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Umut Kekilli // © vvg

Im Interview Umut Kikelli

vvg - 28.10.2018 - 07:00 Uhr

Umut Kekilli war erfolgreicher Fußballspieler, der in Deutschland und in der türkischen Süper Lig spielte. Durch die Liaison mit Natascha Ochsenknecht nahm er bei einer deutschen Tanzshow teil und kam mit der Boulevardpresse in Kontakt, da die Beziehung einen zu damaliger Zeit ungewohnten Altersunterschied aufwies. 2018 war er im Promi-Big-Brother-Haus.

Umut ist ein türkischer Name - persischer Herkunft. Er kommt als weiblicher und männlicher Vorname vor, aber auch als Familienname. Seine Bedeutung steht für „ein hoffnungsvoller Mensch". Bist du das auch?
Ich war auf jeden Fall ein Wunschkind, meine Eltern wollten nach zwei Mädchen unbedingt einen Sohn. Als ich kam, waren sie froh, denn dadurch wurde auch garantiert, dass der Familienname bestehen bleibt.

Du hast mit 13 Jahren in der Fußball-Jugend von Bayer 04 Leverkusen gespielt; ab 2005 in der vierthöchsten Spielklasse gekickt - u.a. beim 1. FC Köln und Alemania Aachen - und hast von 2006 - 2015 bei drei Vereinen in der Türkei gespielt. Was sind die schönsten Erinnerungen aus dieser Zeit?
Das war die Zeit, als ich meinen ersten Profivertrag unterschrieb, denn damit ging mein Kindheitswunsch in Erfüllung. Schön war auch, wenn man seine Mannschaft mit Toren zum Sieg geführt hat. Und natürlich, dass ich eine Menge interessanter Profispieler kennen lernen konnte, mit denen ich heute noch Kontakt habe.

Wie mit Lukas Podolski?
Ja genau. Ich war Anfang des Jahres bei RTL im Studio für „Punkt 12“; das hatte Lukas in Japan gesehen und ich erhielt von ihm über Instagram ein lachendes Tränchen-Smilie. Als Teenager sind wir beide übrigens an Karneval nach dem Training unverkleidet durch die Stadt gezogen und wollten von den Mädels ein paar Küsschen ergattern. Leider wollten die alle mit uns nichts zu tun haben.

Wenn die geahnt hätten, wer ihnen da durch die Lappen ging - das war aber nicht der Grund, warum du die Fußballschuhe an den Nagel gehängt hast, oder?
Nein, ich war ja viele Jahre lang Profi in der Türkei. Ich habe Deutschland einfach vermisst und bin dann nach Berlin zurück, um dort mit meiner Ex-Freundin zusammen wohnen zu können.

War dein Wunsch, Fußballer zu werden, auch der deiner Eltern?
Die haben sehr früh erkannt, dass ich Talent dazu hatte. Mein Vater hat mich schon als 5-Jähriger in einem Club angemeldet. Ich war zwar der kleinste, aber gleichzeitig auch der beste Spieler. Der Trainer hat mich immer gelobt und meine Eltern haben sich jedes Spiel angesehen, sie waren stolz auf mich. Als dann die Angebote folgten, haben sie mich sehr gefördert.

Siehst du dich als Deutscher, als Türke oder als Deutsch-Türke?
Ich habe die doppelte Staatsbürgerschaft und besitze auch beide Pässe. Eigentlich bin ich Deutscher, ein echter Kölsche Jung. Aber da ich anders aussehe und andere Wurzeln habe, kann man auch Deutschtürke sagen; zumindest bin ich mit beiden Kulturen aufgewachsen.

Gibt es eine gesellschaftliche Entwicklung, die dir Sorgen macht?
Es ist schade, wie sich die Türkei entwickelt. Allein der Verfall der Lira macht es den türkischen Menschen schwer. Die Armen wissen nicht, wie sie den nächsten Tag überleben sollen und die Reichen machen sich die Taschen voll. Ich würde mir wünschen, dass die Politiker dafür eine Lösung finden.

Wie würdest du dich verhalten, wenn der türkische Präsident dich – wie vor kurzem Mesut Özil – um ein gemeinsames Foto bitten würde?
Ich würde freundlich dankend ablehnen, weil ich nicht hinter seiner Politik stehe.


Was würdest du politisch ändern, wenn du könntest?
Die Türkei entwickelt sich in ein muslimisches Land. Ich fände es besser, wenn sich die Türkei in Richtung Europa entwickeln würde, wenn die Mehrheit der Menschen europäisch denken würde, so wie es in den Großstädten Istanbul, Antalya und Izmir schon lange gelebt wird. Für Deutschland finde ich es schade, dass durch die große humanitäre Geste von Angela Merkel, 100tausende Flüchtlinge aufzunehmen, die rechten Gruppierungen inklusive der AfD so einen Zuspruch bekommen haben.

