Denkmal wird zu Denk-Ort Ideenphase trägt weiter Früchte für mehr Vielfalt in Hamburg
Für ein Denkmal sexueller Vielfalt in Hamburg wurde sich bereits 2018 eingesetzt (SCHWULISSIMO berichtete), nun wurde ein weiterer Meilenstein erreicht.
Am 5. September 2020 wurde im Museum für Hamburgische Geschichte Corona konform ein Ideenfindungstag oder im Beamtendeutsch ein Werkstatt-Tag veranstaltet. Die Behörde für Kultur und Medien in Kooperation mit der Initiative für ein Denkmal für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in Hamburg lud Gruppen, Vereine und Organisationen der LGBTI*-Community ein, um über Ort, Aussehen und Funktion eines Denkmals für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt zu diskutieren. So wurde gemeinsam weiter am Prozess und der Verwirklichung bzw. besonders an der Konkretisierung des Projektes gearbeitet.
Inzwischen wurde eine Dokumentation zu diesem Tag veröffentlicht, die einen Einblick in die Fortschritte ermöglicht.
Laut Dokumentation wurden zwei Vorträge gehalten. Zum einen von Nicolas Grosch, der Leiter der Geschäftsstelle der Düsseldorfer Kunstkommission, welcher ein Erfahrungsbericht des Prozesses für ein Denkmal für sexuelle Vielfalt aus Düsseldorf präsentierte.
Außerdem sprach die Künstlerin Ute Vorkoeper darüber, viel mehr einen Ort zum Denken zu schaffen als ein Denkmal zu errichten:
„Die Überlegungen, einen Ort oder ein Spannungsfeld zentral und sichtbar innerhalb der Stadt zu schaffen, an dem sexuelle Vielfalt erlebbar wird, der zudem ein lebendiger Ort für die Communities wird, ein Ort, der genutzt und angewendet werden kann, der zum Versammeln und - last not least - eben auch zum Denken einlädt.“
Danach ging es in drei Workshops darum Ideen zu sammeln und das Projekt zu konkretisieren – so wurde es zu einem Denk-Ort für sexuelle UND geschlechtliche Vielfalt, um möglichst alle Menschen aus der wundervollen und bunten Community ins Boot zu holen.
1. Workshop: Wo soll das Denkmal stehen?
Die Hamburger Hafen City ist in weiten Teilen noch in der Entstehung und verspricht daher Freiräume in der Gestaltung.
Außerdem wurde der Parkplatz am Spadenteich in St. Georg genannt, da der räumliche Bezug zum CSD und zur Winterpride gegeben wäre – allerdings wurde zu bedenken gegeben, dass es sich dabei um ein eher männlich-homosexuell geprägten Stadtteil handelt und der Fokus auf alle Teile der Community gerückt werden soll.
Als dritte Option wurde der Jungfernstieg und generell die Alsteranlage genannt, aufgrund der zentralen Lage.
2. Workshop: Aussehen und Wirkung des Denkmals.
Das Denkmal sollte schön und nicht zu schwer wirken und weniger ein Mahnmal, sondern in die Zukunft gerichtet sein. Es sollte in der Darstellung die Sinne ansprechen und in diesem Sinne erlebbar sein und dabei gleichzeitig auffallen und Eindruck hinterlassen.
Die Beschaffenheit sollte pflegeleicht und nachhaltig sein. Es sollte nicht nur die LGBTI*-Community repräsentieren, sondern auch Menschen mit heteronormativen Denkmustern ansprechen, sich mehr mit der Thematik zu befassen.
3. Was soll das Denkmal der LGBTI*-Community ermöglichen?
Die Teilnehmenden formulierten, dass der Ort ein Vernetzungsknotenpunkt für ver-schiedene Gruppierungen und insbesondere für Veranstaltungen, wie die Pride-Parade oder wichtige Tage der LGBTI*- Community nutzbar sein sollte. Es sollte auch ein Ort für die Community selbst, das eigene Reflektieren und ein Ort des Empowerments sein.
Dafür soll es ein Denk-Ort sein und um die „geschlechtliche“ Vielfalt erweitert werden.
Der Werkstatt-Tag war ein besonderes Ereignis schon deshalb, weil hier sehr unterschiedliche Gruppierungen der LGBTI*-Community zusammenkamen, um gemeinsam an der Verwirklichung eines solchen "Denk-Orts" mitzuwirken. Der Werkstatt-Tag ist erfolgreich verlaufen und stellt einen weiteren Meilenstein im bisherigen Prozess dar.