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Streit um Pride-Farben
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Streit um Pride-Farben Regenbogenfarben seien eine Beleidigung!

ms - 25.05.2023 - 10:00 Uhr

Der Schweizer Uhrenhersteller Swatch hat kurz vor dem Pride-Monat Juni eine Pride-Kollektion herausgebracht – in Malaysia haben die Behörden jetzt in allen Geschäften des Unternehmens in der Hauptstadt Kuala Lumpur alle regenbogenfarbenen Uhren beschlagnahmt. Die Pride-Farben seien dabei nicht mit der Verfassung des Landes in Einklang zu bringen, in dem Homosexualität noch immer illegal ist und mit bis zu zwanzig Jahren Gefängnis und Stockschlägen bestraft wird. Ebenso verboten sind öffentliche Auftritte von Schwulen und Lesben in den Medien.

Alle Pride-Uhren beschlagnahmt

Nachdem die Behörden offenbar über Social-Media auf die Pride-Kollektion aufmerksam wurden, veranlassten sie eine Razzia in allen Uhrengeschäften der Schweizer Firma. Dabei wurden zahlreiche Uhren mit einem Gesamtwert von mindestens 14.000 US-Dollar beschlagnahmt. Im Vorfeld war online auch hitzig über ein geplantes Coldplay-Konzert im November dieses Jahres diskutiert worden – die Band erklärte, sie wolle sich für die Rechte von Homosexuellen vor Ort einsetzen. Swatch wiederum unterstützt die Band.

Regenbogenfarben schaden nicht

Das Schweizer Unternehmen selbst zeigte sich fassungslos ob dieser Maßnahme. Nick Hayek, CEO der Swatch Group, erklärte: "Wir bestreiten entschieden, dass unsere Uhrenkollektion in Regenbogenfarben und mit einer Botschaft des Friedens und der Liebe für irgendjemanden schädlich sein könnte. Wir fragen uns allerdings, wie die Vollzugsbehörde des Innenministeriums die vielen schönen natürlichen Regenbögen konfiszieren will, die tausendmal im Jahr am Himmel Malaysias auftauchen.“ Man sei besorgt über eine solche Aktion und wolle sich weiterhin für Diversität einsetzen, so Hayek. Und die Marketing-Managerin von Swatch Malaysia, Sarah Kok, bekräftigte, dass die Bestände auf Anweisung des Schweizer Hauptquartiers in allen Geschäften in Kuala Lumpur wieder aufgefüllt werden.

Regenbogen mit zu wenig Farben?

Das Innenministerium indes hat die Betreiber der Swatch-Filialen inzwischen vorgeladen, die Strafverfolgung habe begonnen, so die Nachrichtenagentur AFP. Die Beamten stützen sich dabei auf ein Gesetz aus dem Jahr 1984, das die Veröffentlichung von beleidigenden Inhalten verbietet. Dazu erklärte ein Sprecher des Ministeriums weiter, dass es sich bei den Farben auf den Swatch-Uhren nicht um einen „normalen“ Regenbogen handele, denn hier seien nur sechs Farben zu sehen, ein natürlicher Regenbogen habe indes sieben Farben. Somit handele es sich seitens der Schweizer Firma eindeutig um LGB-Werbung.

Situation für Homosexuelle verschlimmert sich

Malaysia hat ein zweigleisiges Rechtssystem, in dem das islamische Straf- und Familienrecht für Muslime (Scharia) neben dem Zivilrecht existiert – in beiden ist Homosexualität noch immer illegal, auch wenn in den letzten Jahren immer wieder hitzige Diskussionen um eine mögliche rechtliche Legalisierung aufgeflammt sind. Immer wieder ist es zuletzt auch zu brutalen Razzien in Clubs und Bars gekommen, die Treffpunkte für Homosexuelle sind. Menschenrechtsgruppen haben in den letzten Jahren ihre Besorgnis über die wachsende Intoleranz Malaysias gegenüber der schwul-lesbischen Community zum Ausdruck gebracht.

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