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Barbra Streisand // © Russell James

Barbra Streisand Ihr Leben und ihr neues Album „Walls“

ms - 30.11.2018 - 07:00 Uhr

Die Ankündigung eines neuen Albums der Diva Barbra Streisand ist schon eine kleine Sensation, denn seit langer Zeit hat man von der Sängerin und Schauspielerin nichts mehr gehört: „Walls“ hat also das Potential zum „Comeback des Jahres“ zu werden.

Denn es gibt wenig Stars, auf die das Etikett „Legende zu Lebzeiten“ zutrifft, doch bei Barbra Streisand trifft es hundertprozentig zu. Nun, mit 76 Jahren, veröffentlicht sie am 02. November 2018 ihr neues Album unter dem Titel „Walls“. Es ist das erste Werk mit neuen Songs seit dem Jahr 2005 und die erste Single daraus, die den Titel „Don’t Lie To Me“ trägt, ist bereits erschienen: Die dramatische Ballade mit Pianoläufen lässt ihre charakteristische Stimme erneut markant erstrahlen und der Refrain schraubt sich gar zu einer modernen Popmelodie. „How can you sleep when the world is burning?“ singt Streisand darin und das ist der Tenor des Albums „Walls“, das zugleich Kritik an der aktuellen Weltlage sowie Politik ist, aber auch ein Plädoyer für eine offene Gesellschaft, die an so vielen Orten weltweit bedroht ist.

Barbra Streisand // © Kevin Mazur

Auf „Walls“ finden sich neben drei von Streisand selbst geschriebenen Songs auch Coverversionen wieder, die allesamt diesen Protest- und Friedensgeist in sich tragen wie John Lennons Klassiker „Imagine“, Louie Armstrongs Evergreen „What A Wonderful World“ und die Komposition „What The World Needs Now“. Was die Welt nach Ansicht von La Streisand nun bräuchte, ist Widerstand gegen Ungerechtigkeit. Die Politik von US-Präsident Donald Trump machte es laut ihr nötig, einen solchen Song wie „Don’t Lie To Me“ zu schreiben, die Wut auf dessen Wirkung und Spaltung der US-Gesellschaft setzte in ihr eine neue Energie frei. Im Lied selbst nennt sie zwar nicht den Namen Trump, aber es ist klar, dass sie ihn damit meint, wenn sie darin von einem mächtigen Mann singt, "der die Fakten ändert, um seine Taten zu rechtfertigen“.

1977 war Streisand die erste Frau, die mit einem Oscar für die Komposition eines Songes ausgezeichnet wurde, nämlich das Lied „Evergreen – Love Theme From A Star Is Born“. Und auch dass dieser Film Ende 2018 mit Lady Gaga in der Hauptrolle neu verfilmt wurde, brachten die unglaublichen schauspielerischen und gesanglichen Leistungen von Streisand wieder in Erinnerung, denn für „Funny Girl“ bekam sie 1986 einen zweiten Oscar, diesmal als Hauptdarstellerin. Im Laufe ihrer Karriere kamen unzählige Preise dazu, darunter fünf Emmys, elf Golden Globes und zehn Grammys. Und dass sie in Sachen US-Präsidenten durchaus eine deutliche Meinung haben darf, zeigt die Tatsache, dass zwei Vorgänger Trumps sie mit allerhöchsten Ehren auszeichneten: Barack Obama verlieh ihr den höchsten zivilen Orden der Vereinigten Staaten, die „Presidential Medal of Freedom“ und Bill Clinton zeichnete sie 2000 mit der „National Medal of Arts“ aus. Zu ihren erfolgreichsten Filmen gehören Klassiker wie „Hello, Dolly!“, „Is’ was, Doc?“, „Yentl“, „Nuts... Durchgedreht“ oder „Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich“. Zu vielen Filmen steuerte sie auch den Soundtrack bei, genauso wie zu diversen Musicals. Darüber hinaus kann Barbra Streisand auf eine beeindruckende Musik-Karriere zurückblicken, die bis ins Jahr 1963 zurückreicht. Zu ihren unvergesslichen Songs gehören Klassiker wie „Woman In Love“, „Evergreen“, „Somewhare“, „The Way We Were“, „Papa, Can You Hear Me?“, „What Kind Of Fool“ oder „Tell Him“. In sechs aufeinander folgenden Jahrzehnten schaffte sie zudem das Unglaubliche – nämlich immer Nummer-Eins-Alben herauszubringen.

Nun gibt es also seit 2005 neues Material von Streisand auf dem Album „Walls“ zu hören – und man muss kein Wahrsager sein, wenn man auch diesem einen Nummer-Eins-Status prophezeit: Darauf verbindet sie, was sie schon immer in ihrer Musik forderte – Melodienverliebtheit mit Nachdenklichem. Für die Produktion und die Arrangements des Albums zeichnen sich Walter Afanasieff, John Shanks und David Foster verantwortlich, die allesamt Grammy-Preisträger in der Kategorie „Produzent des Jahres“ sind. Ebenso verpflichtete Streisand das „Songwriter Hall of Fame“-Mitglied Desmond Child für das Werk.

