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Mariah Carey // © Archiv
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Leben und neues Album Mariah Carey: Ihr Leben und ihr neues Album „Caution“

ms - 06.12.2018 - 07:00 Uhr

Nach vier Jahren Pause gibt es im November 2018 ein neues Album der Diva Mariah Carey namens „Caution“ zu hören. Es ist das mittlerweile fünfzehnte Werk der megaerfolgreichen US-Künstlerin, die Jahr 1990 mit ihrem nach ihr betitelten Debüt ihren Durchbruch feierte – es verkaufte weltweit über 17 Millionen Einheiten und wird als die erfolgreichste CD des Jahres gefeiert. Das Album brachte Mariah Carey schließlich ihre ersten Grammy-Auszeichnungen ein und zwar in den Kategorien „Best New Artist“ sowie „Best Female Pop Vocal Performance“.

Geboren wurde Mariah Carey am 27. März 1970 in Long Island: Ihr Vater ist ein afro-venezolanischer Techniker, die Mutter eine irische Gesangslehrerin sowie Opernsängerin. Das Talent war ihr also bereits in die Wiege gelegt worden und auch ihr Name trägt musikalische Züge, denn Carey wurde nach dem Song „The Call The Wind Mariah“ benannt. Das Lied stammt aus dem Broadway-Musical „Paint Your Wagon“ (auf Deutsch: „Westwärts zieht der Wind“), in dem es unter anderem um einen Siedlertreck geht. Auch Careys Familie ist im gewissen Sinne von diesem Thema betroffen, denn sie mussten oft umziehen, da sie wegen ihrer Multikulturalität mehrfach rassistisch angefeindet wurden. Mariah fand Trost in der Musik und begann bereits mit vier Jahren Lieder aus dem Radio nachzusingen, ihre Mutter trainierte ihre Technik weiter und schon bald schrieb sie als junges Mädchen ihre eigenen Lieder.

Nach ihrer Schule zog Mariah nach New York, wo sie sich mit Jobs als Kellnerin und Garderobiere über Wasser hielt. Nebenbei versuchte sie ihre Demos bei Plattenfirmen unterzubringen und irgendwann klappte es bei Columbia. Hier sollte Carey als Gegenentwurf zu Whitney Houston und Madonna, die beide bei Konkurrenz-Firmen unter Vertrag waren, aufgebaut werden. Ihre erste Single „Vision Of Love“ zeigte die komplette Bandbreite des beeindruckenden Stimmumfang Mariah Careys und löste den so genannten Melisma-Trend aus: Dabei handelt es sich um eine Tonfolge, die nur auf einer Silbe gesungen wird – es kommen also gleich mehrere (!) Noten auf einen (!) Vokal, was eine ziemliche schwere Technik ist. Die poppige wie dramatische R&B-Ballade war eine unglaubliche Inspiration für andere Künstler, so sagt Beyoncé Knowles beispielsweise, dass „Visions Of Love“ sie erst zum Singen gebracht habe und zwar in dem Moment als sie den Song erstmals hörte.

Ihr zweites Album „Emotions“, eine Hommage an die Motown-Ära, wurde ebenfalls ein riesiger Erfolg, aber da sich Mariah Carey weigerte auf Welt-Tournee zu gehen, begannen Kritiker an ihrer 5-Oktaven-Stimme zu zweifeln: Ihr wurde nachgesagt, sie sei nur eine Studio-Kreatur und sie könne nicht live singen. Um allen das Gegenteil zu beweisen, trat Carey bei der legendären Reihe MTV Unplugged auf und mit vielen ihrer eigenen Lieder und einer Überraschungscoverversion von „I’ll Be There“ der Jackson 5 brachte sie alle Lästermäuler zum Schweigen. Es folgten weitere erfolgreiche Alben, doch privat begann nach der Scheidung von ihrem Entdecker Tommy Mottola eine schwierige Phase. Musikalisch betrat Mariah Carey hingegen neue Pfade und veröffentlichte nun auch Musik für Kinofilme, wie den Song „When You Believe“, zusammen mit Whitney Houston für den Film „Der Prinz von Ägypten“. Ab dann war in ihr die Lust geweckt, ihr eigenes Schauspieltalent auszuprobieren: 2001 spielte Carey in dem Film „Glitter – Glanz eines Stars“ mit, in dem sie eine Sängerin aus den Achtzigerjahren spielte. Doch die Kritiker zerrissen ihre Leistung in der Luft, sie „gewann“ gar die „Goldene Himbeere“, den Preis als schlechteste Schauspielerin des Jahres plus den schlechtesten Film des Jahres. Mit dem Soundtrack lief es hingegen besser, die Single „Loverboy“ wurde die meistverkaufteste des Jahres. All diese Turbulenzen führten dazu, dass Carey noch in diesem Jahr einen Nervenzusammenbruch erlitt.

Doch Mariah Carey ist eine Kämpferin: 2005 gelang ihr ein großartiges Comeback mit dem entsprechenden Titel für ihr neues Album – „The Emancipation Of Mimi“. Die Produktion dieses emanzipierten Albums (Mariahs privater Kosename ist übrigens Mimi) übernahm niemand Geringeres als Kanye West oder das wegweisende Team The Neptunes, bestehend aus Pharrell Williams und Chad Hugo. Sie arbeitete zudem mit Rapper Snoop Dogg für eine Single zusammen, war auf dem Titelbild des „Playboy“ und schob ihr elftes Album „E=MC²“ hinterher. Und mit diesem Werk gelang ihr etwas Sensationelles, denn sie überholte damit sogar den King, Elvis Presley, in Sachen „meiste Nummer Eins Hits in den USA“. Der einzige Stachel, der blieb: Ihre vielfach belächelten Schauspielambitionen. Doch Carey lässt sich nicht unterkriegen, nimmt Unterricht und bekommt einige kleine Rollen. Für ihren Part in dem Liebesfilm „Der Junggeselle“ mimt sie eine Opernsängerin an der Seite von Renée Zellweger und bekommt erstmals Kritikerlob. Preise bekam sie gar für ihre Rolle in „Precious – Das Leben ist kostbar“.

