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Warnung vor Dating-App
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Warnung vor Dating-App Mindestens vier Schwule wurden bisher in London betäubt und ausgeraubt

ms - 02.02.2023 - 14:00 Uhr

Die Metropolitan Police in London warnt jetzt eindringlich schwule Männer, die die App Grindr sowie andere Dating-Portale leichtfertig und unbedarft zu benutzen. Im Januar häuften sich Überfälle gegenüber Homosexuellen, die sich zuvor über die Dating-Plattform mit einem Fremden zu einem Date verabredet hatten.

Betäubt und brutal ausgeraubt

Die Methode scheint stets die gleiche zu sein: Über Grindr verabreden sich die Männer zumeist in der Wohnung des potenziellen Opfers. Mit Hilfe eines Betäubungsmittels werden die Schwulen dann bewusstlos gemacht und anschließend ausgeraubt, so die Londoner Ermittler weiter. Die Polizei spricht von einer ganzen Reihe von “erschreckenden Einbrüchen“ in ganz London, die in den ersten zwei Wochen seit Neujahr in der britischen Hauptstadt dokumentiert worden sind. Dabei verteilen sich die Überfälle in der ganzen Stadt, die bisher vier bekannten schwulen Opfer kamen aus den Stadtteilen Hounslow, Brentford, Hampton und Bromley.

Weitere Opfer vermutet

Die Opfer wurden dabei mit einer “giftigen Substanz“ betäubt, weitere Einzelheiten dazu gab die Polizei noch nicht bekannt. Alle schwulen Opfer haben glücklicherweise keine bleibenden Schäden davongetragen und arbeiten derzeit mit den Beamten zusammen, um die Ermittlungen zu unterstützen. Die Metropolitan Police vermutet, dass es noch weitere Opfer geben könnte, die sich noch nicht gemeldet haben, so Detective Superintendent Dan O'Sullivan: "Wir gehen davon aus, dass zwischen Neujahr und dem 9. Januar noch weitere Opfer ins Visier genommen wurden, die sich aber aus persönlichen Gründen nicht melden wollten. Wenn Sie Opfer geworden sind, können Sie sich vertrauensvoll an uns wenden oder mit einem Beamten aus der LGBTQ-Community sprechen.“

Sind die Täter auch in anderen Ländern aktiv?

Die ersten Hinweise gehen davon aus, dass die zwei möglichen Verdächtigen aktuell aus England geflohen sind – eine letztgültige Entwarnung gebe es allerdings noch nicht. Es wäre gut möglich, dass die Täter nach einigen Wochen erneut zuschlagen werden – auch denkbar wäre, dass die Kriminellen die gleiche Vorgehensweise in anderen Ländern wie auch Deutschland versuchen könnten. Die beiden Männer, die für diese Verbrechen verantwortlich sein sollen, wurden als ein schwarzer Mann von kräftiger Statur und ein schlanker, braungebrannter weißer Mann beschrieben, die beide Spanisch sprachen.

Vorsichtsmaßnahmen beim Dating

Die Londoner Polizei betont zudem, dass die Beamten eng mit der LGBTI*-Community vor Ort zusammenarbeiten, um bei weiteren Gefahren zeitnah und schnell reagieren zu können. In diesem Zusammenhang bittet die Polizei schwule Nutzer der App, einige grundsätzliche Sicherheitsmaßnahmen im Auge zu behalten, bevor man sich mit einem fremden Date-Partner verabredet. Trifft man sich mit dem anderen Mann auswärts, ist es sinnvoll, den Standort und mögliche Screenshots und Bilder des Dating-Partners und seines Profils oder seiner Telefonnummer vorab mit einem guten Freund zu teilen, der notfalls die Polizei alarmieren könnte. Lädt man den fremden Mann zu sich nach Hause ein, sollte man sein Date nicht unbeaufsichtigt lassen und auch seinen Drink immer im Auge behalten.  

Erinnerungen an Londoner “Grindr-Killer“

Die jüngsten Vorfälle erinnern an den Serienmörder Stephen Port, der als “Grindr-Killer“ in die britische Kriminalgeschichte einging. Port hatte sich ebenso via Grindr mit jungen schwulen Männern verabredet, diese anschließend betäubt, ausgeraubt und mit einer Überdosis GHB (Liquid Ecstasy) ermordet. Zwischen 2014 und 2015 hat Port so mindestens vier Homosexuelle getötet, wobei vielerorts inzwischen davon ausgegangen wird, dass es weitere Todesopfer gab, die als einfacher Todesfall mit Überdosis in die Polizeistatistik eingegangen sind.

Bis heute kämpfen Hinterbliebene der vier toten Männer um eine lückenlose Aufklärung, da sich die Hinweise immer mehr verdichteten, dass die Londoner Polizei aufgrund von Homophobie vielen Hinweisen gar nicht oder viel zu spät nachgegangen sei. Die Metropolitan Police befindet sich deswegen auch seit letztem Jahr unter besonderer Beobachtung seitens dem Unabhängigen Büro für polizeiliches Verhalten (IOPC). Port wurde für die vier nachgewiesenen Morde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

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