Man merkt, dass Streisand eine Frau und Künstlerin ist, die stets alles unter Kontrolle haben will: Kein Wunder, dass die Musiklegende im Laufe der Zeit 52 Gold-, 31 Platin- und 13 Mehrfach-Platin-Alben-Auszeichnungen einsammeln konnte. 34 ihrer Longplayer konnten sich darüber hinaus in den US Top Ten platzieren. Doch neben all diesen Fakten gibt es einen Grund mehr, warum Streisand zu den größten ihrer Branche zählt: Ihr Engagement und Einsatz für die LGBTIQ*-Szene und ihr unvergleichlicher Humor machen aus ihr keine Diva mit Starallüren, sondern einen Star zum Anhimmeln. Und es ist gut und wichtig, dass sie auf „Walls“ wieder klar Position bezieht, denn in Zeiten der Politiker Trump, Erdogan oder Putin muss man auch als Künstler Haltung bewahren – und genau das tut Barbra Streisand mit Anmut und Eleganz. Und so sagt Barbra Streisand auch zu dem Track „Don’t Lie To Me“: "Ich musste diesen Song schreiben. Es ist meine Art von Protest gegen diese unerhörte Zeit in unserer Geschichte“ und aus diesem Drang entstanden auch die vielen von ihr geschriebenen Lieder auf „Walls“: "Diese Zeiten geben mir Energie. Musik gibt mir die kreative Möglichkeit, meine Gefühle auszudrücken".

Streisand ist bekennende US-Demokratin, doch sie singt auch für diejenigen Menschen, die weltweit Angst vor einer Spaltung der Gesellschaft haben und die um die Demokratie und Freiheit in ihren Ländern kämpfen wollen. „Walls“ ist damit ein Aufruf politisch und gesellschaftlich klare Positionen zu beziehen und dass man Protestsongs nicht nur der wütenden Jugend oder dem Punk oder Rock überlassen muss, zeigt Barbra Streisand mit der ihr eigenen Grandezza. Mit ihrer unverkennbaren Stimme und ihrem unverwechselbaren Stil beweist sie, dass auch Genres wie Pop oder Musical sich politisch äußern können und macht sie somit auch wieder relevant.

Überhaupt hat Streisand längst bewiesen, dass man eben auch „anders“ sein kann und dennoch zum Superstar wird: Oft wegen ihrer angeblich zu großen Nase und ihrem Silberblick belächelt, wurde Streisand im Laufe der Zeit zum strahlend schönen Star abseits einer Beauty-Norm in Hollywood. An ihr kommt man nicht so leicht vorbei, wenn man über die größten weiblichen Popstars oder die größten Schwulenikonen spricht. Zu Beginn ihrer Karriere trat sie in New Yorker Gay Clubs auf und arbeitete sich zu einer der mächtigsten Frauen im US-Unterhaltungsbusiness hoch. Einen großen Teil ihres Erfolges verdankt sie ihrer markanten Stimme, die nicht nur technisch makellos ist, sondern über eine ganz besondere Färbung verfügt. Streisand kann samtig und stahlhart singen, sie klingt mal verletzlich, mal fordernd und ihre Stimme ist durchschneidend, aber auch hauchend. Charakteristisch sind zudem ihre dramatische Phrasierung und ihr authentischer Soul. Über welche andere weibliche Stimme lässt sich derartiges schon sagen?

Aber auch ihr Privatleben ist schillernd und die Liste ihrer Geliebten lang sowie wohlklingend: Im Laufe der Zeit war sie mit Omar Sharif, Ryan O’Neil, Steven Spielberg, Don Johnson, Andre Agassi, Liam Neeson oder James Brolin liiert. Aus der Ehe mit Elliot Gould ging ihr homosexueller Sohn Jason hervor. Ihre angeblich zu große Nase störte offenbar keinen ihrer Partner und Streisand gab auch nie dem Drängen diverser Hollywood-Bosse nach, sich einer Schönheitsoperation zu unterziehen – sie machte etwas viel Cleveres, sie machte aus ihrer Nase einfach ihr Markenzeichen. Die vielseitige Künstlerin spricht im Übrigen sehr gut Deutsch, ihre Vorfahren stammen aus Österreich und eigentlich heißt sie „Barbara“. Mit 18 Jahren entschied sich die selbstbewusste Streisand jedoch für die ungewöhnliche Schreibweise „Barbra“, um einzigartig zu sein. Eigenwillig setzte sie sich auch im Teeniealter gegen ihre Mutter durch, die sie als Sekretärin in einem „sicheren“ Job sehen wollte. Doch Streisand sicherte sich lieber erste kleine Engagements in diversen Clubs der Metropole New York und von dahin ging es karrieretechnisch bergauf: Ihr Debüt als singende Schauspielerin feierte sie auf dem Broadway im gefeierten und gelobten Musical "I Can Get You For Wholesale“. Ihr erstes Album – wiederum selbstbewusst "The Barbra Streisand Album“ genannt – bekam gleich einen Grammy und von da an arbeitete sie mit vielen berühmten Künstlern wie den Bee Gees oder Donna Summer zusammen. Und auch im Filmbusiness hat sie das Sagen, denn sie gründete einfach ihre eigene Firma namens „Barwood“ – auch hier ist wieder Selbstbewusstsein im Namen überdeutlich – und betätigt sich dort als Produzentin, Regisseurin und Hauptdarstellerin. Im Laufe der Zeit arbeitete sie natürlich auch mit den größten Hollywoodstars zusammen wie zum Beispiel Gene Kelly, Ryan O'Neal, Robert Redford, Sydney Poitier, Kris Kristofferson oder Nick Nolte.

Das Erstaunlichste an dieser Laufbahn ist jedoch, dass Streisand stets eine skandalfreie und dennoch spannende Entertainerin geblieben ist. Die Verwandlung vom „Girl“ zur „Lady“ hat sie bewundernswert hinbekommen, genauso wie sie sich ihr eigenes Märchen vom „hässlichen Entlein“ schrieb, das sich in einen strahlenden Superstar verwandelte. Bis heute ist sie ein Publikumsmagnet geblieben, alle ihre Konzerte sind binnen Sekunden ausverkauft, alle ihre Alben werden Welterfolge. Das wird auch bei „Walls“ so sein.

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