Direkt zum Inhalt
Uwe Weiler und Hugo Winkels // © vvg

Cologne Pride 2020 Warum setzt man nicht einfach für ein Jahr aus? Köln bleibt doch trotzdem bunt!

vvg - 01.10.2020 - 10:00 Uhr

Der Kölner „ColognePride“ wurde aufgrund der aktuellen Lage vom Juli in den Oktober verschoben. SCHWULISSIMO sprach mit dem Geschäftsführer des Events, Uwe Weiler, und dem Pressesprecher Hugo Winkels, Vertreter des Kölner Lesben- und Schwulentag e.V.

Der erste Ärger entstand durch das Motto, welches dann geändert wurde. Das zweite Problem hieß Corona, wodurch das Event verlegt wurde. Eine Frage, die immer wieder auftauchte: „Warum feierte man Anfang Juli einen CSD, obwohl er doch verlegt wurde?“

Uwe: Die Leute haben sich nicht davon abhalten lassen, am Wochenende nach Köln zu kommen. Zum Beispiel aufgrund von bereits gebuchten Hotels, Flügen oder Zugfahrten, die sich nicht stornieren ließen. Damals sagte ich den Ordnungsbehörden, dass die Straße auch voll wäre, wenn man die Läden schließen würde, denn an einem Wochenende um den CSD wird es immer voll. Das Problem war, dass die Behörden nicht auf das vorgelegte Konzept der Wirte der Schaafenstrasse reagiert haben, um eine Massenansammlung und die dadurch verursachte Räumung zu vermeiden. Das Konzept war wirklich gut durchdacht, wurde jedoch abgelehnt...

Hugo: … um es an anderer Stelle - einem Biergarten an der Vogelsangerstraße - umzusetzen. Ein solches Konzept wäre an der Schaafenstraße genau das Richtige gewesen. Auf der einen Seite geht es also, bei uns in der Community ging es nicht.
 

Köln hat deutschlandweit nicht den größten CSD. Warum bietet man nun eine „CSD-Diät“ an und setzt nicht einfach für ein Jahr aus? Köln bleibt doch trotzdem bunt!

Uwe: Weil die Bedürfnisse der Community nicht einfach ein Jahr aussetzen können. Wir als KLuST (Kölner Lesben- und Schwulentag e.V.) haben die Verpflichtung gegenüber der Community und auch der Stadtgesellschaft. Auch die politischen Forderungen können nicht für ein Jahr „nur wegen Corona“ auf die lange Bank geschoben werden. Deswegen haben wir am eigentlichen CSD-Wochenende eine stille Demo mit sehr gutem Presseecho durchgeführt.

Hugo: Es spielt doch auch gar keine Rolle, welchen Stellenwert der Kölner CSD in Deutschland hat. Die Größe ist dabei irrelevant. Es ist wichtig, für eine kontinuierliche Sichtbarkeit zu sorgen. Würden wir jetzt ein Jahr aussetzen, wäre es schwer, im nächsten Jahr an bisherige Veranstaltungen anzuknüpfen. Die Institution ColognePride ist kein Straßenfest, das man einfach so absagt. Es ist eine politische Demonstration. Wenn das rechte politische Spektrum meint, immer lauter und größer werden zu müssen, wird es für unsere Community umso wichtiger, unsere politischen Forderungen zu präsentieren und uns für diese einsetzen.
 

Was, wenn Corona jetzt aus dem Urlaub kommt und euch erneut einen Strich durch die Rechnung macht?  

Uwe: Dann müssen wir wohl absagen. Wir werden nichts machen, wobei wir jemanden irgendeiner Gefahr aussetzen. Wenn sich aber alle an die Regeln halten, wird es gesundheitlich unbedenklich.

Hugo: Sollte der ColognePride aus behördlicher Sicht abgesagt werden, hat sich das ganze Ringen um eine Durchführung trotzdem gelohnt. Wir haben durch die stattgefundene Pressearbeit oder Aktionen, die Corona unabhängig sind - wie z.B. die Regenbogenflaggen-Aktion auf der Deutzer Brücke- auch in 2020 eine große Sichtbarkeit erreicht.
 

Nun zum Wochenende im Oktober. Was hat sich der KLuST für den Cologne-Pride einfallen lassen?

Uwe: Es gibt in erster Linie Veranstaltungen aus der Community. Die Kölner Aidshilfe, Rubicon oder anyway werden Aktionen beisteuern. Einige Veranstalter sind noch mit ihren Durchführungskonzepten beschäftigt, welche an immer neue Corona-Regeln angepasst werden müssen. Deswegen empfiehlt es sich, einen Blick auf unsere Homepage www.colognepride.de zu werfen.
 

Wie wird die Demo verwandelt und wer kann daran teilnehmen?

