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Rote Karte für die FIFA!

Rote Karte für die FIFA! Die FIFA hat jede Glaubwürdigkeit in puncto LGBTI*-Menschenrechte verspielt

ms - 25.11.2022 - 12:00 Uhr

Mit eindringlichen Worten üben jetzt die internationalen LGBTI*-Verbände ILGA World sowie ILGA Asia scharfe Kritik an FIFA-Chef Gianni Infantino und fordern die sofortige Einhaltung der Selbstverpflichtung zur Nichtdiskriminierung und den allgemeinen Menschenrechten. In dem offenen Brief stellt der internationale Zusammenschluss von mehr als 1.800 LGBTI*-Organisationen aus über 160 Ländern die Glaubwürdigkeit und das Engagement der FIFA für die Menschenrechte in Frage.

Glaubwürdigkeit am Ende

So erklärten die beiden LGBTI*-Weltverbände konkret: "Die Fußballweltmeisterschaft der Männer in Katar hat gerade erst begonnen, und die Glaubwürdigkeit der FIFA in Bezug auf ihr Engagement für die Menschenrechte ist schon jetzt völlig fragwürdig. Viele LGBTI*-Fußballfans aus der ganzen Welt fragen sich, ob sie die Spiele sicher hätten genießen können. Es hat nur wenige Tage gedauert, bis die zweideutigen Zusicherungen der FIFA und des Obersten Komitees von Katar unter dem Gewicht der entsetzlichen Aussagen und Handlungen zusammengebrochen sind. Wenn Sport die Kraft hat, Menschen in Gleichheit zusammenzubringen, dann versagt diese Männer-WM auf spektakuläre Weise!"

Unfair gegenüber LGBTI* und den Fußballern selbst

Die Handlungsweise der FIFA sei dabei in vielfacher Weise nicht nur unfair gegenüber LGBTI*-Menschen, sondern auch gegenüber den internationalen Fußballern selbst, die gezwungen würden, zwischen der Fairness im Spiel und der LGBTI*-Solidarität wählen zu müssen – dabei bezieht sich die ILGA explizit auch auf das peinliche Debakel rund um die One-Love-Armbinden. Damit nicht genug zeigt sich bereits nach den ersten Tagen, wie strikt die katarischen Behörden auch gegen Fans vorgehen, die beispielsweise bewusst oder unbewusst Accessoires mit Regenbogenmotiven bei sich tragen. Es folgt zumeist die sofortige Konfiszierung.

Einmal mehr würde Katar beweisen, wie ernst sie es nach wie vor damit meinen, dass Homosexualität eine Geisteskrankheit sei, die aus ihrer Sicht zurecht mit mehrjährigen Haftstrafen belegt wird. Alle diese Vorfälle geschehen, während das „Echo Ihrer fragwürdigen Rede, mit der Sie Katars Menschenrechtsbilanz zu verteidigen versuchten, noch nicht verhallt“ ist, so die ILGA weiter.

Menschenrechte ade

In dem Schreiben heißt es weiter, dass trotz der FIFA-Nachhaltigkeitsstrategie für die Weltmeisterschaft und der Anwesenheit einer unabhängigen Arbeitsgruppe für Menschenrechte "die Taten lauter sprechen als die Worte und frühere Zusicherungen bezüglich der Meinungsfreiheit und Nichtdiskriminierung bei dieser Weltmeisterschaft nicht eingehalten werden. Trotz der vielen Treffen, die die FIFA im Laufe der Jahre mit Menschenrechtsorganisationen abgehalten hat, und der Zusagen, die gemacht wurden, ist das, was jetzt geschieht, äußerst besorgniserregend und sollte mit größter Dringlichkeit angegangen werden."

Umdenken jetzt!

Die Gruppe der 1.800 LGBTI*-Organisationen fordert so ein Umdenken der FIFA: "Wir vertrauen darauf, dass die FIFA von nun an ihren Kurs ändert, alles in ihrer Macht Stehende tut, um sich sinnvoll für die Menschenrechte für alle einzusetzen und das Vertrauen wiederherzustellen, das in diesen Tagen und Monaten so schwer beschädigt wurde.“ Eine Forderung, die wahrscheinlich ungehört verhallen dürfte, außer der Druck wird auch anderweitig immer größer.

Ein Faktor dürfte die Tatsache sein, dass die TV-Quoten auf einem sehr niedrigen Niveau stagnieren, viele Menschen wollen diese WM nicht sehen – das dürfte am Ende der FIFA gerade mit Blick auf ihre internationalen Sponsoren mehr schaden als jede Diskussion um Menschenrechte. Dr. Nas Mohamed, der einzige öffentlich lebende schwule Katari der Welt, erklärte derweil der britischen Presse: "Ich werde nie wieder nach Katar zurückkehren. Ich bin sicher, dass ich mein Leben verlieren würde. Jedes Land, das eine Mannschaft nach Katar schickt, muss seine Regierung jetzt bitten, eine Petition an die FIFA zu richten!"

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