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Entdeckerziele Besuch in Polen: Krakau & Katowice

rb - 27.09.2019 - 07:00 Uhr

Die beiden Städte im Süden des Landes könnten kaum unterschiedlicher sein: Krakau als historische Attraktion, Katowice als junge Metropole. Beiden ist gemeinsam, dass sie wirtschaftlich erblühen und kulturell viel zu bieten haben. Auch in Sachen Kulinarik tut sich hier einiges. Eine Reise in Vergangenheit und Gegenwart mit faszinierenden Aspekten.

Krakau: Kulinarische Hochburg

Neben Warschau ist wohl Krakau die meistbesuchte Stadt bei unserem östlichen Nachbarn. Und das zu Recht: Sie ist eine der ältesten Universitätsstädte Europas, die blendende Architektur reicht zurück bis in das Mittelalter. Bereits im Jahre 2000 wurde die altehrwürdige Residenz polnischer Könige zur Europäischen Kulturhauptstadt gewählt. In diesem Jahr folgt nun der Titel „Europäische Hauptstadt der Gastronomischen Kultur“. Und nicht nur die ansässigen Gastronomen legen sich dafür mächtig ins Zeug. Vom Flughafen geht die Fahrt in die Innenstadt zum Hotel Puro: Edles Design verbindet sich hier mit einem Konzept der Nachhaltigkeit. Es liegt in Kazimierz, einem Viertel mit langer jüdischer Tradition. Nach einer erfrischenden Dusche fahre ich in Richtung Hauptmarkt, dem Rynek Glowny, wo ich mit Wojciech und seinem Lebenspartner im Restaurant Stalowe Magnolie verabredet bin. Denn hier gibt es etwas ganz Besonderes: die wohl längste Pizza der Stadt, einen ganzen Meter lang. An diesem warmen Sommerabend genau das Richtige. Wojciech ist bei der Stadt beschäftigt und kümmert sich dabei auch um LGBTI*-Themen. Aus seiner Sicht ist Krakau eine der liberalsten Städte in Polen. Die Situation ist allerdings nicht überall so einfach. Gerade in ländlichen Gebieten ist man da doch eher konservativ. Danach machen wir noch einen Bummel durch die Innenstadt – Krakau by night ist wundervoll. Romantische Kutschen laden ein zu nächtlicher Schwärmerei. Auch ein Abstecher zum Tytano lohnt sich. In der ehemaligen Tabakfabrik haben sich Künstler und Hipster zusammen getan, es ist ein vibrierender Ort der Begegnung geworden, mit coolen Kneipen und Clubs. In der Bar „Lindo“ nehmen wir einen Absacker. Passend dazu dröhnt der Song „Du hast den schönsten Arsch der Welt“ aus den Lautsprechern. Am nächsten Morgen treffe ich Sylwia. Sie ist studierte Kunsthistorikerin, die mir prächtig Auskunft geben kann über die reiche Geschichte der Stadt. Zunächst erklimmen wir den Wawel, wo polnische Könige ihre Residenz hatten. Der Sage nach soll hier früher ein Drache sein Unwesen getrieben haben. Auf einer Wendeltreppe gelangt man runter in die Drachenhöhle und an das Weichselufer, wo ein Drache tatsächlich Feuer speit. Sylwia zeigt mir auch die alten Gassen des Kazimierz-Viertel, wo es schöne Designshops und Cafés gibt. Wirklich witzig ist der Singer-Klub, wo die Nähmaschinen zu Tischen umfunktioniert worden sind – sehr urig. Natürlich interessiert mich auch der Stary Kleparz, der große Bauernmarkt, wo Obst und Gemüse der Region feilgeboten  werden. Ebenso Käsespezialitäten und die berühmte Wurst. Die gibt es ja auch bei uns. Zum Lunch sind wir mit Adam Chrzastowski verabredet, der als eine Art Botschafter für Krakaus Gastronomie unermüdlich unterwegs ist. Die diesjährige Auszeichnung in Sachen Kulinarik hat viele Impulse gebracht, so berichtet er mir. Das allgemeine Verständnis für Vielfalt, Gesundheit und Nachhaltigkeit bei der Zubereitung von Speisen und Getränken hat sich positiv gewandelt, so Adam. Auch traditionelle Gerichte wie Pierogi-Maultaschen und Bigos-Krauteintopf werden von Kochkünstlern mit Erfolg verfeinert und upgedatet. Von der Güte der hiesigen Haute Cuisine kann ich mir am Abend im Szara Gez ein Bild machen: Dort bin ich mit Robert und Nina verabredet. Nina ist Stadträtin, Robert ist Kulturbeauftragter. Beide sind auch aktiv in Sachen Gleichberechtigung und Diversität. Unser Gespräch dreht sich um die kulturelle Entwicklung der Stadt, die ja bedeutende Festivals und Events vorzuweisen hat und UNESCO-Literaturstadt ist. Nina und Robert sind zuversichtlich, dass Krakau als Vorbild für andere Regionen Polens dienen kann, auch bei der Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichen Beziehungen und deren rechtliche Aufwertung.

