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Schweiz kurz vor der Homo-Ehe // © AndreyPopov
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Schweiz kurz vor der Homo-Ehe Bisher kaum Anträge für neue Eheschließungen

ms - 19.05.2022 - 17:00 Uhr

In rund sechs Wochen am 1. Juli ist es soweit – Homosexuelle aus der Schweiz dürfen erstmals hoch offiziell “Ja“ zueinander sagen. Nach einem jahrelangen Kampf und Gegenwehr von Seiten konservativer Hardliner im Alpenstaat votierte zuletzt im September 2021 die Mehrheit der Schweizer in einem Referendum für die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Es dürfte eines der wichtigsten Meilensteine für die LGBTI*-Community des Landes im Jahr 2022 sein.

 

Mit Blick auf die Erfahrungen von fünf Jahre “Homo-Ehe“ in Deutschland zeigt sich, dass auch in der Schweiz aktuell vor allem viele Anfragen in puncto Umwandlungen der eingetragenen Partnerschaft bei den Standesämtern ankommen. In Deutschland wurden im ersten Jahr fast 33.000 gleichgeschlechtliche Ehen vermerkt, zwei Drittel davon waren Umwandlungen von Lebenspartnerschaften. Zentrum der meisten Schweizer homosexuellen Eheschließungen dürfte Zürich sein, die Stadt hat deswegen für die zweite Jahreshälfte 2022 bereits vermehrt speziell dafür Termine freigeschaltet. Allein in der Landeshauptstadt leben aktuell rund 1.400 Paare in einer eingetragenen Partnerschaft. Während die Anfragen nach einer Umwandlung hin zu einer “Homo-Ehe“ inzwischen die Zahl von 100 Fällen überschritten hat, sind neue, gleichgeschlechtliche Eheschließungen bisher fast gar nicht angefragt worden.

 

Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch in anderen, größeren Städten in der Schweiz ab, zumeist sind bis jetzt deutlich weniger als zehn Anträge für eine gleichgeschlechtliche Ehe vermerkt worden. Von einem Flop will man trotzdem noch nicht reden, dazu sei es viel zu früh, wie man vielerorts versichert. Zudem bemisst sich die Wichtigkeit der rechtlichen Gleichstellung von Homosexuellen nicht an der Höhe der tatsächlichen Eheschließungen.

 

Auch in Deutschland ist die Zahl der gleichgeschlechtlichen Eheschließungen seit 2017 jedes Jahr zurückgegangen, zuletzt sank die Zahl binnen eines Jahres um rund 12 Prozent. Kritiker bemerken, dass das Konzept der Ehe vielleicht generell für immer mehr Menschen – auch Homosexuelle – an Wichtigkeit verliert. Während für Schwule und Lesben, die oftmals jahrzehntelang für eine gleichgeschlechtliche Ehe gekämpft haben, das “Ja“-Wort auch ein symbolischer Akt auf dem Weg zu mehr Akzeptanz und Gleichberechtigung ist, empfinden gerade junge queere Menschen jene Form von klassischen Lebensmodellen oftmals als überholt.     

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