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Wenn die Liebe vorbei ist... // © Ilya Burdun

Aus und Vorbei - Scheidung Wenn die Liebe erlischt...

id - 06.03.2021 - 08:30 Uhr

Es soll der vermeintlich schönste Tag im Leben sein, eine Hochzeit. Natürlich mit allem drum und dran. Da wird unheimlich viel Energie und Zeit in Dinge wie Location, das Outfit, die Gästeliste, das Essen und vieles mehr investiert. Über so etwas wie eine mögliche Trennung möchte man da natürlich keinen Gedanken verschwenden. Doch was, wenn es dann doch eines Tages dazu kommen sollte? SCHWULISSIMO schaut sich das Ganze einmal genauer an.

Seit 2017 haben wir ja die „Ehe für Alle“. Letztendlich wurde damit die bis dahin existierende „Eingetragene Lebenspartnerschaft“ abgeschafft und es gibt eben nur noch die Ehe. Eine Lebenspartnerschaft kann seit diesem Tag nicht mehr eingegangen werden. Jedoch werden bisher geschlossene Partnerschaften nur auf Antrag auch in eine Ehe umgewandelt.

Gibt es vor diesem Hintergrund nun auch zwei verschiedene „Scheidungen“. Das kann man mit einem klaren nein beantworten, denn das Prozedere ist in beiden Fällen das gleiche. Nur die Begrifflichkeiten unterscheiden sich. Während am Ende einer gescheiterten Ehe die Scheidung steht wird bei einer eingetragenen Partnerschaft von einer Aufhebung gesprochen.

Der Ablauf, die Dauer sowie die Kosten einer Scheidung hängen vor allem davon ab, ob die Trennung im Einvernehmen stattfindet oder nicht. Wer sich über die juristischen Fragen zum nachehelichen Unterhalt, den Umgangsrechten für eventuell vorhandene gemeinsame Kinder oder auch Haustiere wie Hunde und die Aufteilung des Hausrats einig ist, spart eine Menge Zeit und Geld – unter anderem weil es nur eines Rechtsbeistands bedarf.

Was auf jeden Fall verpflichtend ist, ist das sogenannte Trennungsjahr. Hier sollte man klare Regelungen finden, vor allem, wenn man vielleicht noch ein gemeinsames Haus oder eine Wohnung bewohnt. Hier ist es von Vorteil, diese Räumliche Trennung schriftlich zu fixieren, um nicht später eine böse Überraschung zu erleben.

Auch eine anwaltliche Vertretung ist – zumindest für einen der beiden Partner Pflicht. Sollte man sich gütlich einigen könne, reicht auch ein Anwalt für beide Parteien, im anderen Fall sollte man sich auf jeden Fall anwaltlich vertreten lassen. Hintergrund ist, dass, damit die Scheidung am Ende vollzogen werden kann, ein entsprechender Antrag beim Familiengericht eingereicht werden muss. Und dieses geht nur über einen Anwalt. Erst wenn dem Gericht die vollständigen Unterlagen zum Versorgungsausgleich vorliegen, kann ein Scheidungstermin festgelegt werden. Dieser ist endgültig und kann nur bei Erbringung eines Nachweises über einen wichtigen Grund (z.B. eine Erkrankung) nochmals verschoben werden. Vor Gericht erfolgt dann die genaue Überprüfung aller Gegebenheiten, so beispielsweise, ob alle Voraussetzungen für eine Trennung gegeben sind. Sollte es Streitigkeiten geben, wird hier versucht, diese einvernehmlich zu lösen. Wenn dieses nicht sofort funktioniert, kann vom Gericht ein weiterer Termin angesetzt werden. Unter Umständen kann sich dadurch eine Scheidung über mehrere Monate oder gar Jahre hinziehen, was für keine Partei wünschenswert sein sollte. Schon aus diesem Grunde sollte man sich über einen Ehevertrag Gedanken machen. Wenn man ihn nicht benötigt, ist dieses wunderbar. Wenn aber doch kann er einem viel Zeit und Stress ersparen.

