Hamburg geht neuen Weg Können religiös-motivierte Hasstaten reduziert werden?
Die Stadt Hamburg führt als erstes Bundesland in ganz Deutschland den sogenannten “Religionsunterricht für alle“ ein. Ab kommendem Schuljahr sollen damit erstmals in Deutschland katholische, evangelische, islamische, jüdische sowie andere Glaubensrichtungen gemeinsam in einem Unterrichtsfach an den Schulen gelehrt werden. Auch konfessionslose Kinder sollen dann an dem Unterricht teilnehmen können.
Seit 2019 gab es in Hamburg dazu bereits ein entsprechendes Pilotprojekt, das sich sehr positiv auswirkte und deswegen nun im ursprünglichen Wortsinn “Schule machen soll“. Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) sprach von einer „bundesweiten Signalwirkung“ und begrüßte ausdrücklich den gemeinsamen Religionsunterricht aller großen Konfessionen. Der Hamburger Weg werde laut Rabe von anderen Ländern mit großer Aufmerksamkeit beobachtet. Nach anfänglichen Bedenken hatte sich schlussendlich auch das katholische Erzbistum der Hansestadt dazu entschlossen, sich an dem Modellprojekt zu beteiligen.
Vertreter verschiedener Religionen sowie auch Rabe selbst betonten dabei, dass der Hintergrund der Aktion der Wunsch nach mehr Frieden sei – gerade auch zwischen den Religionen und ihren weltlichen Vertretern. Ein weiterer Aspekt dürfte dabei gerade auch für die LGBTI*-Community eine besondere Bedeutung haben: Die Hoffnung ist groß, dass ein interreligiöser Unterricht, der jungen Menschen verschiedene religiöse Blickwinkel und Sichtweisen offenlegt, auch die Einsicht und das Verständnis für andere Lebenswelten befördert, beispielsweise auch jene von Atheisten oder queeren Menschen.
Bisher gehören Religionen zu den Gruppierungen, die am stärksten bewusst wie unbewusst den Hass und die Ablehnung von LGBTI*-Menschen befördern. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes belegte bereits mehrfach in Studien, dass der Religion eine besonders große und negative Rolle in Anbetracht des Hasses gegenüber Homosexuellen zukommt.
Demnach sind rund 30 Prozent aller religiösen Menschen in Deutschland homophob. Je stärker dabei der eigene Glauben ausgeprägt ist, desto fundamentaler und hasserfüllter wird auch Homosexualität abgelehnt. Im extremen Maße zeigt sich das noch einmal bei Männern mit Migrationshintergrund – hier sind die Zahlen nach Angabe der Bundesstelle auf Grund der religiösen Prägung „signifikant höher“.
So könnte sich das Hamburger Pilotprojekt nicht nur als eine friedensstiftende Aktion mit Vorbild-Charakter für Schulen in ganz Deutschland entwickeln, sondern zudem auch dazu beitragen, religiös geprägten Hass gegenüber queeren Menschen durch gezielte Bildungsmaßnahmen und eine interreligiöse Horizonterweiterung zu minimieren.