Du warst mit Unterbrechungen fast neun Jahre lang mit einer Deutschen liiert und bist dadurch in die bunte Welt der Klatsch-Presse geraten. Fühlt man sich da wohl? Macht diese Art der Aufmerksamkeit „süchtig“?
Im Gegensatz zu denen, die da unbedingt hineinwollen, bin ich da reingeraten, weil unser Altersunterschied doch in einem ungewohnten starken Kontrast stand. Das war in Deutschland schon ein großes Thema. Anfangs war mir das sehr unangenehm, weil ich ständig beobachtet wurde. Aber dadurch, dass ich auch eine Menge toller Leute kennen lernte, hat es dann auch wieder Spaß gemacht.

Für einige dürfen weder zwei Männer, noch zwei Frauen zusammen sein und eine reife Frau darf sich keinen Toyboy halten. Hattest du je das Gefühl, dass Menschen anders hinter deinem Rücken sprechen, als wenn sie vor dir stehen?
Manchmal hatte ich das Gefühl. Ich habe auch Sprüche wie „Der nutzt sie doch nur aus.“ oder "Das passt doch gar nicht." zu hören bekommen, das war schon enttäuschend. Meine Familie war zuerst auch dagegen, weil sie nicht damit gerechnet hat, dass die Beziehung so lange halten würde. Aber ich habe klar gemacht, dass das meine Entscheidung ist und dass mir – wenn ich eine Person liebe – egal ist, welches Alter oder welche Religion sie hat. Das spielt nämlich in der Liebe keine Rolle und das haben sie akzeptiert. Neider gibt es immer und die reden auch ständig hinter dem Rücken anderer. Letztendlich wussten viele, dass es uns sehr ernst war und wir keine Schau-Beziehung führten. Wir waren leider eines der ersten Paare, wo ich als Mann der jüngere war; das ist inzwischen auch normaler geworden.

2015 bist du vom Fuß-Ball zum Tanz-Ball gewechselt: nämlich mit deiner Ex zur Show „Stepping Out“, hattest du auch da das richtige Ball-Gefühl?
Ich war nie der große Tänzer. Ich habe zwar immer gerne Musik gehört, aber ich konnte mich nie richtig bewegen. Ich glaubte aber, dieses Neuland easy zu meistern. Im TV sieht das immer so leicht aus, aber es war eine große Herausforderung, echte Schwerstarbeit und sehr anstrengend. Unser Tanz war dann ja auch gleich nach der ersten Runde zu Ende. Das war schon demotivierend.

In diesem Jahr warst du Gast im Promi Big Brother Container, Was war das Schwierigste?
Mit Leuten zusammen zu leben, die man gar nicht kennt. Und man lernt Sachen zu schätzen, die man im normalen Leben nicht mehr wahrnimmt: Wie ein eigenes Bett, oder das Besteck. Dass man rund um die Uhr beobachtet wird und aufs Handy verzichten muss, hat man nach dem zweiten Tag völlig ausgeblendet.

Die Insassen kannten sich nicht untereinander, selbst eine Cora Schuhmacher blieb unerkannt. Und die Zuschauer amüsieren sich über die No-Name`s. Was glaubst du, macht einen Menschen zum Promi?
Das sind Leute, die beruflich in der Öffentlichkeit stehen oder die im Leben etwas erreicht haben. Leider gibt es durch zu viele TV-Formate auch zu viele Kurzzeit-Promis. Es scheint so leicht, prominent zu werden. Man zählt nur noch die Likes und Follower und meint, man sei jetzt ein Promi. So was geht nie gut, das hält nicht lange an.

In solchen Formaten muss man eigentlich auffallen - du dagegen warst sehr ruhig?
Bei 24 Stunden Filmmaterial kann nicht alles gezeigt werden; da haben die Cutter schon einige Möglichkeiten, Personen hervorzuheben oder „unsichtbar“ zu machen. Mir wollte man die „Rolle“ des Gigolo zuweisen, aber die Chemie untereinander führt doch die eigentliche Regie. Dazu kommt, dass andere vom Beruf her Entertainer sind, die wissen sich in Szene zu setzen.