Am Ende steht dann der richterliche Scheidungsbeschluss. Damit gelten die Ehegatten bzw. in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft lebenden Partner als „geschieden“. Es gibt auch hier die Möglichkeit, Berufung einzulegen, wenn dieses notwendig erscheint. Sollte dieses nicht erfolgen wird der Scheidungsbeschluss rechtskräftig. Sollten die anwaltlichen Vertretungen der Beteiligten erklären, dass sie auf Rechtsmittel verzichten, erlangt der Beschluss sofort Rechtskraft.

"Wohnprinz" Bastian Montgomery // © Privat

Bastian Montgomery (gefühlte 29), auch bekannt als der „Wohnprinz“, hat gerade ebenfalls eine Scheidung hinter sich. SCHWULISSIMO hat sich mit ihm einmal darüber unterhalten.

Basti, seit kurzem ist die Scheidung von dir durch. Aber erzähl uns doch einmal, wie der Weg von der eigentlichen Trennung bis dorthin war. So ein Schritt ist sicher nie einfach, oder?
Nein, natürlich ist das alles andere als leicht. Vor allem weil da so viel Emotionen mit reinspielen, die das Alles noch komplizierter machen. Zum Zeitpunkt der Trennung, habe ich an Scheidung noch nicht gedacht und habe mich deshalb auch gar nicht mit dem Thema und eventuellen Vorbereitungen beschäftigt. Ich möchte in diesem Interview auch nicht für meinen Ex-Partner sprechen, wir versprachen uns eine respektvolle Trennung. Daran halten wir nach wie vor fest.

Man überlegt sich bei einer Hochzeit sicher nicht, was wäre, wenn es am Ende vielleicht scheitert. Würdest du sagen, dass man sich auch über solch eine Eventualität im Vorfeld schon Gedanken machen sollte? Vielleicht mit einem Ehevertrag?
Mit meiner heutigen Erfahrung hätte ich auf jeden Fall einen Ehevertrag gemacht! „Bis das der Tod uns scheidet“ ist oft ein Versprechen, dass sicher sehr romantisch und in dem Moment auch ein reales Gefühl ist. Doch die Realität sieht dann eben manchmal doch ganz anders aus. Ich erinnere mich daran, selbst oft gesagt zu haben, „dass ich mir absolut sicher bin mit ihm und wir keinen Ehevertrag wollen. Das wird für immer halten“ - Das war vielleicht süß, aber rückblickend sehr naiv! Ein Ehevertrag hätte diese ganze Scheidung sicher wesentlich schneller und einfacher gestaltet.

Was viele ja unterschätzen ist, was tatsächlich an so einer Scheidung alles dranhängt. Es ist ja nicht damit getan zu sagen, so, wir trennen uns jetzt. War dir das im Vorfeld alles bewusst und was waren so deine Erfahrungen mit Trennungszeit & Co.? Nimmt man sich beispielsweise Anwälte?
Ich hatte mich damit lange nicht beschäftigt und selbst als das Thema Scheidung angesprochen und das Ziel der Scheidung für uns beide gesetzt war, dachte ich nicht im Traum daran einen Anwalt zu kontaktieren. Das Versprechen der respektvollen Trennung und Scheidung war mir noch präsent im Kopf. Auch hier war ich wieder zu naiv. Denn Emotionen haben manchmal eben doch einen anderen Plan als die Vernunft. Wenn Gefühle verletzt werden oder Erwartungen in diesem Prozess auch nicht erfüllt werden, kann das Ziel schnell vergessen sein und es wird unangenehm. Allein deshalb, aus Respekt und auch um die Nerven beider Seiten zu schonen, war und ist der Anwalt unumgänglich. Soweit ich mich erinnere, gibt es aber ohnehin eine Anwaltspflicht.