Der nächste Tag. Zugegeben, ich habe ein bisschen weiche Knie. Ich fahre nach Auschwitz, das nicht weit von Krakau liegt. Viele Busse, mit Menschen aus vielen Ländern. Vor diesem Besuch habe ich einiges recherchiert, mich vorbereitet. Und doch: Als ich diesen Ort des Grauens betrete, ist das alles Nebensache. Bei der Führung durch die KZ-Lager, mit den erschütternden Exponaten und Mordstätten, stellt sich mir immer wieder die Frage: Wie können Menschen so etwas anderen Menschen antun? Es ist wichtig, dass dieser Ort erhalten bleibt, um solche Verbrechen für immer unmöglich zu machen.

Katowice: Kulturelle Entdeckung

Mit dem Zug geht es jetzt nach Schlesien. Etwas achtzig Kilometer im Nordwesten von Krakau gelegen, hat Katowice sich von einer Stadt der Schwerindustrie und des Bergbaus zu einer Metropole im wirtschaftlichen Höhenflug entwickelt. Hochtechnologie und Dienstleistungsgewerbe florieren, in dessen Gefolge kommt auch der kulturelle Aufschwung. Es gibt glitzernde Wolkenkratzer, moderne Paläste der Musik und Events. Die neue Konzerthalle hat eine Akustik, die in Europa seinesgleichen sucht. Der Spodek, diese originelle Sport- und Eventarena, deren Form an eine fliegende Untertasse erinnert, ist Schauplatz von gigantischen Pop-Konzerten. Überhaupt Musik: Katowice ist UNESCO-Musikstadt - die europäischen Größen der ernsten und weniger ernsten Notenkunst geben sich hier gerne die Ehre. Im Hotel Ibis nehme ich Quartier, das liegt in Sichtweite von meiner ersten Station in Katowice. Ich treffe Alicja, sie ist Direktorin des Muzeum Slaskie, dem Schlesischen Museum. Hier wird die wechselvolle Geschichte der Region sowohl aus künstlerischer Sicht im modernen Museumsgebäude, als auch mit Industriedenkmälern auf dem Gelände einer ehemaligen Zeche erfahrbar gemacht. Nach einem spannenden Gespräch über die Geschichte und Zukunft dieses identitätsbewahrenden Projekts holt mich Mateusz ab, um mir die Stadt zu zeigen. Hier gibt es ein Fabrikgelände, wo das berühmte Katowicer Porzellan hergestellt wird und heute sich die Hipster tummeln, mit schicken Bars und OpenAir-Konzerten. In der Galerie Wilson, benannt nach dem ehemaligen Bergbauschacht, findet sich die größte private Kunstgalerie Polens. Diese postindustrielle Atmosphäre als Mixtur von alten Gemäuern und teilweise schrägen Kunstwerken ist ziemlich einmalig und sehr typisch für den besonderen Charme dieser Stadt. Dieser Eindruck vertieft sich noch beim Besuch der Arbeitersiedlung Nikiszowiec, das unter Denkmalschutz steht. Und das Nightlife von Katowice ist auch nicht ohne: In der Mariacka-Straße reiht sich Bar an Club, um die städtischen Nachtfalter mit Craftbeer und cooler Musik zu beglücken. In der Browar Mariacki treffe ich Witold und seinen Braumeister Daniel, der vorzüglichen Gerstensaft in Eigenregie herstellt – sogar mit Büffelgras-Aroma. Ein Restaurant ist mir sehr empfohlen worden, das sich auf dem Gelände des Schlesischen Museums befindet. Im Modroo gibt es schlesische Spezialitäten auf hohem Niveau: Die Roulade ist sehr zu empfehlen. Und natürlich die Gastgeberin Magdalena, mit ihrer besten Freundin Jolanta. Mit diesen beiden quirligen Damen kann ich mich bei Essen bestens unterhalten, und Jolanta vermittelt mir noch ein tiefes Verständnis für die kulturellen Besonderheiten von Katowice. Danach mache ich mich auf zum Stadtmuseum. Hier erhalte ich eine ausgiebige Führung, die interessante Details zu den verschiedenen Epochen vermittelt. Die Wohnungen des Bürgertums, das auch deutsch geprägt war, sind originalgetreu rekonstruiert worden. Die Ausstellung zum schönen Porzellan sollte man sich dort ebenfalls gönnen. Nicht weit davon entfernt, im Restaurant SmaQ, lasse ich den Tag ausklingen, um weitere Aspekte der schlesischen Küche auf mich wirken zu lassen. Fabelhaft!

Mehr Infos:

www.krakow.travel

www.katowice.eu

www.slaskie.travel

www.polen.travel

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