchen noch immer im Gedächtnis verankert ist.

Für jüngere Queers ist das Ereignis historisch dabei ähnlich weit entfernt wie die Entdeckung Amerikas. Und das ist vielleicht auch ganz gut so. Mit der Serie “All you need“ setzte die ARD inzwischen ein Zeichen und zeigte erstmals im deutschen Fernsehen in dieser Ausführlichkeit queeres Leben in all seiner Bandbreite – der Sender hat inzwischen eine dritte Staffel in Auftrag gegeben.

Nun zieht das ZDF nach – erstmals bringt der Sender mit den Mainzelmännchen eine non-binäre Hauptfigur ins deutsche Fernsehen. In der Serie „Becoming Charlie“ begibt sich eine junge, nicht-binäre Person aus Offenbach auf die berührende Suche nach der eigenen Identität. In sechs Teilen zu jeweils 16 Minuten spielt Schauspielerin Lea Dindra einfühlend und schlüpft gekonnt in die Rolle eines nicht-binären Menschen.

Das, manchmal als altbacken bezeichnete ZDF, hat eine durchaus mutige aber auch längst überfällige Entscheidung getroffen und hofft nun wohl, auch politisch und gesellschaftlich dem Beispiel der ARD folgen zu können. In einem Punkt zeigt die Sendeanstalt aus Mainz bereits mehr Rückgrat – sie traut sich gleich, die Serie (wenn auch nur bei ZDF Neo) im Hauptabendprogramm zur besten Sendezeit zu zeigen. Der ARD war das mit „All you need“ noch zu heiß, weswegen sie anfangs die erste Staffel nur in der Mediathek anbot.

Der Gedanke der Queerness im deutschen Fernsehen zieht sich auch hinter den Kulissen durch – das Drehbuch stammt von der nicht-binären Person Lion H. Lau. Der kreative Autor setzt damit bewusst ein Statement und sieht die Serie als „Liebesbrief an meine Gemeinschaft der bisher Unsichtbaren“. Das Ziel sei es dabei, eine Identifikationsfigur zu schaffen. Schrittweise werden so auch die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten mutiger und erzählen auch in titelgebenden Geschichten von queeren Menschen und genau in dieser immer größer werdenden Selbstverständlichkeit steckt auch eine politische Aussage, die unterbewusst für einen offeneren Blick auf die LGBTI*-Community führen kann.

”Becoming Charlie“, ZDF-Mediathek + ZDF Neo (24.5.)  ab 20.15 Uhr

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