Magst du uns auch erzählen, ob es etwas gab, was an dir während dieses ganzen Prozesses vielleicht gezerrt hat?
Ganz klar die Dauer. Dass es so gefühlt unendlich lange gedauert hat. Von der Trennung im Frühjahr 2018 und dem endgültigen und rechtskräftigen Scheidungsurteil im Januar 2021. Da lagen die Nerven oft blank. Denn so eine Scheidung ist halt wirklich keine kleine Sache. Corona hat zum Ende hin sicher seinen Teil dazu beigetragen. Auch meine eigenen Emotionen haben mich teilweise richtig fertig gemacht. Wir waren 14 Jahre zusammen, er war mein erster Partner und auch durch eine Trennung und Scheidung bleiben ja die Erinnerungen. Das volle Programm! Trauer, Wut, Verzweiflung und all das, was zur emotionalen Achterbahnfahrt dazu gehört. Da kann man sich eine noch so respektvolle Trennung/Scheidung versprechen. Aber sobald einer von Beiden den anderen verletzt, kann dieses Versprechen ganz schnell Schnee von gestern werden. Ich habe mich deshalb von einem Therapeuten begleiten lassen. Das war gut.

Wenn wir es richtig in Erinnerung haben, warst du ja bereits mit deinem neuen Partner Holger zusammen. Belastet so etwas auch eine neue Beziehung manchmal?
Diese Scheidung war für uns eine krasse Belastungsprobe. Wir waren oft verzweifelt und die Nerven wurden regelmäßig strapaziert. Er hat als mein Partner ja alles mitbekommen. Aber ich bin sehr dankbar und stolz auf Holger! Egal was war, Holger hat mir den Rücken gestärkt und war manchmal sogar stärker als ich in der Situation. Er hat mir immer wieder Mut gemacht, mich aufgefangen und meine Tränen getrocknet. In schweren Momenten habe ich befürchtet, dass er das nicht lange mitmachen wird. Aber er hat mir das Gegenteil bewiesen. Nachdem er jedoch die Scheidung miterlebt und durchlebt hat, ist dieser Zauber vom unbeschwerten „Heiraten“ wie in einem Disney Film, Pixie Dust von gestern. Doch die Überzeugung eines Ehevertrages teilen wir komplett.

Hast du vielleicht im Nachhinein betrachtet den einen oder anderen Tipp für Paare, die sich ebenfalls gerade in einer Scheidung befinden?
Vor der Hochzeit oder der eingetragenen Lebenspartnerschaft, welche ich ja hatte, unbedingt einen Ehevertrag aufsetzen. Diesen Respekt und diese Vernunft sollte es gegenseitig geben. Außerdem unbedingt mit einem Anwalt sprechen. Allerdings würde ich darauf achten, dem Anwalt klar zu machen, dass man keinen Rosenkrieg wünscht! Egal wie sich die jeweiligen Ex-Partner verhalten. Darauf sollte man sich verständigen. Meine Anwältin hat das super gemacht und war immer sehr ehrlich auch mit mir und meinen Emotionen. Wichtigster Tipp, halte Deine Emotionen in Schach! Reiße Dich am Riemen und wage es bloß nicht, aus einer Emotion heraus Öl ins Feuer zu gießen. Das hinterlässt auf beiden Seiten unnötige Schäden, die man unbedingt verhindern muss. Die Briefe der „Gegenseite“ nicht so „heiß essen, wie sie serviert werden“. Da bin ich meiner Anwältin auch sehr dankbar. Ihre Sachlichkeit und Rationalität haben mir geholfen, Dinge nicht falsch zu verstehen und unnötige Emotionen zu verhindern. Am Ende noch folgender Tipp: Lasse los! Verzichte auch auf Dinge, die für Dich gefühlt alles ausmachen, aber eigentlich keine Relevanz haben.

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