Umut Kekilli // © vvg

Deine Ex war zuvor auch im Big-Brother-Haus und danach im Dschungel. Sieht man dich demnächst im Dschungelcamp?
Das heißt ja nicht, dass ich jetzt auch alles machen muss, was sie gemacht hat. Mir war wichtig, dass die Leute mich im Big Brother Haus als Umut kennen lernen und nicht als „Ex von …“. Ich wollte meinen eigenen Weg gehen. Im Nachhinein bin ich froh, mitgemacht zu haben, denn das Feedback danach war wirklich sehr positiv.

Wir sind ja ein Gay-Magazin, wie stehst du zu dem Thema?
Ich bin da sehr offen und habe viele schwule Freunde. Ich war gerade mit Patrick Lindner auf dem Oktoberfest. Da erkannte man schon an den Blicken der Leute die Frage „Woher kennen die sich denn?“ Ich habe in Berlin am Lützow-Platz gewohnt; wenn ich da mit dem Hund Gassi ging, wurde ich oft mit Blicken verfolgt – was mir aber nicht unangenehm war.

Du warst lange in der Türkei, wie ist dort das Gay-Life?
Es heißt ja oft „Türkische Männer sind nicht schwul!“ Das ist eine verkehrte Denkweise, denn es gibt dort auch offen schwul lebende Schwule. Aber viele fühlen sich unterdrückt, sie trauen sich aus Angst vor eventuell anstehenden Problemen nicht, dazu zu stehen.

Hat dich nie ein anderer Mann angemacht?
Ich bin oft angesprochen worden. Einmal, mit 16, ist mir ein Ledertyp gefolgt, da hatte ich sogar etwas Angst. Ansonsten habe ich viele nette Sprüche und Komplimente bekommen. Darüber hinaus ist aber nie weiteres passiert.

Wann hattest du denn dein "Erstes Mal "?
Ungefähr zu der Zeit, als mich der Ledertyp verfolgte.

Man spricht zwar von Mann-Deckung, fällt sich in die Arme – trotzdem gibt es keinen offen schwul lebenden Fußballspieler?
Die trauen sich erst nach der Karriere darüber zu reden, weil sie Angst haben, dass sie den Druck nicht aushalten, den Fußball einfordert. Das ist in der Gesellschaft noch nicht angekommen. Man weiß, dass es schwule Fußballspieler gibt, aber die werden sich heutzutage in ihrer Spielzeit nicht outen.

Ob Schwul oder Hetero - welchen Promi würdest du gerne einmal näher kennen lernen?
Ich habe in Berlin bei der Premiere des Films „The Counselor“ Brad Pitt getroffen; das ist ein Mann, bei dem ich Wow sage. Auch der Hollywood-Schauspieler Ryan Gosling ist ein sehr cooler Typ. Und natürlich - und den habe ich auch schon persönlich kennen lernen dürfen - David Beckham. Das ist ein super Typ, ein gutaussehender Mann, den ich bewundere. Er war optisch und modisch ein großes Vorbild, wegen ihm habe ich auch ein Ohrloch.

Und wenn David jetzt gefragt hätte, ob du mit ihm in die Kiste willst?
(lacht) Hallo, ich bin doch kein Mann für eine Nacht! Wenn dann fest mit Heirat und allem Drumherum; ansonsten läuft nichts.

Hast du Angst vor dem Älterwerden?

Nein, eigentlich nicht. Erstaunlicherweise höre ich gerade, ich wäre wie Wein: Je älter ich werde, umso besser würde ich. Das hört man doch gerne.

Vom Wein zum Weinen, kannst du das?

Ich glaube schon, dass ein richtiger Mann auch weinen kann. Ich habe übrigens zuletzt beim Film „La La Land“ geweint - und nicht nur wegen Ryan Gosling. Wenn mir etwas unter die Haut geht, dann weine ich. Warum auch nicht?

Was bringt dich zur Weiß-Glut?

Wenn Leute andere zu schnell und falsch beurteilen oder Lügengeschichten verbreiten. Außerdem mag ich keine Schwätzer; Leute, die sich anders darstellen, als sie sind. Und ich hasse Unpünktlichkeit.

Was steht demnächst auf deiner To-Do-Liste?

Ich mach mich gerade mit „Maloa - Hawaiian Poké Bowl“ selbständig. Es ist das hawaiianische Nationalgericht und das Lieblingsessen von Barack Obama. Das gibt es bereits in Berlin - ich bringe es jetzt nach Köln und werde auch selber mit im Laden sein. Die Lage ist fantastisch: Es sind die legendären Räume, in denen auch schon mein Freund Ralph Morgenstern sein Café hatte. Ich freue mich riesig auf diesen neuen Lebensabschnitt. Wer mich sehen möchte, kommt gerne vorbei - wer meine öffentlichen Auftritte verfolgen möchte, hat dazu auf Instagram die Gelegenheit.

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