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Entdeckerziele Marseille: Die wilde Schöne

rb - 30.08.2019 - 07:00 Uhr

Die südfranzösische Hafenstadt ist unvergleichlich. Sie lebt im eigenen Takt: rau und charmant. Künstler und Bonvivants prägen das Flair dieser Metropole, die schon im Altertum Anziehungspunkt für Handel und Wandel war. Spannende Kultureinrichtungen, mediterrane Küche und ein pulsierendes Nachtleben machen den Besuch zu einem Ereignis.

Cours Julien & Ein Tisch im Süden

Am Flughafen von Marseille nehme ich den Shuttle-Bus zum Bahnhof. Die Sonne brennt vom Himmel, wie so oft in der Provence. Mit meinem kleinen gelb-blauen Koffer schlendere ich die Shoppingmeile La Canebière runter, dann bin ich schon im Hotel. Das Maison Saint Louis liegt mittendrin: Nahe am Hafen und dem Altstadtviertel Noailles. Es ist später Nachmittag. Kurz unter die Dusche, dann stadtfein machen. Für das Abendessen wurde mir „Paule & Kopa“ empfohlen. In Marseille kann man vieles zu Fuß erkunden. Also runter zum Hafen, dann links entlang der Segelboote und zum Place aux Huiles. Wer die typische Küche sucht, der wird hier fündig. Ich sitze draußen, eine frische Brise vom Meer. Fisch ist natürlich angesagt, und ich probiere auch den Auberginen-Auflauf mit Parmesankruste. Im Süden findet ja abends fast alles unter freiem Himmel statt, die Leute in Marseille sind sehr gesellig. Auf dem Rückweg zum Hotel schaue ich noch kurz rein in der Bar „L'Endroit“. Gemütlich, gute Musik, nette Leute, und hat lange auf. Überhaupt, wer nächtens was erleben möchte, der findet eine reiche Auswahl an Clubs und Discos: New Cancan, Play Bar und L'Annexe, um nur ein paar zu nennen. Doch jetzt brauche ich erst mal meinen Schönheitsschlaf.

Die Frühstücksgewohnheiten der Franzosen haben ja einen gewissen Ruf. Kaffee und Croissant - das war's. Nicht so im Maison Saint Louis. Ein anständiges Buffet gibt es, dazu noch ein Spiegelei, wenn gewünscht. Wetter ist fabelhaft, und auf der Terrasse treffe ich Marion. Sie zeigt mir den „Bauch von Marseille“. So nennen die Einheimischen das Viertel Noailles, denn hier gibt einen großen Markt und viele kleine Läden mit Spezialitäten der Region. Der Duft von Knoblauch und exotischen Gewürzen, die oft in großen Säcken präsentiert werden, steigt mir angenehm in die Nase. Diese Basar-Atmosphäre ist anregend. Fischstände, Gemüse, Obst, Farben und Formen im Überfluss. Hier kaufen die Einheimischen, feilschen und erzählen die neuesten Geschichten. Es ist ja schon oft gesagt worden: Marseille ist ein buntes Gemisch von Menschen und Kulturen aus vielen Ländern, die hier zusammen gefunden haben. Und es ist eine Stadt mit Hügeln. Mit Marion erklimme ich einen solchen, um das Quartier Cours Julien zu besuchen. Marseille war und ist auch ein Ort der Kreativität. Nicht nur der berühmte Komiker Fernandel wurde hier geboren, die Marseillaise als Nationalhymne trägt den Namen der Stadt. Eine Stadt, die bei manchen Franzosen auch mit düsteren Vorurteilen behaftet ist. Doch die Leute hier sind selbstbewusst und lieben die Veränderung. In einem früher wenig angesehenen Viertel, wie dem Cours Julien, haben sich Künstler und Bonvivants angesiedelt. Knuffige Vintage-Shops mit origineller Streetart an Fassaden in kleinen Straßen, schnuckelige Cafés unter Palmen prägen jetzt das Bild. Hier ist Tag und Nacht was los, man trifft interessante Menschen und fühlt die Aufbruchsstimmung. Nach dieser Erkundung ist es schon Mittag. Wir kehren ein bei Ludovic Turac. Sein Restaurant „Une Table au sud“ ist sternegekrönt. Und Ludovic ist nicht nur ein Spitzenkoch, sondern auch landesweit bekannt durch eine TV-Show. Nicht nur das Essen in sehr gediegener Atmosphäre ist famos, der Blick auf den Hafen ist einzigartig.

MuCEM & Bouillabaisse

Nach diesem kulinarischen Höhepunkt, der regionale Küche mit eleganter Finesse verbindet, steht die Erkundung eines weiteren Kultviertels von Marseille auf dem Programm. Le Panier geht zurück auf die alten Griechen, die hier vor 2600 Jahren die Stadt als Siedlung gründeten. Es ist eine Altstadt mit urigem Mittelmeer-Flair, steilen Treppen und engen Gassen. Allerdings erinnert nicht viel an das Altertum. Denn Le Panier war nicht immer nur Idylle. Im Krieg wurde der Stadtteil zu großen Teilen von den deutschen Besatzern gesprengt, die im Quartier ein Zentrum des Widerstands vermuteten. Später hat sich hier ein gemütlicher Kiez gebildet, der heute mit Patina und Charme zu verzaubern versteht. Alessio, der aus Italien stammt und sein Marseille mit allen Ecken und Kanten liebt, hat viele Geschichten zu diesem Viertel parat. Er sagt, dass sich Marseille immer neu erfindet und damit auch seine Einmaligkeit beweist.

Zurück am Hafen besuchen wir das MuCEM, eine kulturelle Institution mit dem Fokus auf den Mittelmeerraum. Das architektonische Ensemble besteht aus einem riesigen Kubus, der an eine alte Festung angegliedert ist. So werden auch symbolisch Zukunft und Vergangenheit miteinander verbunden. Mikael führt uns durch die gewaltigen Hallen und dann auf die Festungsanlage. Von hier haben wir einen fabelhaften Blick auf die Stadt. Das Konzept des Hauses ist anspruchsvoll und weit gefasst: Mit Ausstellungen und Events wird der mediterrane Kulturraum interdisziplinär erschlossen. Und das mit Erfolg. Denn das MuCEM ist sehr beliebt bei den Besuchern, seitdem es im Jahre 2013, anlässlich der Ernennung von Marseille zur Europäischen Kulturhauptstadt, eröffnet wurde. Auf der anderen Seite vom Hafen liegt auf einer Anhöhe eine weitere Sehenswürdigkeit: Die Basilika Notre Dame de la Garde. Auch von dort ist der Blick auf Marseille fabelhaft.

Apropos fabelhaft: Die Seife aus Marseille. Typisch ist der massive Würfel aus Olivenöl, das hier ja traditionell gewonnen wird. In einigen Seifenmanufakturen kann man sogar bei der Herstellung zuschauen. Und eine weitere visuelle und auch geschmackliche Attraktion von Marseille ist die Bouillabaisse. Früher ein Reste-Essen der Fischer am Hafen, heute eine Delikatesse für Gourmets. Im „Miramar“ wird dieses Gericht regelrecht zelebriert, sogar in drei Akten. Als erstes werden mir die erlesenen Fische vor der Zubereitung präsentiert. Dann kommt die Suppe aus selbigen auf den Tisch, die mit kleinen Brotschiffchen an Knoblauch garniert wird. Zuletzt kommt das süße Dessert, welches die Fischleckereien optisch nachempfindet. Sehr delikat!

Mehr Infos:

www.marseille-tourisme.com
de.france.fr/de/provence

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