Trotz einiger Schwierigkeiten im Privaten sowie Gesundheitlichen scheint Carey beruflich 2018 zu sich gefunden zu haben: Ihr mittlerweile fünfzehntes Album „Caution“ (auf Deutsch: „Umsicht“) wurde von angesagten R'n'B-, Electro-, und HipHop-Experten wie DJ Mustard, Skrillex und Timbaland produziert. Zudem gibt es viele interessante Kollaborationen auf Careys neuem Album, zum Beispiel mit Ty Dolla $ign, sie nahm mit Gunna den Song „Stay Long Love You“ auf und „Giving Me Life“ entstand mit dem gefeierten und hochgelobten Electro-R&B-Projekt Blood Orange sowie Slick Rick entstand. Darauf zu finden sind darüber hinaus viele von Carey selbst geschriebene Songs, die im Gegensatz zu früheren Werken zurückhaltender und entspannt klingen. Inhaltlich haben wir es auf dem Album mit durchaus persönlichen und intimen Lyrics zu tun, in denen sich Carey auch verwundbar und schutzsuchend zeigt wie beispielsweise in dem schönen Song „With You“, in dem sie singt: „Promise that you’ll keep me warm“. Aber Carey zeigt auch, dass sie selbstbewusst und emanzipiert ist, einen Traummann, der sie verletzt, wieder fortzujagen, so der Inhalt der Singleauskopplung „GTFO“.

„Caution“ ist somit ein überzeugendes, zumeist im Mid-Tempo gehaltenes, Werk einer Poplegende geworden, auf dem sie ihr gesamtes Können noch einmal bestätigt – im Prinzip ein perfektes Weihnachtsalbum 2018, denn es ist sentimental und glitzert dennoch. Trotz Therapie wegen Depressionen, Schlafstörungen sowie bipolaren Störungen und Versagensängsten beweist die 48-Jährige, dass ihre Stimme immer noch eine der Außergewöhnlichsten im heutigen Pop-Zirkus ist: Der Umfang, der zwischen Alt und Sopran einfach alle Oktaven umfasst, ist unglaublich und sie gehört zu den wenigen, die im Pfeilregister, dem höchsten der menschlichen Stimme, singen können. Sie gehört zu den legendären Stimmkalibern wie zum Beispiel Whitney Houston oder Céline Dion, ihre eigenen Vorbilder sind im Übrigen unter anderem klassische Soul- und Gospel-Sängerinnen wie Billy Holiday, Sarah Vaughn, Gladys Knight oder Aretha Franklin, aber sie ist auch mit Hip-Hop aufgewachsen, so dass sie in ihrer Karriere immer wieder mit Künstlern dieses Genres zusammenarbeitete wie Wu-Tang Clan, The Notorious B.I.G oder The Sugarhill Gang.

„Caution“ ist aber auch als ein Werk zwischen angeblicher Krise – Carey nimmt nach eigenen Angaben mittlerweile die richtigen Medikamente gegen ihre psychischen Probleme – und gereiftem Künstlertum anzusiedeln: Immer wieder ziseliert sie kunst- wie wirkungsvoll mit der zweiten Stimme und setzt diesmal auf zurückgenommene Melodien, die dennoch eine für Carey typische Kraft entfalten. Die klischeehafte Divenhaftigkeit ist auf „Caution“ nicht zu spüren – wer kennt nicht all die Gerüchte über die „schwierige“ Carey, die im Umlauf sind? So soll sie erst in ein Hotel einchecken, wenn ein roter mit Kerzen umsäumter Teppich für sie ausgerollt wurde. Ihre Füße vertragen angeblich keine flachen Schuhe, so dass sie selbst im Fitness-Studio mit High-Heels trainiert und auf Tour an die 100 Paar Stöckelschuhe mitnimmt – für die sie dann selbstverständlich im Übrigen eine eigene Zusatz-Suite braucht. Öffentliche Verkehrsmittel verabscheut Carey im Übrigen genauso wie flache Schuhe, so sagte sie einst: "Ja, ich hasse den Bus. Ich habe dieses Ungetüm einmal betreten und es war schrecklich. Ich werde es mit Sicherheit nie wieder tun!". Mit ihren über 200 Millionen verkauften Tonträgern sowie einem geschätzten Vermögen von an die 500 Millionen US-Dollar muss sie das sicherlich auch nicht mehr tun und ihr neues Album „Caution“ wird sicherlich auch wieder viel in die Kasse der Künstlerin spülen.
Was jedoch viel mehr wert ist, es spült auch neues Selbstvertrauen in die von Krisen gebeutelte Sängerin. Auch privat scheint sie zur Ruhe gekommen, nach einer Fehlgeburt kamen 2011 ihre beiden Zwillinge Monroe (Mädchen) und Moroccan (Junge) zur Welt. Verheiratet ist sie mittlerweile mit dem Schauspieler, Comedian und Rapper Nick Cannon.

Wer die unglaubliche Stimme von La Carey einmal live erleben möchte, hat in Deutschland übrigens dieses Jahr nur einmal die Chance dazu, denn die Diva tritt exklusiv am 05. Dezember 2018 in der Berliner Mercedes Benz Arena auf – und vielleicht singt sie dann auch ihren weihnachtlichen Evergreen „Al I Want For Christmas Is You“, der zuverlässig Jahr für Jahr wieder an der Spitze der Charts steht.

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