Hugo: Die klassische Demonstration mit über 170 Gruppen kann so natürlich nicht stattfinden. Deswegen haben wir uns entschieden, am Sonntag eine Fahrrad-Stern-Demo zu planen, deren einzelne Gruppen aus 4 verschiedenen Richtungen starten: vom Ebertplatz, vom Aachener Weiher, vom Chlodwigplatz und von der Kalk-Kapelle. Die Gruppen werden zeitversetzt zur Abschlusskundgebung an der Deutzer Werft eintreffen. Die einzelnen Wege der Fahrrad-Demos werden wir nicht kundgeben, um eine Ansammlung von großen Menschengruppen am Straßenrand zu verhindern. Teilnehmen kann man mit Fahrrad, Rikscha oder Tandem. Fußgänger, E-Scooter, E-Bikes und Skateboards sind nicht zugelassen. Zur Abschlusskundgebung kann aber jeder kommen. Eine vorherige Anmeldung wird gewünscht - vor allem für Gruppen - um eine bessere Planung zu ermöglichen. Wie man uns noch unterstützen kann? Wir suchen jede Menge freiwilliger Helfer.
 

Das Straßenfest wird nicht stattfinden, was gibt es dann für Angebote?

Uwe: Es wird sowohl am Freitag- als auch am Samstagabend „The ColognePride SHOW“, eine queere und bunte Unterhaltungsshow, für jeweils 2400 Besucher in der Lanxess-Arena stattfinden. Hierbei handelt es sich um eine Mischung aus Musik-Acts, Comedy und Performance. Die Moderation übernimmt Erika Laste - natürlich wird es auch politisch werden. Die Preise dafür liegen zwischen 5 € und 12 €. Es handelt sich aber an beiden Abenden um die exakt gleiche Show, welche ab Sonntag auch auf unseren Seiten gestreamt werden kann. Als internationale Gäste werden unter anderem „The Frontm3n" erwartet. Das sind die Leadsänger der Bands „The Hollies, „10cc“ und „The Sweet“ deren Welthits heute sogar noch die jüngere Generation als Evergreens jeder Party kennt. Wahrscheinlich sind „I’m not in Love“ und „Dreadlock Holiday“ von 10CC die bekanntesten.
 

Was werden die Touristen am Abend in Köln machen, wenn sie zum Cologne-Pride kommen?

Uwe: Das Ordnungsamt sollte damit rechnen, dass die Plätze vor den Bars abends voll werden und entsprechende Konzepte mit den Wirten abstimmen. Natürlich wird es wegen der Jahreszeit keine Menschenmassen geben, wie sonst in den lauen Sommernächten. Wir werden aber alles dafür tun, dass der ColognePride eine friedliche Veranstaltung wird.
 

Und jetzt noch ein paar Worte zu eurer neuen Fahne, bitte!

Uwe: Wir haben alle Symbole der Bereiche „Sexualitäten und Identitäten" auf dieser Fahne vereint. Die unterschiedlichen Fetisch-Arten haben wir dabei bewusst ausgelassen, allerdings haben wir die Farben Braun und Schwarz für „Black People of Color“ aus der LGBTI Community integriert. Wenn wir uns alle zusammen für eine Sache stark machen und dafür einstehen, haben wir eine viel größere Strahlkraft, als wenn jeder sein eigenes Ding macht!

Hugo: Und dazu passt doch hervorragend unser derzeitiges Motto: "Viele. Gemeinsam. Stark!"

 

Wir drücken alle Daumen für einen reibungslosen, erfreulichen und erfolgreichen ColognePride.

Auch Interessant

Köln

Fahrradmarkt

An gleich mehreren Terminen erwartet Köln zahlreiche Fahrradliebhaber zu großartigen Fahrradmärkten mit einer vielfältigen Auswahl an Gebrauchträdern.
Köln

Zauberslam

Von einem Poetry-Slam haben sicher schon einige gehört, aber von einem Zauberslam? Hier kämpfen auf der Bühne drei faszinierende Zauberer miteinander.
Köln

HomOriental-Jubiläum

Feiert das 19-jährige Jubiläum der legendären HomOriental-Party im Hidden Club-Cologne. Auf zwei Dancefloors bieten DJ-Kanun Yildirim & DJ-Mesut...
Köln

Ministerbesuch bei Aidshilfe

Im Februar besuchte Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach die Aidshilfe Köln, um sich über ihre Arbeit zu informieren.
Highlights im Westen

Kalendertipps für April 24

Laut der Aidshilfe konsumieren immer mehr schwule und bisexuelle Männer psychoaktive Substanzen beim Sex, darunter sind oftmals auch Männer mit HIV.
Düsseldorf

Dienstags-Frühstück

Jeden Dienstag lädt die Aidshilfe Düsseldorf zum Dienstags-Frühstück ein. Dieses ist eine besondere Gelegenheit für Menschen mit HIV und...
Oberhausen

Das ganze Leben ist Drag

Casey gibt jeden Abend alles, wenn er als Elvis-Imitator in einer heruntergekommenen Bar in Panama City performt, doch erst bleibt der große Erfolg...
Bochum

Mit Herz und Bauch

Ein Showabend mit viel Herz, der auch die Lachmuskeln strapazieren wird – Tim Becker lädt ein zu „Mit Herz und Bauch“. Becker ist bekannt für ...