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IDAHOBIT setzt weltweit Zeichen für mehr Akzeptanz // © IMAGO / Steinach
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IDAHOBIT Der Feiertag gegen LGBTI*-Hass IDAHOBIT setzt weltweit Zeichen für mehr Akzeptanz

ms - 17.05.2022 - 07:45 Uhr

Am heutigen 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie (IDAHOBIT), erinnern Menschen in Deutschland und rund um den Erdball mit zahlreichen Aktionen an jenen datumsgleichen Tag im Jahr 1990, als Homosexualität aus dem Diagnoseschlüssel ICD-10 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Krankheit gestrichen wurde.

Anfangs wurde der Gedenktag vor allem als Zeichen für die Rechte von Homosexuellen gefeiert, bevor 2009 der Begriff Transphobie in die offizielle Bezeichnung aufgenommen wurde, 2015 folgte Biphobie und 2016 Interphobie.

 

Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland verweist heute darauf, dass queere Menschen noch immer in 69 Staaten strafrechtlich verfolgt und in 11 Ländern sogar mit der Todesstrafe bedroht werden. Der LSVD weiter: „Vielerorts sind staatliche Behörden an der Unterdrückung von LGBTI* beteiligt, verweigern ihnen jeglichen Schutz vor Anfeindungen und Gewalt. Lasst uns gemeinsam zum IDAHOBIT für Menschenrechte, Vielfalt und Respekt auf die Straßen und Plätze gehen. Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen sind Menschenrechte, hier und überall auf der Welt.“

 

Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, ist heute besonders wichtig, auf die steigende Zahl der Hassverbrechen gegenüber der LGBTI*-Community in Deutschland hinzuweisen – zuletzt war ein Anstieg von 50 Prozent binnen eines Jahres verzeichnet worden: „Dieser Tag mahnt uns, beim Kampf für Akzeptanz und gleiche Rechte nicht nachzulassen. Nichts ist gut, wenn Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen nicht gleichberechtigt und in Sicherheit und Freiheit leben können, weltweit und in Deutschland. LGBTI* werden in ihrem Alltag gesellschaftlich noch immer nicht als gleichwertig angesehen, erleben Diskriminierung, Bevormundung und Gewalt. Im vergangenen Jahr wurden laut Bundesinnenministerium deutlich mehr queerfeindliche Straftaten von den zuständigen Landeskriminalämtern registriert als im Vorjahr. Und das sind nur die registrierten Fälle – das Dunkelfeld ist weitaus größer, weil viele Übergriffe aus Scham nicht angezeigt oder oft nicht korrekt registriert werden.“

 

Lehmann bekräftigt dabei abermals, dass es eine Offensive gegen Queer-Feindlichkeit brauche, explizit drängt Lehmann zudem auf mehr Verständnis für die Gesamtsituation bei der Polizei.

Der Queer-Beauftragte ist heute auch in Berlin vor Ort und nimmt die Petition zum “Grundgesetz für alle“ entgegen – eine von zahlreichen Veranstaltungen bundesweit zum IDAHOBIT. Jan Korte, der Parlamentarische Geschäftsführer der Linken, gibt dabei zu bedenken: „Vom IDAHOBIT sollte nicht nur ein symbolisches Zeichen ausgehen. Wir müssen zügig einen überparteilichen Konsens finden und das Grundgesetz um die Merkmale der sexuellen und geschlechtlichen Identität in Artikel 3 Absatz 3 erweitern, so wie es schon seit Jahrzehnten überfällig ist. Vor allem die Konservativen müssen endlich im 21. Jahrhundert ankommen und ihre Blockadehaltung beenden.“

Im Tagesverlauf sind zahlreiche Kundgebungen geplant, darunter nebst Berlin auch in Stuttgart (Motto: STOP HATING US), in Hamburg beim vierzehnten Rainbow-Flash oder auch beispielsweise in Köln, München und Frankfurt am Main.

 

Gerade das Motto aus Stuttgart, der Hass gegenüber queere Menschen, ist auch ein Kernaspekt für Kathrin Vogler, queerpolitische Sprecherin der Linken: „Hass und Gewalt gegen Minderheiten nehmen zu, gerade auch gegen queere Menschen. In Zeiten zunehmender Zukunftsangst nehmen auch Aggressionen zu, daher ist zu befürchten, dass dies kein einmaliger Ausreißer ist. Am IDAHOBIT wollen wir ein Zeichen setzen und dem Hass auf queere Menschen die Rote Karte zeigen. Aber das reicht nicht: Wir müssen 365 Tage im Jahr für eine solidarische Gesellschaft streiten, in der niemand ausgegrenzt wird und niemand Angst vor der Zukunft haben muss. Jeder Mensch hat das Recht, seine geschlechtliche und sexuelle Identität ohne Angst frei zu leben.“

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