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Der Kanton Wallis stellt Aktionsplan gegen Diskriminierung vor

Die Schweiz wird „queerer“ Der Kanton Wallis stellt Aktionsplan gegen Diskriminierung vor

ms - 14.01.2022 - 11:42 Uhr

Ein neuer Aktionsplan gegen die Diskriminierung von LGBTI*-Menschen soll ab jetzt im schweizerischen Kanton Wallis die Lebensrealität queerer Menschen deutlich verbessern. Bisher ist der Kanton der erste in der Alpenrepublik, der einen expliziten Plan zur Stärkung der Rechte von LGBTI* vorlegt. Die Hoffnung ist groß, dass diese Signalwirkung auch in anderen Kantonen Anklang findet.

Wie ernst es der Kanton Wallis damit meint, zeigt allein die Tatsache, dass extra dafür eine neue Stelle im Amt für Gleichstellung und Familie (KAGF) geschaffen worden ist und die Maßnahmen selbst mit 130.000 Schweizer Franken (rund 125.000 Euro) bezuschusst wurden. Im Detail sieht der Plan vor, ein Netzwerk von geschultem Fachpersonal aufzubauen – gerade auch im Hinblick auf trans-Personen – sowie künftig an allen Schulen des Kantons den Unterricht LGBTI* inklusiver zu gestalten.

© Kateryna Novokhatnia
© Kateryna Novokhatnia

Initiator SP-Staatrat Mathias Reynard hofft, die Bevölkerung so für die Lebensweise und die Anliegen von LGBTI*-Personen stärker zu sensibilisieren. Reynard ist der jüngste und progressivste Staatrat, der jemals im Wallis gewählt wurde. Zuvor wurde so auch sehr bewusst darauf geachtet, verschiedene Dienststellen aktiv in die Planungen mit einzubeziehen, um gemeinsam das bestmögliche Ergebnis zu erreichen.

Die Schweiz hat in den letzten Jahren immer weitere Schritte unternommen, um die Gleichstellung von LGBTI* voranzutreiben. Zuletzt wurde so im Dezember 2020 die gleichgeschlechtliche Ehe beschlossen, die nach einem Referendum im September 2021 rechtskräftig wurde. Bundesweit sprach sich eine Mehrheit von rund 64 Prozent der Schweizer für die gleichgeschlechtliche Ehe aus, wobei die Unterschiede von Kanton zu Kanton sehr unterschiedlich ausgefallen sind. Vereinfacht lässt sich festhalten, je ländlicher und christlicher geprägt eine Region war, desto weniger Befürworter konnte die Schweizer „Ehe für alle“ gewinnen. Gerade in diesen Regionen kommt es immer wieder auch noch zu Feindseligkeiten gegenüber LGBTI* - im Durchschnitt kommt es jede Woche in der Schweiz zu zwei Fällen von Hasskriminalität (Projekt Hate Crime). Im Wallis stimmte eine knappe Mehrheit von 56 Prozent für die „Ehe für alle“. Ab 1. Juli 2022 sind dann bundesweit gleichgeschlechtliche Eheschließungen möglich.        

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